Mit dem Traktor durch die Schweiz – heute lesen, was morgen im EA steht
800 Kilometer und neun Kantone: Mit ihren historischen Traktoren fuhren sechs Freunde von Stein am Rhein in den Jura. Einer davon war der Willerzeller René Bisig aus Wädenswil (Foto).
Victor Kälin
Wenn die «Traktorfründe vom Rhy» unterwegs sind, ist ihnen die Aufmerksamkeit gewiss. Das liegt in erster Linie an den fahrbahren Untersätzen, den sechs Oldtimertraktoren, jedes aufgrund seines Alters ein Unikat, ganz sicher aber im Verbund. Einer davon, ein Bührer mit Jahrgang 1957, gehört René Bisig, einem gebürtigen Willerzeller. Mit diesem inzwischen 64 Jahre alten Gefährt machte Bisig sich vom 21. bis 26. Juni auf in den Jura. Zusammen mit seinen fünf Kollegen, bekannt als «Traktorfründe vom Rhy».
Sich zu helfen wissen
Die Route führte ab Stein am Rhein durch insgesamt neun Kantone: Schaffhausen, Thurgau, Zürich, Solothurn, Baselland, Jura, Bern, Fribourg und Aargau. «Obwohl wir alle unsere Traktoren jeweils topvorbereiten», so Bisig, «wissen wir, dass auf jeder Reise mit Überraschungen zu rechnen ist.»
Die Ausgabe 2021 sollte da keine Ausnahme bilden: Bereits vor Andelfingen, schwer am Anfang der Reise also, hätte es «zu stinken und zu rauchen begonnen». Blockierte Bremsen, lautete der Befund. Die Routiniers behalfen sich in diesem Fall mit dem Rückwärtsgang, und die Bremsen waren gelöst. Als kurze Zeit später ein Alternator seinen Dienst aufgeben wollte, schob man den Traktor so lange an, bis er ansprang. Verspätet und hungrig, aber heil, kam das Sextett am ersten Halt, in Breitenbach, an. Beim Abendessen wurde es trotzdem lustig.
Verschüttete Strasse
Auch die nächsten Tage wurde die Reisegruppe auf Trab gehalten. Bisig berichtet, dass Dauerregen «auch im Traktor nicht schön» sei, und der Balmberg mit seinen 26 Prozent Steigung ebenso wenig. Im Abendverkehr durch Solothurn hätte es nicht nur freundliche Blicke gegeben, da mancher Automobilist später nach Hause gekommen sei. Nach weiteren Regengüssen und einer verschütteten Strasse wurde das Wetter freundlicher – nicht aber die Strasse den Gurnigel hinauf. Einige Umwege später und Traktor sei dank erreichte die Truppe das anvisierte Nachtlager. «Doch Strasse», so Bisig, «konnte man das nicht mehr nennen.»
Über den Jaunpass gings durchs Freiburgerland ins Simmental. Den Hahnenmoospass hinauf wurden die Traktorfahrer «wie aus Kübeln verschüttet» – dafür mit einem feinen Alpzvieri verwöhnt. Durchs Berner Oberlang fuhr man weiter nach Neuendorf. Dort wurden sie von Verwandten eines «Traktorfründes» herzlich begrüsst und bewirtet – von dort aus ging es dann weiter Richtung Jura. «Müde und in Erwartung einer weiteren langen Etappe war jeder von uns froh, dass ein Bett auf ihn wartete», erinnert sich René Bisig.
Unvergessliche Erlebnisse
Die Herausforderungen einer Reise mit Oldtimern sind aber nur der eine Aspekt. Bisig erwähnt die unzähligen Gespräche mit Passanten, die Faszination der alten Traktoren, die vielen Fotowünsche, aber ebenso die Kameradschaft und Hilfsbereitschaft untereinander. «Auch diese Reise war ein spannendes und unvergessliches Erlebnis. Wir haben unsere Freundschaften vertieft, neue Seiten der Schweiz kennengelernt und über vieles nachgedacht.»