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Nun trainiert er fleissig

Nun trainiert er fleissig Nun trainiert er fleissig

Ski-Rennfahrer Urs Kryenbühl aus Unteriberg freut sich schon auf die neue Saison

Knapp vier Monate ist es her, dass Urs Kryenbühl mit über 140 Stundenkilometern an der Abfahrt in Kitzbühel beim Zielsprung fürchterlich stürzte. Inzwischen ist sein Knie fast ganz verheilt. Und der 27-Jährige steckt schon wieder voller Energie für den nächsten Winter.

WOLFGANG HOLZ

Er lacht auf dem Mountainbike. Er steht lässig auf dem Tennisplatz mit Schläger und Ball. Und er grinst auf Skiern im Pulverschnee. So hat sich Urs Kryenbühl jüngst auf Instagram gezeigt.

Seine Botschaft ist nicht zu übersehen: Die Verletzungen am Schlüsselbein und am Knie, die er sich Ende Januar bei seinem Horrorsturz kurz vor dem Ziel auf der «Streif» in Kitzbühel zugezogen hat, sind verheilt. Er will wieder schnell all die verlorene Fitness aufholen, die er durch seine mehrwöchige Wettkampf- und Trainingspause eingebüsst hat. 95 Prozent belastungsfähig

«Mir geht es sehr gut, das Knie ist zu 95 Prozent wieder voll belastungsfähig », sagt der 27-jährige Unteriberger gut gelaunt gegenüber unserer Zeitung. Ende März sei er ja schon im Hoch-Ybrig kurz auf Skiern gestanden, um beim «Tourischtele», wie er flapsig das freie Fahren im Schnee bezeichnet, zu testen, ob sein Knie, dessen Kreuzband gerissen und Innenband angerissen waren, schon hält. Er sei im Nachhinein froh, dass er sich nicht habe operieren lassen.

«Das Knie fühlt sich wirklich gut und stabil an», so Kryenbühl. Lediglich die «Geschmeidigkeit des Gewebes» sei noch nicht so wie vor der Verletzung. «Es zieht im Gelenk noch etwas – wie wenn man morgens steif aus dem Bett steigt. Das Knie muss aufgewärmt sein, bevor es richtig elastisch funktioniert», beschreibt der Senkrechtstarter aus dem Ybrig seinen körperlichen Ist-Zustand. In den vergangenen beiden Saisons hatte er ja fulminant und überraschend die Abfahrtselite im Ski-Weltcup aufgemischt – zuerst mit seinem sensationellen zweiten Platz bei der Abfahrt in Bormio 2019, lediglich acht Hundertstel hinter Sieger Dominik Paris. Danach mit seinen beiden dritten Plätzen in Val d’Isère und Bormio 2020.

Mit Marc Gisin gesprochen Bis dann eben der 22. Januar 2021 in Kitzbühel kam, wo er sich bei seinem fatalen Sturz neben einem Schlüsselbeinbruch und Bänderverletzungen im rechten Knie eine Gehirnerschütterung zuzog. Der Schweizer Daniel Albrecht war ja an der gleichen Stelle Jahre zuvor viel schwerer verunglückt, lag danach im Koma – und musste später mit dem Skirennfahren ganz aufhören. «Mit Daniel Albrecht habe ich nicht gesprochen, weil ich nicht so den Kontakt zu ihm habe – aber mit Marc Gisin habe ich mich unterhalten, der ja auch schwere Stürze erlebt hat», erzählt Kryenbühl.

Inzwischen scheint der Unteriberger diesen Sturz mental und körperlich weitgehend verarbeitet zu haben. Geträumt habe er deswegen jedenfalls nie schlecht, so Kryenbühl.

«Ich habe das, glaube ich, gut verschafft», sagt er und ist überzeugt, sich wieder in einem kontinuierlichen Prozess, Schritt für Schritt, an die Herausforderungen heranzutasten, mit denen er als Abfahrer nächste Saison wieder konfrontiert sein wird. «Es muss ja nicht gleich eine Fahrt durch die Mausefalle sein», meint er mit einem gesunden Schuss Humor.

Schritt für Schritt zurück Bei seiner Rückkehr in den Speeddisziplinen im Ski-Weltcup helfen ihm auch seine Bodenständigkeit und sein Selbstbewusstsein. «Ich bin ja eigentlich ein guter Springer», sagt er über sich. Gleichzeitig räumt er ein, «dass jeder Sturz einen Grund hat». Aus heutiger Sicht meint Kryenbühl, dass ihn vermutlich eine Windböe zu Boden gedrückt hat.

Freut sich aufs Sommertraining «Ich war zwar enttäuscht, dass ich nach dem Sturz keine Rennen mehr fahren konnte und die WM verpasst habe», räumt der Unteriberger ein. Aber er habe auch genossen, plötzlich mehr Zeit zu haben für andere Dinge. «Und ich war einfach dankbar, dass ich grundsätzlich so viel Glück hatte, weil nicht mehr passiert ist.» Doch zurück in die heile Gegenwart – mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. In zwei Wochen steigt er mit seinen Teamkollegen ein ins Sommertraining. «Ich versuche deshalb, bis dahin noch etwas Fitness aufzubauen.» Mitte August beginne dann das Schneetraining in Zermatt und Saas-Fee. «Ich freue mich schon auf den Sommer.» Hat er denn auch schon Ziele für den nächsten Winter? «Ich möchte auf jeden Fall dort anknüpfen, wo ich letzte Saison aufgehört habe», sagt Urs Kryenbühl ehrgeizig. «Und natürlich will ich gesund bleiben.»

«Ich möchte auf jeden Fall dort anknüpfen, wo ich letzte Saison aufgehört habe.»

Urs Kryenbühl

Auch auf dem Velo und auf dem Tennisplatz (Bild rechts) macht Urs Kryenbühl eine gute Figur. Demnächst steigt er ins Sommertraining ein.

Fotos: Instagram

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