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Kilian Wenger ist verdienter Sieger

Kilian Wenger ist verdienter Sieger Kilian Wenger ist verdienter Sieger

Brünig-Schwinget war fest in Berner Händen – Schwyzer ohne Kranzgewinn

Schwingerkönig Kilian Wenger bezwang im rein bernischen Schlussgang beim Brünig-Schwinget nach wenigen Sekunden Ruedi Roschi mit Kurz und konnte damit den Bergklassiker nach 2014 zum zweiten Mal für sich entscheiden. Die Innerschweizer waren enttäuschend.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Bereits vor Beginn mussten die Organisatoren einen Dämpfer hinnehmen. Von den 24 angemeldeten Eidgenossen mussten acht Forfait geben. So fand der Brünig-Schwinget ohne Schwingerkönig Christian Stucki und Joel Wicki statt. Von den Schwyzern musste Christian Schuler wegen Nackenbeschwerden ebenfalls kurzfristig absagen. Damit hatten die ohnehin favorisierten Berner gegenüber den Inner- und Nordwestschweizern ein weiteres Plus auf ihrer Seite. Sie dominierten das Geschehen von Beginn weg beinahe nach Belieben. Die Zwischenrangliste nach drei Gängen sprach denn auch eine deutliche Sprache.

Innerschweizer mussten unten durch Ruedi Roschi führte vor Kilian Wenger, Kilian von Weissenfluh und Curdin Orlik. Alle wiesen drei Siege auf. Die Innerschweizer, die im dritten Durchgang bös unten durch mussten, fielen für den Tagessieg schon früh ausser Traktanden. Bei ihnen war so richtig der Wurm drin. So verlor Erich Fankhauser gegen Michael Ledermann, und Adrian Walther wurde für Sven Schurtenberger zum Stolperstein. Der 19-jähriger Berner sorgte damit für die grösste Überraschung am Vormittag. Angesichts der grossen Überlegenheit der Mutzen kam es bereits im vierten Gang zu reinen Berner Paarungen. Es stellte sich die Frage, ob die Innerschweizer davon profitieren und Terrain gutmachen würden. Darauf gab es bald eine Antwort.

Ruedi Roschi stark

Als Einziger wies vor dem Ausstich Ruedi Roschi noch eine reine Weste auf. Auf ihn hätte am Morgen wohl niemand gewettet. In der Zwischenrangliste gab es allerdings nichts Neues. Die vorderen Plätze wurden von den Bernern eingenommen. Der Rest lag zurück. Die Innerschweizer mussten sich damit begnügen, den Schaden in Grenzen zu halten. Mehr lag für sie nicht mehr drin. Obschon Ruedi Roschi gegen Joel Strebel mit Kurz ausmanövriert wurde, wies er die gleiche Punktezahl wie Kilian Wenger auf. Die beiden Berner Oberländer bestritten den Schlussgang.

Wenger überragend Schwingerkönig Kilian Wenger trumpfte bereits zum Auftakt mit den Siegen gegen Reto Nötzli und Jonas Burch mit Kurzzügen gross auf. Ebenfalls chancenlos blieb Urs Doppmann. In einer farblosen Begegnung trennte er sich mit Matthias Aeschbacher resultatlos. Mit einem Zehnerwurf gegen Stefan Gäumann stand seine Schlussgangteilnahme fest.

Der 31-jährige Ruedi Roschi hatte in den letzten Jahren immer wieder Verletzungspech zu beklagen. Was er zu leisten vermag, wenn er fit antreten kann, zeigte der Nicht-Eidgenosse mit einer starken Leistung. Zu magistralen Siegen kam er gegen den zähen Luzerner Werner Suppiger und den Aargauer Eidgenossen Andreas Döbeli. Die Schlussgangteilnahme ist für ihn der grösste Erfolg seiner Laufbahn. Sein Vater David Roschi reüssierte auf dem Brünig vor 51 Jahren. Berner mit ausgezeichnetem Nachwuchs Dass die Berner über ausgezeichneten Nachwuchs verfügen, bewies Adrian Walther. Mit der Höchstnote gegen Roland Reichmuth klassierte er sich im alleinigen dritten Rang. Nach seinem Sieg am «Seeländischen» sorgte mit Fabian Staudenmann, ein weiterer Vertreter der jüngeren Gilde, mit seiner unbekümmerten Schwingweise für Aufsehen. Im Sog vom alles überragenden Kilian Wenger wuchsen noch weitere Innerschweizer förmlich über sich hinaus. Innerschweizer enttäuschend

