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Die Quitte im Maschendraht

Die Quitte im Maschendraht Die Quitte im Maschendraht

Fotobox als Vorpremiere zur Fotoausstellung FOTOSZ 21 in Rothenthurm

Im Paracelsuspark im Klosterdorf sind ab sofort Fotoarbeiten der Einsiedlerin Marann Schneider in einer Fotobox ausgestellt. Dies soll ein Vorgechmack auf die FOTOSZ 21 geben, die Anfang September in Rothenthurm gezeigt wird.

WOLFGANG HOLZ

Ein Sonnenschirm, auf dessen Unterfläche Wassertropfen, geteilt und getrennt von den Streben des Schirms, wie Edelsteine blitzen. Aluminiumträger, deren gestanzte Formen übereinandergestapelt wie ein verschlüsselter, hieroglyphenartiger Text anmutet. Eine Wollmütze, deren gestrickte Fäden im vermoderten Schilf verfilzen und zerfasern. Und da ist noch dieses riesige, gelbe Ding, eine Quitte, die wie ein Beluga-Wal auf dem Grund des Meeres im Maschendraht gefangen erscheint.

Mal selbstredend, mal rätselhaft Die Fotos von Marann Schneider, die in den nächsten drei Wochen in der Fotobox auf dem Paracelsusplatz zu sehen sind, wirken mal selbstredend, mal rätselhaft. Sie befassen sich alle mit Linien. Genauer gesagt mit dem Gegensatz zwischen geometrischen, textuellen Formen – den Linien eben – und biomorphen Gebilden. Sie sind schlicht und ruhig, üben auf den Betrachter aber einen geheimnisvollen Tiefensog aus: Weil die Motive einen ins Bild hineinziehen. Und weil man als Betrachter gleichzeitig versucht, die Linientexte zu entziffern.

Von Linien und Lebenslinien

Linien sind für die 68-jährige Einsiedlerin, die erst seit zwei, drei Jahren aus spontanem Antrieb und aus Freude zu fotografieren begonnen hat, nicht nur geometrische Perspektiven. Als onkologische Pflegefachfrau und Fachlehrerin für Pflege, die sich jahrzehntelang um Chemotherapien und die Schicksale von Krebskranken kümmerte, erzählen ihre Linien vom Leben. Kein Wunder – wurde sie dabei vieler Lebenslinien gewahr. Lebenslinien, die nicht immer einfach

verliefen.

«Linien sind für mich Metapher für das Gelebte, für Anfang und Ende des Lebendigen», wie sie selbst sagt. Ein emotionales Bekenntnis, in dem man eine tiefempfundene menschliche Empathie spürt – wenn man mit Marann Schneider persönlich spricht. Beeindruckend ist dabei auch die technische Qualität der Fotos: Alle ausgestellten Aufnahmen hat sie mit der Kamera ihres Smartphones gemacht. Sie hat ihre Fotos also quasi immer bei sich. Ist ihnen nahe.

«Marann Schneider hat ein gutes Auge fürs Detail entwickelt », würdigte Werner Schibig, OK-Präsident von FOTOSZ 21, am Montagabend bei der Vernissage vor kleinem Publikum die gezeigten Fotos der «Ur-Einsiedlerin ». Diese ist ja unter anderem durch ihr vielfaches kulturelles Engagement fürs Chärnehus und fürs Fram-Museum keine Unbekannte im Klosterdorf.

Schwarzer Holzwürfel Ganz unscheinbar, fast unmerklich ist der begehbare schwarze Holzwürfel am oberen Ende des Paracelsusplatzes in Einsiedeln platziert. Werner Schibig ist aber überzeugt, dass der Ort für das kleine fotografische Panoptikum, das nun drei Wochen täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet ist, gut gewählt ist, weil er von der Strasse sofort bemerkt wird. «Die Werbewirkung ist deshalb nicht schlecht», so Schibig. Geworben werden soll mit der Fotobox und dieser Vorausstellung für die vom 1. bis 5. September in der Markthalle in Rothenthurm stattfindende grosse Fotoausstellung FOTOSZ 21.

Daran nehmen bekanntlich sowohl professionelle Fotografen und Fotografinnen sowie Amateure teil. Im Zentrum der Fotoschau steht der Kanton Schwyz. Will heissen: Entweder haben die Fotografen oder ihre Projekte einen Bezug zum Kanton Schwyz. Auch an anderen Orten im Kanton Schwyz wird derzeit mit Fotoboxen noch auf die FOTOSZ 21 aufmerksam gemacht: in Brunnen und in Küssnacht.

«Marann Schneider hat ein gutes Auge fürs Detail entwickelt.»

Werner Schibig, OK-Präsident FOTOSZ 21

Marann Schneider vor der Fotobox auf dem Paracelsusplatz, in der sie «Linien»-Motive thematisiert.

Ein Blick ins Innere der Fotobox. Fotos: Wolfgang Holz

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