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Mattscheibe

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ZWISCHENLUEGETEN 3

HASCHI GYR

Da haut die Schweiz doch Frankreich ’raus. Mann, war das ein Spiel. Doch wie ich gehört habe, gabs tatsächlich einige Kurvenbremser, die nach dem 3:1 für Frankreich die Kiste entnervt ausgeschaltet und sich ins Bett verkrochen hätten. Welche Heckenpenner! Einen solchen Match zieht man durch. Keine Rede. Da steht man wie ein Mann.

Naja, genau genommen habe auch ich nicht den ganzen Match gesehen. Um ehrlich zu sein: Nach der Schweizer Führung habe ich nicht mehr geschaut. Wie könnte ich auch? Mein Fernseher machte unverhofft auf Mattscheibe. Null. Aus. Fertig. Kein Bild. Kein Ton. Nichts. Schwarz und still wie eine Live-Übertragung aus dem gesperrten Gotthard-Tunnel.

Natürlich habe ich mir das anders vorgestellt. So ein Achtelfinal schaut man sich standesgemäss an: mit Bier und Grillwurst. So musste ich mich entscheiden, den Grill in mein Wohnzimmer zu stellen, oder den Fernseher zum Grill. Ich traf die falsche Entscheidung. Ich stellte die Glotze in den Garten. Dabei unterschätzte ich sträflich, wie feuchtigkeitsanfällig Verlängerungskabel sind. Kaum setzte am Montag der Regen ein, machte es «Pfuff!» – und aus die Maus. Definitiv. Da hätte selbst ein Defibrillator nicht weitergeholfen.

Ich schraubte, streichelte, trocknete … nichts ging mehr. Ausser auf dem Grill. Der lief auf Hochtouren und verkohlte derweil meine letzte mir gebliebene Freude. Zum Glück sind meine Ohren noch in Ordnung. Dank der Nachbarn konnte ich den Match wenigstens zu Ende hören.

*

Herr Hanspeter Gyr schwor sich noch am selben Abend, dass er das heutige Viertelfinal gegen Spanien in seiner Lieblingsbeiz anguckt. Und bereut unablässig, dass er den Grill nicht in der Wohnung aufgestellt hat.

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