Veröffentlicht am

«Arista hat zum achten Mal ein Fohlen geboren»

«Arista hat zum achten Mal  ein Fohlen geboren» «Arista hat zum achten Mal  ein Fohlen geboren»

Die drei Stuten Arista, Corva und Lubaya bringen in diesem Frühling Fohlen zur Welt: Wie ein Fohlen am Mittwochabend das Licht der Welt erblickt hat, schildert Ursi Kälin, Betriebsleiterin im Marstall des Klosters Einsiedeln.

MAGNUS LEIUNDGUT

Wie ist die Geburt des Fohlens verlaufen?

Das Fohlen ist am Mittwoch, um 22.56 Uhr, auf die Welt gekommen. Die Geburt verlief vollends unproblematisch. Die 22-jährige Stute hat zum achten Mal ein Fohlen geboren: Das Hengstfohlen ist pudelmunter und gut auf den Beinen. Wieso werden Fohlen meistens in der Nacht geboren? Das machen Pferde instinkthaft: Sie gebären am liebsten in der Dunkelheit der Nacht, weil diese den Stuten Schutz verleiht. Wie verhält sich das neugeborene Fohlen?

Es ist recht aktiv, alles andere als scheu und macht einen überaus aufgeweckten Eindruck. Das Fohlen passt gut in die Rasse der «Cavalli della Madonna», die wegen ihrer Eleganz, ihres guten Charakters, dem schwungvollen Gang und der robusten Gesundheit geschätzt werden. Wie ist es möglich, dass eine Pferderasse über tausend Jahre hinweg denselben Charakter aufweist und bewahren kann? Der Charakter einer Pferderasse hat viel mit ihrer Haltung zu tun. Uns ist es wichtig, dass die Pferde viel Auslauf haben draussen auf den Weiden und dass sie in Gruppenzugehörigkeit erzogen werden.

Frisst das Fohlen bereits Gras oder wird es alleine mit Muttermilch genährt?

Das Fohlen bleibt ein halbes Jahr bei der Stute und wird in dieser Zeit mit Muttermilch genährt. Parallel dazu beginnt es mit Grasfressen. Aufpassen muss man, dass es nicht zu viel Fruktan im Gras hat: Dieses Kohlenhydrat ist oft im ersten frischen Gras im Frühling enthalten und kann bei den Pferden zu Vergiftungen führen. Ist der Vater des Fohlens auch zugegen? Nein, der Samen des Vaters Maracana, der in Deutschland lebt, kam in einem Gläslein zu uns (lacht). Bei uns leben keine Hengste, nur Wallache. Hengste wären wegen der Stuten nur im Stress hier bei uns. Wir müssten sie einsperren, das ist nicht besonders artgerecht. Wann kommen die Fohlen in den Kindergarten? Im Herbst kommen die Jungtiere in den Kindergarten auf eine Fohlenweide in Reigoldswil. Nach drei Jahren kehren die Stutenfohlen zu uns zurück. Die Hengstfohlen versuchen wir zu verkaufen. Wenn das nicht gelingt, kommen sie als Wallache zu uns zurück. Wie viele Fohlengeburten haben Sie bereits erlebt?

Ich bin seit 18 Jahren Betriebsleiterin im Marstall und habe seither mindestens vierzig Geburten miterlebt. Darunter waren auch dramatische Geburten, wenn zum Beispiel die Stute sich geweigert hat, sich niederzulegen. Oder wenn Stute und Fohlen beide bei der Geburt tragischerweise gestorben sind. Wie sind Sie in das Pferdemetier geraten?

Ich bin in Einsiedeln aufgewachsen und habe bereits als Kind unzählige Stunden im Marstall verbracht. Für Arbeiten im Stall gab es hin und wieder gratis Reitstunden. Zuerst bin ich Coiffeuse geworden. Aber mit dem kargen Lohn konnte ich mir unmöglich ein Pferd leisten. Dann bin ich Telefonistin bei der PTT geworden und habe schliesslich die Ausbildung zur Bereiterin absolviert. Mit der Übernahme der Betriebsleitung im Marstall ging schliesslich ein Traum von mir in Erfüllung: Denn Pferde sind mein Lebenselixier.

Foto: Magnus Leibundgut

Ursi Kälin

Jahrgang: 1969 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Betriebsleiterin Marstall GmbH Hobbys: Skifahren, Tennis, Spazieren, Natur

Share
LATEST NEWS