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«Einsiedeln ist immer eine Reise wert»

«Einsiedeln ist immer  eine Reise wert» «Einsiedeln ist immer  eine Reise wert»

Die Zuger Landeswallfahrt hat Tradition: Seit rund 600 Jahren pilgern fromme Zuger an Auffahrt nach Einsiedeln. Wir sprachen mit dem Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler, der jüngst dabei war – auch wenn er nicht mit den Pilgern mitwanderte.

WOLFGANG HOLZ

Herr Hostettler, sind Sie nass geworden und haben Sie gefroren während der Zuger Landeswallfahrt nach Einsiedeln – das Wetter war ja nicht so toll? Nein, eigentlich nicht. Denn ich bin nicht mitgewandert mit den Pilgern, sondern direkt zum Anlass vor die Klosterkirche gefahren worden. Dort mussten wir eine Viertelstunde draussen warten – das war dann etwas kalt. Wie haben Sie den Anlass selbst erlebt? Der Anlass, der nach einem klaren Protokoll abläuft, war wie immer sehr würdevoll – auch wenn die Vertreter Zugs dieses Jahr nicht wie gewohnt in die Stiftskirche, sondern aus Gründen der Corona-Prävention direkt in den grossen Saal im Kloster eingezogen sind. Die Zuger Delegation, zu der Vertreter der elf Zuger Gemeinden und Kirchgemeinden, des Regierungsrats, die Kantonsratspräsidentin Esther Haas sowie Landammann Martin Pfister und Ständerat Matthias Michel zählten, umfasste etwa 50 Personen. Wir wurden Abt Urban vorgestellt. Es gab eine kleine besinnliche Grussbotschaft. Der Apéro und das gemeinsame Essen in angenehmer Runde mussten coronabedingt ausfallen.

Was bedeutet Ihnen die Teilnahme an der Zuger Landeswallfahrt? Sind Sie selbst gläubig? 2019 war ich das erste Mal bei der Zuger Landeswallfahrt dabei, im letzten Jahr ist sie ja wegen Corona ausgefallen. Wir sind deshalb froh, dass sie in diesem Jahr wieder stattfinden konnte, wenn auch in kleinerem Rahmen. Gläubig bin ich in einem persönlichen Sinn – auch wenn ich keiner landeskirchlichen Gemeinschaft angehöre, sondern im evangelikalen Bereich unterwegs bin. Der persönliche Glaube ist für mich wichtig, weil er mir hilft zu wissen, woher ich komme und wohin ich gehe. Wie fühlt man sich vor der Schwarzen Madonna? Ich finde es sehr faszinierend, wie biblische Inhalte in der Klosterkirche bildnerisch dargestellt sind. Madonnen-Figuren sagen mir allerdings nicht so viel. Das ist mir eher fremd. Haben Sie sich mit Schafböcken gestärkt oder mit Einsiedler Bier erfrischt? Mit Bier habe ich es nicht so. Aber die Schafböcke sind sehr fein. Ich finde überhaupt, dass Einsiedeln kulinarisch sehr viel zu bieten hat. Man kann in vielen Restaurants sehr gut speisen. Das verleiht Einsiedeln neben seiner schönen Landschaft und neben seiner geistlichen Atmosphäre einen besonderen Reiz. Ich weile immer wieder mal in Einsiedeln, um zu wandern und hinterher in einem Lokal etwas zu essen. Einsiedeln ist immer ein Reise wert. Mir gefällt auch immer, wenn man ins Klosterdorf fährt, zu erleben, wie sich die Landschaft auf der Hochebene plötzlich öffnet, und sich das gewaltige Panorama aus Sihlsee und Bergen vor einem auftut. Als Zuger Regierungsrat können Sie aufgrund der sprudelnden Steuereinnahmen politisch aus dem Vollen schöpfen. Wie empfinden Sie es, wenn Sie in den Bezirk Einsiedeln kommen, der ja vergleichsweise arm ist? Man sieht das jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Ausserdem habe ich nicht das Gefühl, dass es Einsiedeln schlecht geht. Im Gegenteil: Man hat eher den Eindruck, dass Einsiedeln über eine sehr gute Infrastruktur verfügt und politisch intelligent agiert. Könnte man trotzdem sagen: Zug verfügt über Geld und Reichtum, Einsiedeln über Seele und Spiritualität? ( lacht): Nein, wir geben in Zug das Geld ja mit Verstand aus. Zudem haben wir im Kanton auch einige Klöster – wenn auch nicht ganz vergleichbar mit der fast 1100-jährigen Tradition von Einsiedeln. Foto: zvg

Andreas Hostettler

Jahrgang: 1968 Wohnort: Baar Beruf: Zuger Regierungsrat Hobbys: Skifahren, Wandern, Camping. Oldtimer

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