Veröffentlicht am

«Gäste sind nicht mehr so ängstlich»

«Gäste sind nicht mehr so ängstlich» «Gäste sind nicht mehr so ängstlich»

Wie gehts Einsiedler Restaurants nach dem zweiten Lockdown? Eine kleine Umfrage

Seit Kurzem dürfen Restaurants auch innen wieder öffnen. Wie hat sich der Gastronomie-Betrieb nach dem zweiten Corona-Lockdown in Einsiedeln entwickelt? Gar nicht so schlecht, wie eine kleine Umfrage zeigt.

WOLFGANG HOLZ

Der Anblick ist düster. Und doch verbreitet er Hoffnung. Selten verkrochen sich wohl so viele Gäste unter den Sonnensegeln wie an Auffahrt im Restaurant Bären. Und das bei strömendem Regen.

«Die Zuger sind früher schon oft nach Einsiedeln gekommen, um wegen anhaltender Trockenheit um Regen zu beten», erzählt Urs Schefer, Seniorchef im gleichnamigen Familienbetrieb. «An Auffahrt in diesem Jahr müssen ihre Gebete offenbar besonders erfolgreich gewesen sein», sagt Schefer und lächelt.

Terrasse auch bei Schlechtwetter gefragt Im Gegensatz zur letzten Restaurant- Öffnung nach dem ersten Lockdown 2020 erwischte es die Gastronomie in Einsiedeln wegen des schlechten Wetters besonders hart. Denn nachdem am 19. April der Bundesrat den Gastronomen das Wiedereröffnen der Terrassen genehmigte, regnete es vor allem. «Wir hatten bis jetzt vielleicht fünf von insgesamt 45 Tagen, an denen sich der Terrassenbetrieb wirklich gelohnt hat», bilanziert Schefer. Und trotzdem ist er nicht unzufrieden. Nicht zuletzt, weil es seine Gäste geschätzt hätten, dass die «Bären»-Terrasse eben auch bei Schlechtwetter geöffnet war.

Und diese positive Entwicklung hält aus seiner Sicht auch nach dem 31. Mai an – dem Tag, als auch der Innenbetrieb in den Restaurants vom Bundesrat wieder erlaubt wurde. «Die Freude der Gäste, auswärts wieder essen gehen zu dürfen, ist einfach spürbar.» Jeweils an Vierertischen im Lokal. Unterm Strich sei die Wiedereröffnung der Gastronomie besser angelaufen als nach dem ersten Lockdown. «Die Gäste haben inzwischen gelernt, mit Corona zu leben», sagt Schefer. Wobei im «Bären» nach wie vor Trennwände zur Sicherheit der Gäste aufgestellt sind. «Wir sind zuversichtlich.» Auch im «Klostergarten» ist man zufrieden mit der Entwicklung nach dem Gastronomie-Re-Start. «Die Gäste sind nicht mehr so ängstlich und empfinden es wie eine Art Heimweh, wieder ins Restaurant gehen zu dürfen – das hat den Menschen einfach gefehlt», schildert Wirt Abbas Abdallah seine Eindrücke mit einem Anflug von Poesie. Zwar sei der Umsatz noch nicht so wie früher. «Aber der Betrieb hat spürbar angezogen, und es wird sicher noch mehr», ist der gebürtige Libanese optimistisch. Auch Gruppen würden wieder in den Klostergarten kommen. «Bei schönem Wetter sitzen die meisten Besucher natürlich am liebsten auf die Terrasse.» «Schlechtwetterrestaurant»

Über eine Terrasse verfügt das Restaurant Walhalla nicht. Deshalb bezeichnet Inhaber Heiri Kälin sein Lokal auch mit einem scherzhaften Unterton als «Schlechtwetterrestaurant». Der Sommer sei aus diesem Grund auch nicht die umsatzstärkste Jahreszeit für die «Walhalla». «Schwankungen bei den Gästezahlen sind deshalb normal, vergangenes Wochenende ist das Besucheraufkommen aber ganz gut gewesen», so Kälin. Grundsätzlich sei man nach der Wiedereröffnung der Gastronomie zufrieden und positiv eingestellt. «Wir nehmen, was kommt.» «Zu ruhig» Deutlich weniger positiv hört sich die Stimmung im Restaurant Sonne an. «Es geht nur ganz langsam vorwärts», gibt ein höflicher Serviceangestellter trotzdem bereitwillig Auskunft. Das schlechte, regnerische Wetter habe viele Gäste von der «Sonne»(n)-Terrasse immer wieder vertrieben, und innen im Lokal gehe es noch sehr ruhig zu. «Zu ruhig». Die im letzten Jahr umgerüstete Dachterrasse – die wohl grösste ihrer Art in Einsiedeln mit prachtvollem Blick aufs Kloster und den Klosterplatz – haben man dieses Jahr noch kaum nützen können.

«Wir nehmen, was kommt.»

Heiri Kälin, «Walhalla»

Die Zuger Wallfahrer brachten an Auffahrt den Regen nach Einsiedeln mit – und liessen sich trotzdem recht zahlreich auf der «Bären»Terrasse nieder.

Foto: zvg

Share
LATEST NEWS