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Herrenloses Portemonnaie

Herrenloses  Portemonnaie Herrenloses  Portemonnaie

ZWISCHENLUEGETEN 3

LAURA KÄLIN

Seien Sie ehrlich: Wenn Sie auf der Strasse ein herrenloses Portemonnaie finden – was würden Sie damit anstellen? Für mich ist klar: Zuerst werfe ich einen Blick hinein. Man muss schliesslich wissen, wem dieser «Gäldseckel» gehört. Und dann? Natürlich abgeben beim Polizeiposten. «Auch, wenn sich ganz viel Geld darin befindet?», meldet sich das Gewissen. Dann erst recht, finde ich. Zu diesem Thema wurde in Zürich eine Studie durchgeführt: Über 200 Portemonnaies wurden in der Stadt ausgelegt und Buch geführt, was mit ihnen passierte.

Grundsätzlich können sich die Zürcher ein gutes Zeugnis ausstellen lassen, 87 Prozent der Portemonnaies wurden retourniert, davon 75 Prozent vollständig. Auch die Wissenschaftler der Studie waren positiv von dieser hohen Quote überrascht. In der Hälfte der Portemonnaies befanden sich nur 10 Franken, in den anderen 108 Franken. Es zeigte sich, dass die Höhe des Betrags eine Rolle spielt. Von denjenigen mit mehr Geld war nur noch bei 65 Prozent der ganze Betrag drin. Dazu wurden je 30 Mal Visitenkarten beigelegt. Einmal ein Schweizer Name, einmal ohne und einmal mit Doktortitel wie auch ein ausländischer Name mit und ohne Doktortitel. Es zeigte sich, dass die «Nationalität» keine grosse Rolle spielt, immer wurden um die 80 Prozent retourniert.

Was mir als Finder überhaupt am wichtigsten wäre, ungeachtet des Geldbetrags, sind die Ausweise, Bankkarten und so weiter. Diese sind nämlich mühsam zu sperren und wieder zu organisieren. Vor allem, wenn man sich in einem fremden Land befindet. Deshalb jetzt schon: Danke an alle ehrlichen Finder.

* Die 20-Jährige hat ihr Portemonnaie einmal in Barcelona verloren und weiss, wovon sie schreibt. Leider meldete sich damals kein Finder.

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