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Das Monatsgespräch im Mai

Das Monatsgespräch im Mai Das Monatsgespräch im Mai

Franziska Keller trifft Céline Schnyder, wieder in die Heimat zurückgekehrte Physiotherapeutin

Jahrgang: 1990 Bürgerort: Vorderthal Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Einsiedeln Es ist Samstagabend und ich klingle an der Fuchsenstrasse. Céline Schnyder und ihr Mann Michi begrüssen mich herzlich. Seit 14 Jahren sind die beiden zusammen und vor zwei Jahren haben sie in Pfäffikon geheiratet. An den Wänden ihrer grosszügigen, schönen Wohnung hängen verschiedene Fotos ihres besonderen Tages. Céline ist (Sport)Physiotherapeutin, lebte während ihrer Lehr- und Wanderjahre in Landquart und Thalwil und ist nach gut zehn Jahren wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Hier trifft sie ihre Familie, ihre Freundinnen und Freunde – hier ist sie einfach gern daheim. Wie verbringst du normalerweise deine Wochenenden? Eigentlich gibt es kein «normal». Aber grundsätzlich sind meine Wochenenden eher zu vollgepackt, weil ich etwas erleben möchte. Da ich während der Woche arbeite, muss zuerst der Haushalt erledigt werden. Anschliessend unternehmen Michi und ich gerne etwas mit unseren Familien oder im Kollegenkreis. Meist gehen wir in die Natur und essen danach etwas zusammen. Was fehlt dir denn in der jetzigen Situation?

Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Ich vermisse, dass wir momentan nicht auswärts essen können – mittlerweile wenigstens auf der Gartenterrasse – und ich freue mich wieder mal auf einen Konzertbesuch. Ich schätze schon, dass es inzwischen wieder möglich ist, andere Leute zu treffen. Du bist ein «Reisefüdli». Wie gehst du damit um, dass du jetzt ausgebremst worden bist?

Am Anfang hatte ich grosse Mühe damit, mittlerweile ist das Reisen etwas in die Ferne gerückt und ich freue mich über die Dinge, die ich hier in der Schweiz unternehmen kann. Was hat dich am meisten beeindruckt?

Amerika, Thailand und Namibia. Die Natur in anderen Regionen der Welt beeindruckt mich sehr. Welche Destinationen möchtest du noch bereisen und weshalb?

Nichts Grösseres, aber ich würde gerne nochmals nach Kroatien und Portugal fahren. Und dann möchte ich sicher noch Irland sehen.

Was bringt dir das Reisen?

Mir gefällt es, andere Menschen, neue Kulturen – kurz,

einfach etwas Neues kennenzulernen.

Was wirst du der nächsten Generation einmal aus der jetzigen Zeit erzählen? Ich denke, die Maskengeschichte werde ich als erstes erwähnen, dass wir plötzlich Dinge nicht mehr unternehmen konnten, die zuvor immer selbstverständlich waren, dass wir daheimbleiben und möglichst wenig Kontakt haben durften.

Du bist ausgebildete Physiotherapeutin. Wie ist es dazu gekommen?

Ich besuchte die Stiftsschule des Klosters und ahnte bald einmal, dass mein Weg mich in Richtung Gesundheit, Bewegung, Menschen bringen würde. Und nach der Matura entschied ich mich ziemlich spontan für die Ausbildung in Landquart. Eine sehr gute Wahl, die ich wieder genauso treffen würde, weil ich den Kontakt mit den Menschen sehr schätze und gerne mit ihnen einen Weg suche, damit es ihnen besser geht. Mag man als Therapeutin immer mit den Patientinnen und Patienten ins Gespräch kommen?

Ja, das gefällt mir. Für mich wäre es unangenehmer, eine halbe Stunde jemanden schweigend behandeln zu müssen. Du bist 31 Jahre jung. Lass uns mal in deinem Erinnerungsalbum zurückblättern. Welche Kapitel schaust du dir besonders gerne an?

Meine Blauringzeit, die mich sehr geprägt hat. Wir haben so viel Tolles auf die Beine gestellt, coole Lager durchgeführt und ich bin mir sicher, durch diese gemeinsamen Erlebnisse haben wir Freundschaften fürs Leben geknüpft. Weiter blättere ich gerne die Seiten mit meinem Studium und unserer Frauen- WG durch. Und dann natürlich alles rund um unsere Hochzeit, die Vorbereitungszeit und die Zeit jetzt. Was hat dich nebst dem Mädchenverein sonst noch geprägt? Meine Kindheit, meine Familie, meine Freundinnen und mein Mann – dies alles zusammen haben aus mir gemacht, was ich heute bin. Welche Werte würdest du deinen Kindern auf ihren Lebensweg mitgeben wollen? Ehrlichkeit, Respekt, Zufriedenheit, dass man das Leben geniessen soll, so wie es ist. Vor allem als Kind, wenn man noch nicht so viele Verpflichtungen hat. Du wohnst mit deinem Mann seit einem halben Jahr wieder in Einsiedeln, nachdem du gut zehn Jahre auswärts gelebt hast. Hast du immer gewusst, dass du wieder «heimkehren» wirst? Ja, das wusste ich eigentlich schon immer. Ich bin hier aufgewachsen und hier pflege ich mein familiäres und kollegiales Beziehungsnetz. Was schätzt du denn besonders hier? Die Grösse des Dorfes mit den sechs Vierteln und dass man sich trotzdem noch kennt und auf der Strasse begrüsst. Man bekommt hier alles für den täglichen Bedarf, hat verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, der Gesundheitsbereich ist abgedeckt und man kann sich in den verschiedenen Restaurants und Cafés kulinarisch verwöhnen lassen. Und mir scheint, das intakte Dorfleben bietet enorm viel. Was nimmst du jetzt anders wahr hier in Einsiedeln als früher?

Das ist grad schwierig zu sagen, weil wir mitten in Corona zurückgekehrt sind. Ich kann also kaum über die verschiedenen kulturellen und sportlichen Veranstaltungen erzählen, die hier gewöhnlich zuhauf stattfinden und die mir früher viel bedeutet haben. Mit Sicherheit nehme ich bis jetzt aber die Natur wahr. Früher war sie so selbstverständlich, nachdem ich auswärts war, geniesse ich sie viel bewusster. Welchen grösseren Event wirst du als erstes besuchen? Ich freue mich sehr auf die Chilbi und auf die Fasnacht. Und auf welche Kapitel möchtest du denn in 50 Jahren gerne zurückblättern dürfen? Ich hoffe, dass ich hier mit meiner Familie und mit unseren Kindern ein glückliches, gesundes und zufriedenes Leben geführt, dass ich lange meinen schönen Beruf ausgeübt und dass ich mein Leben einfach rundum genossen habe.

Foto: Franziska Keller

Von Franziska Keller

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