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«Sicher ist für uns diese Fahrt auch ein Abenteuer»

«Sicher ist für uns diese  Fahrt auch ein Abenteuer» «Sicher ist für uns diese  Fahrt auch ein Abenteuer»

Rotarier Conrad Kälin (60) überführt ein Feuerwehrfahrzeug nach Moldawien, das dort der lokalen Feuerwehr geschenkt wird. Seine Mitfahrer und er werden lange unterwegs sein.

WOLFGANG HOLZ

Herr Kälin, am Sonntag müssen sie schon früh aus den Federn. Um 4 Uhr am Morgen fahren Sie nach Moldawien los, um ein Feuerwehrfahrzeug zu übergeben. Welche Strecke fahren Sie da, und wie lange werden Sie wohl brauchen? Wir fahren über Österreich, Ungarn und Rumänien. Wir übernachten zweimal, bevor wir am dritten Tag Moldawien erreichen werden – genauer gesagt: Calarasi, das ungefähr 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Chisinau liegt.

Fahren Sie ganz allein, oder löst Sie jemand am Steuer ab?

Im Feuerwehrauto sind wir zu zweit: Peter Buchmann und ich. Werner Hübscher und James Kälin begleiten uns mit einem Personenwagen – mit dem wir dann später zurückfahren. Wir treffen uns jeweils abends im Hotel, mit dem Feuerwehrfahrzeug darf ja nur maximal 80 Stundenkilometer gefahren werden. Insgesamt liegen 1959 Kilometer vor uns. Haben Sie die notwendigen Coronazertifikate alle in der Tasche und rechnen Sie damit, überall problemlos über die Grenzen zu kommen? Ja, betreffs der gesundheitlichen Regelungen dürfte es wegen Corona keine Probleme geben. Was das Feuerwehrauto angeht, hat es eine deutsche Zollnummer und ist mit dieser Nummer 30 Tage im EU-Raum versichert. Für die moldawischen Behörden mussten wir vorab eine notariell beglaubigte Spendenrechnung und Schenkungsurkunde einreichen. Zudem erwartet uns an der Grenze eine offizielle Delegation, bestehend aus zwei lokalen Feuerwehrchefs, einem Polizisten sowie einem behördlichen Vertreter der Wirtschaftsabteilung. Dabei ist auch Victor Hoffmann, der Geschäftsstellenleiter der Firma Steinel in Rumänien und Moldawien, der das Ganze für uns koordiniert.

Wie kommts überhaupt, dass Sie ein Feuerwehrfahrzeug in Moldawien übergeben? Wir wollen der örtlichen Feuerwehr helfen, besser ausgerüstet zu sein für ihre Einsätze. Die Kontakte bestehen, seitdem Rotary Einsiedeln ein Spital in Rumänien unterstützt hat, und wir vor vier Jahren bereits ein Feuwehrfahrzeug nach Cristian gebracht haben. Das jetzige Spendenprojekt hat einen Umfang von rund 30’000 Euro, von dem der grösste Teil von Rotary Einsiedeln finanziert wird sowie von privaten Spendern und Gönnern und natürlich von den Getränkemarktkunden, die den zur Kasse umgebauten Feuerlöscher «gefüttert» haben. Darin steckt auch eine Menge Ausrüstungsmaterial der Feuerwehr Einsiedeln – darunter 60 Feuerwehrtenüs.

Wäre es nicht einfacher, den Feuerwehrleuten in Moldawien einen Scheck zu schicken, damit diese sich ein neues Feuerwehrauto kaufen können? Oder geht es Ihnen persönlich auch um ein bisschen Abenteuer? Man muss schon sehen, dass es in Moldawien viel Korruption gibt. Das Geld würde sicher nicht ankommen oder nur ein kleiner Teil davon. Wir haben unsere Vertrauensleute von Rotary Chisinau vor Ort. Zudem könnten die Feuerwehrleute dort unten nicht so einfach gutes Ausrüstungsmaterial erwerben. Sicher ist diese Fahrt für uns auch ein Abenteuer – ein Abenteuer, bei dem wir allerdings anderen helfen können. Was ist das für ein Feuerwehrauto und was ist das noch wert? Das Feuerwehrfahrzeug hat Baujahr 1993 und stammt von einem Occasionshändler unseres Vertrauens in Deutschland. Es war zuletzt bei der Feuerwehr in Rastede im Einsatz und hat 20’000 Euro gekostet. Wir haben das Fahrzeug letzte Woche abgeholt. Der Vorteil an dem Fahrzeug ist, dass alles mechanisch funktioniert und nicht mit teurer Elektronik ausgestattet ist, die man in Moldawien kaum reparieren könnte. Wie lange werden Sie in Moldawien bleiben, und wo werden Sie übernachten? Wir werden insgesamt zehn Tage unterwegs sein. In Moldawien selbst werden wir drei Tage verbringen und in einem Hotel untergebracht sein. Auf der Rückfahrt werden wir dann bei den Feuerwehrkollegen in Cristian, Siebenbürgen, vorbeischauen und in der Pension von Victor Hoffmann übernachten, bevor wir in zwei Tagesetappen zurück nach Einsiedeln reisen. Wird Ihnen die moldawische Feuerwehr ein Fest bereiten? Was genau geplant ist, wissen wir nicht. Es wird auf jeden Fall beim offiziellen Übergabetermin der Feuerwehrchef von Moldawien anwesend sein sowie fünf Bürgermeister der Gemeinden, in deren Region das Feuerwehrfahrzeug zum Einsatz kommen soll. Danach könnte es sein, dass es wie in Rumänien einen kulturellen Abend gibt.

Foto: Wolfgang Holz

Conrad Kälin

Jahrgang: 1961 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Getränkehändler Hobbys: Feuerwehr Männerturnverein

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