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«Die Feuerwehr ist gut gerüstet»

«Die Feuerwehr ist gut gerüstet» «Die Feuerwehr ist gut gerüstet»

Situationsanalyse und Zukunftsblick des Einsiedler Kommandanten Marcel Zehnder

Zweimal Hochwasser innert 24 Stunden. Wo steht eine Milizorganisation wie die Feuerwehr Einsiedeln angesichts solcher Naturereignisse? Ein Augenschein vor Ort am letzten Freitagmorgen.

VICTOR KÄLIN

Auch nach dem intensiven Doppeleinsatz vom 25. und 26. Juli läuft die Feuerwehr Einsiedeln nicht auf dem letzten Zacken. Wenn einer das beurteilen kann, ist es Major Marcel Zehnder. Der Kommandant bescheinigt seiner Truppe eine robuste Verfassung: «Wir haben einen guten Mix aus jungen und erfahrenen Männern und Frauen.» Und ja: Erstmals seit vielen Jahren ist der Sollbestand von 100 Angehörigen erfüllt – auch das eine Aussage über den Fitnessstand der Feuerwehr. Der Frauenanteil liegt aktuell bei 9 Prozent.

Zu wenig Platz

«Die Feuerwehr Einsiedeln ist ganz generell gut gerüstet», fasst Zehnder zusammen. Das Personaletat ist erreicht, die Leute sind motiviert, Material und Ausrüstung sind zeitgemäss. 2020 wurde ein mobiles Hochwasserschutzsystem angeschafft und 2023 steht mit dem Ersatz des Hubrettungsfahrzeuges, respektive dem Kauf einer Autodrehleiter eine nächste grössere Investition an. Einzig das Feuerwehrlokal ist mittlerweile für die Bedürfnisse einer Stützpunktfeuerwehr etwas zu klein und droht bald aus allen Nähten zu platzen. Ein Antrag auf eine Vergrösserung um weitere vier Garagenplätze ist beim Bezirk eingereicht, aber noch nicht beantwortet.

Als die Feuerwehr im Jahr 2000 an der Langrütistrasse ihr neues Zuhause beziehen konnte, gab es acht Einsatzfahrzeuge; aktuell sind es zwölf. Mit der Folge, dass einige Reservegerätschaften in andere Bezirksliegenschaften ausgemietet werden müssen. Im Vergleich mit einigen anderen Feuerwehrstandorten im Kanton Schwyz «dürfen wir in Einsiedeln jedoch zufrieden sein», stellt Zehnder klar.

Genügt das Milizsystem?

Mit Blick in die Zukunft sieht der Kommandant verschiedene neue Herausforderungen auf die Feuerwehr zukommen: extreme Wetterereignisse wie Starkniederschlag und Trockenheit sowie eine fortschreitende technische Entwicklung. Das führt zu neuen Schadenbildern und zusätzlichen Ansprüchen an die Sicherheit der Feuerwehr-Angehörigen.

Kann ein Milizsystem den sich abzeichnenden Anforderungen auch in Zukunft gerecht werden? «Die Frage nach einer Berufsfeuerwehr oder einer Mischvariante haben wir uns auch schon gestellt – und gleich wieder verworfen», erklärt Zehnder. «Nur schon bei einem Minimalbestand geht das in die Millionen. » Und auch angesichts der zu leistenden Einsätze hält er, der in Zürich als Berufsfeuerwehrmann arbeitet, eine solche Massnahme für nicht gerechtfertigt.

Blickt man auf der Einsatzstatistik zehn Jahre zurück, lag der Schnitt ehemals bei 45 Einsätzen pro Jahr. In den letzten fünf Jahren stieg diese Zahl auf 65. Gegenteilig verläuft hingegen die Zahl der geleisteten Stunden: Sie nimmt ab. Auch die Einsätze bei Elementarereignissen wie Hochwasser sind sinkend; doch 2021 könnte mit bereits vier Einsätzen (Stand Freitagmittag) eine Ausnahme werden.

Marcel Zehnder wähnt die Feuerwehr in Einsiedeln gut unterwegs und eingebettet: in den Familien der Feuerwehrangehörigen, bei den Arbeitgebern sowie in der Öffentlichkeit, welche letztlich auch Steuerzahler ist: «Die Feuerwehr wird von der Bevölkerung getragen.»

Selbst in der Fahrzeughalle ist der Platz knapp, um die Anforderungen erfüllen zu können, die an eine Stützpunktfeuerwehr gestellt werden. Fotos: Victor Kälin

«Bereitschaft, Idealismus, Kameradschaft: Ich kann stolz sein auf meine Truppe»: Der Einsiedler Feuerwehrkommandant

Jeder Spind ist besetzt: Die Feuerwehr hat den Sollbestand von 100 Personen erreicht.

Major Marcel Zehnder.

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