Die Kranzverteilung widerspiegelt das Kräfteverhältnis auf eindrückliche Art. Von den 19 abgegebenen Kränzen ergatterten die Berner mit einem Dutzend vor den Innerschweizern (4) und den Nordwestschweizern (3) den Löwenanteil. Die Innerschweizer kamen nicht aus den Startlöchern. Zu schwer wog die Hypothek der schmerzlichen Abwesenheit ihrer beiden Zugpferde Joel Wicki und Pirmin Reichmuth. Sichtlich im Stolz verletzt, mobilisierten einige von ihnen zum Schluss sämtliche Reserven und vermochten noch ein paar wenige positive Impulse auszulösen.

Bestklassierter Innerschweizer blieb der 23-jährige Zuger Marco Reichmuth dank den beiden Höchstnoten im Ausstich gegen Dominik Zangger und Adrian Gäggeler. Erich Fankhauser, Brünig-Sieger vor drei Jahren, machte mit einer starken zweiten Hälfte viel Terrain gut. Nachdem Sven Schurtenberger zu Beginn bös unten durch musste, besann er sich seiner Qualitäten und holte drei Siege in Serie. Die Erfolge gegen Michael Ledermann und Simon Anderegg musste er sich hart erkämpfen. Zu einem sicheren Wert für die Innerschweizer entwickelt sich immer mehr der Luzerner Urs Doppmann. Im Ausstich konnte er sich die beiden für den Kranzgewinn benötigten Höchstnoten holen.

Schwyzer gewannen keinen Kranz

Erstmals seit Jahrzehnten schaffte es kein Schwyzer unter die Kranzträger. Ohne ihre Asse Mike Müllestein, Alex und Christian Schuler hatten sie einen schweren Stand. Alle Hoffnungen ruhten auf Reto Nötzli. Doch bereits im Anschwingen wurde ihm Schwingerkönig Kilian Wenger vorgesetzt. Er musste nach einer Minute auf einen wuchtigen Kurz kapitulieren. Nachdem er Dominik Zangger zu den Verlierern reihte, teilte er die Punkte mit Lukas Renfer und Adrian Klossner. Wegen einer Knieverletzung konnte er den Wettkampf nicht mehr fortsetzen. Damit bleibt dem Pfäffikoner der Brünig-Kranz weiter verwehrt. Vom Sextett der Schwyzer fehlten Stefan Kennel 0.75 Zähler. Nach einem schwachen Beginn holte er noch drei Siege. Bruno Schürpf und Marcel Arnold brachten es auf zwei Siege.

Neben den beiden Eidgenossen Christian und Alex Schuler verzichteten auch Adrian Steinauer und Philipp Schuler auf eine Teilnahme, was im Hinblick auf die kommenden Kantonalfeste ein richtiger Entscheid ist.

Aus Niederlage lernen Dass bei den Innerschweizern nebst einigen Titularen manchmal auch das nötige Quäntchen Glück fehlte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Innerschweizer am Brünig wohl eine der grössten Niederlagen der letzten Jahre einstecken mussten. Sie wurden von den Bernern deutlich hinter sich gelassen. Einmal mehr zeigte sich, dass ein erfolgreicher Start die halbe Miete wert sein kann. Nach dem Motto «auf eine misslungene Hauptprobe» folgt meist eine erfolgreiche Premiere, dürfen die Innerschweizer Schwinger dem Kilchbergerschwinget am 25. September, dem absoluten Saisonhöhepunkt, aber trotzdem mit berechtigter Zuversicht entgegenblicken. Sie tun gut daran, die missliche Hauptprobe nicht zu überzubewerten (siehe Resultate).

Kilian Wenger kurzt nach wenigen Sekunden Ruedi Roschi zum Resultat.

Foto: zvg

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