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Socken

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ZWISCHENLUEGETEN 3

MARTHA EMMENEGGER

Kennen Sie das auch? Das Fehlen einzelner Socken nach der Wäsche. Immer mal wieder. Spurlos verschwunden. Ein globales Thema scheint das zu sein, gibts doch tatsächlich am 9. Mai einen internationalen Tag «der verlorenen Socke». Sogar einen Roman habe ich mal gelesen über den Ort der verschwundenen Socken. Sozusagen eine Parallelwelt der Waschmaschinentrommel. Jede Socke Single dort. Wie die Zurückgebliebene in unserer Welt. Als Optimistin lege ich alle Single- Socken in ein Körbli. Denn hie und da findet sich so plötzlich ein akzeptabel zusammenpassendes neues Paar und somit die Chance auf ein zweites Leben wieder zu Zweit. Mein Körbli gleichsam in der Funktion als Partnervermittlung. Eine Art analoges Parship-Portal für Socken. So sorge ich immer wieder mal für ein Happy End wie Rosamunde Pilcher. Und mein ökologischer (besockter) Fussabdruck verkleinert sich auch noch.

Anyway, es ist eines der (noch) ungelösten grossen Rätsel der Menschheit. Wohin gehen all die Socken? Oder alle anderen Gegenstände, die sich zwischenzeitlich auch in Luft auflösen. Zum Beispiel die Scheren im Haushalt. Obwohl etliche vorhanden, ist kaum eine auffindbar, wenn man sie braucht. Unauffindbar. Und dann, wenn nicht mehr gebraucht, liegt sie einfach da. Dort, wo man 100 Prozent gesucht hat. Das macht mich richtig hässig. Und wen lasse ich es spüren? Meine Liebsten. Die mich dann sicher am liebsten auch spurlos verschwinden liessen. Zum Beispiel in die Single-Socken-Welt. In meiner blühenden Fantasie rede ich dann mit den Socken Tacheles und mache mich danach wieder auf die Socken, um heimzukommen.

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Martha Emmenegger, 45, hat eine «Lustige-Sprüche-Tafel» im Gang. Apropos Socken: Ihr gefällt «Mit Socken durchs Haus schlurfen ist auch irgendwie wie putzen …»

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