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Der Pranger wird ins Schrutenloch verbannt

Der Pranger wird ins Schrutenloch verbannt Der Pranger wird ins Schrutenloch verbannt

Vor einer Woche wurden die letzten und spektakulärsten altertümlichen Objekte des Staatsarchivs in einen ehemaligen Munitionsbunker gezügelt.

FRANZ STEINEGGER

Seit dem 8. April verfrachtete das Staatsarchiv Schwyz tausend Laufmeter Akten und tonnenweise alte Objekte aus drei Depots in Schwyz ins Schrutenloch.

Dort, an der Strasse vom Schlattli nach Aufiberg, wurde in den vergangenen zwei Jahren ein ehemaliger Munitionsstollen zur Aufbewahrung alter Kulturgüter hergerichtet – mit einer konstanten Innentemperatur von 10 Grad und 50 bis 55 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Kriegsmaterial lagert neben Heiligenstatuen Aus dem Staatsarchiv wurden grosse Aktenbestände und solche, nach denen selten gefragt wird, herausgeholt. Im Bundesbriefmuseum ist ein ganzes Magazin leer geräumt. «Die engen Verhältnisse und die grosse Treppe zur Bahnhofstrasse erschwerten die Arbeit», schaute Ralph Ruch, Archivleiter des Staatsarchivs Schwyz, zurück. Dem launischen Frühlingswetter konnte dank eines flexiblen Einsatzplanes ausgewichen werden.

Vor einer Woche fand die letzte Züglete statt. Der Kulturgüterschutzraum im Untergeschoss der Kantonsbibliothek wurde «entrümpelt», in der private Sammlungen, die Kunstsammlung des Kantons, viele religiöse Gegenstände und die Staatsaltertumssammlung eingelagert waren.

Objekte des Alltagslebens und des staatlichen Handelns wechselten den Aufbewahrungsort. So sind der Pranger, das Richtschwert, Säbel, Karabiner, Hellebarden und Morgensterne, ein Maschinengewehr aus dem Jahr 1911 im Bunker im Schrutenloch gelagert neben Christusund Heiligenstatuen. Sie sind atombombensicher aufbewahrt für die Ewigkeit. Die Gegenstände des Diözesanmuseums aus dem Kollegium Maria Hilf werden später nach Chur geliefert.

Im Schrutenloch gibt es drei Stollen mit je zwei Kavernen, alle im Eigentum des Kantons. Das Staatsarchiv hat vorerst zwei Kavernen in Beschlag genommen. In der einen Kaverne befinden sich ausschliesslich Akten, in der anderen vorwiegend Kulturgüter. Die Archivierung ist noch längst nicht abgeschlossen Sie seien derzeit zur Hälfte belegt, die Reserven reichten für die nächsten 15 Jahre, schätzt Ralph Ruch. Die Objekte stehen und liegen noch ziemlich chaotisch in den Kavernen herum. Nach den Abschlussarbeiten findet wöchentlich ein Kontrollgang im Schrutenloch statt. Die Objekte und Akten im neuen Kulturgüterschutzraum sind mit Panzertüren abgesichert.

Viele Archivalien sind noch nicht erschlossen, sondern erst katalogisiert. Das sei ein Prozess, «der uns noch Jahrzehnte beschäftigen wird», erklärte der Archivleiter. Der Zugriff ist jedoch jederzeit möglich, weil sie fein säuberlich abgelegt werden.

Im Staatsarchiv Schwyz bleiben alle Akten vor dem Jahr 1848. Sie sind durch das Archiv- Informationssystem erfasst und erschlossen.

Ist das nun der Pranger oder die Halsgeige? Ralph Ruch, Leiter des Staatsarchivs Schwyz, ist sich auf den ersten Blick nicht ganz sicher, um welches Strafwerkzeug es sich handelt, mit dem Verurteilte der öffentlichen Schmähung preisgegeben wurden. Der Kopf steckte in der Mitte, die Hände links und rechts.

Foto: Franz Steinegger

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