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Fährt Wendy den falschen Ski?

Fährt Wendy den falschen Ski? Fährt Wendy den falschen Ski?

Die erfolgreichen Techniker bei den Männern und Frauen im Skiweltcup schwören auf einen anderen Ski

Skifahren steht im Augenblick nicht auf dem Programm von Wendy Holdener. Die bald 28-jährige Ybrigerin geht jetzt erstmal in die Ferien ans Meer. Doch am Strand lässt sie vielleicht auch die vergangene Saison Revue passieren. Dabei müsste ihr vielleicht etwas auffallen.

WOLFGANG HOLZ

«Natürlich spielt der Ausrüster im Leben einer Skirennfahrerin eine ganz besondere Rolle», erklärt Wendy Holdener auf ihrer Homepage. «Auf Head durfte ich meine ersten grossen Erfolge feiern und ich habe mit Head einen Partner gefunden, dem ich voll und ganz vertraue.» Sie freue sich, auch in Zukunft die besten Skier an ihren Füssen und das flexibelste und coolste Team in ihrem Rücken zu wissen. Was für ein geradezu euphorisches Treuegelübde Wendy Holdeners für ihren Skiausrüster! Will noch einige Jahre fahren

Doch was früher in ihrer Karriere gepasst haben mag, muss für die Zukunft nicht mehr unbedingt gelten. Zumal die Unteribergerin ja nach Auskunft ihres Bruders und Managers Kevin Holdener noch einige Jahre im Ski-Weltcup erfolgreich mitmischen will. Da könnte ein Materialwechsel für frischen Wind sorgen. Nicht ohne Grund.

Denn Wendys vergangene Saison, die von einer Trainingsverletzung im Herbst letzten Jahres stark eingebremst wurde, und nach der die 27-Jährige am Ende ganz ohne WM-Medaille dastand und mit drei Weltcup- Podestplätzen deutlich weniger erfolgreich war als gewohnt, müsste ihr zu denken geben. Stichwort: Ski.

Die «Nachtigall» trällert laut

Allein im Damen-Slalom, Wendys Paradedisziplin, in der sie allerdings schon seit Jahren auf ihren ersten Sieg wartet, stimmte nämlich die «Nachtigall» regelmässig Siegeshymnen an. Will heissen: Rossignol.

Nicht nur Slalom-Damen sind «blitzschnell» Slalom-Weltcup-Gesamtsiegerin und derzeit wohl die souveränste Slalom-Fahrerin überhaupt, die Österreicherin Katharina Liensberger, herzte ihre Skier mit dem geschwungenen R im Logo innigst nach jedem Erfolg. Auch Gesamtweltcupsiegerin und Slalom-As Petra Vlhova aus der Slowakei kurvte wie eine «Heldin» auf ihren schwarzroten Brettern die Pisten runter.

Nicht zu vergessen: Michelle Gisin. Die Teamgefährtin der Unteribergerin holte auf Rossignol ja den ersten Schweizer Damen- Slalom-Sieg nach neun Jahren und blühte regelrecht auf in dieser Saison. Und nicht nur das. Die Engelbergerin sagt auf ihrer Homepage über ihre Skimarke, mit der sie nun schon einige Jahre unterwegs ist, etwas Interessantes: «Rossignol setzt stets neue Massstäbe in der Entwicklung und fordert mich ebenfalls, mich stets weiter zu verbessern. Ich bin sehr stolz auf die tollen Erfolge, die wir bereits zusammen erleben durften, und freue mich auf viele weitere unvergessliche Momente auf meinen blitzschnellen Skiern.» «Blitzschnell» waren die Skier auf dem Schnee auch für andere diesen Winter. Wie etwa für die beiden Riesenslalomspezialistinnen Tessa Worley und Federica Brignone. Auch die männlichen Supertechniker im alpinen Skiweltcup feierten mit Rossignol grosse Erfolge und wurden zu «Heroes»: Loic Meillard, Ramon Zenhäusern, Henrik Kristoffersen, Linus Strasser, um nur einige zu nennen. Das kann kein Zufall sein.

Der «Rebellen-Club» und seine Speedsieger Selbstverständlich feierte auch Wendys «Rebellen-Club» diese Saison grosse Erfolge: Lara Gut-Behrami, Corinne Suter, Beat Feuz, Vincent Kriechmayr sowie der französische Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault siegten reihenweise auf Head. Dabei fällt allerdings auf: Bis auf Pinturault sind alles ausgewiesene Speedspezialisten, die in erster Linie in der Abfahrt und im Super-G stark sind. Dort also, wo der Ski bei hohen Geschwindigkeiten ruhig bleiben und eine robuste Stand- und Kurvenfestigkeit beweisen muss – weniger spritzige Drehfreudigkeit und Geschmeidigkeit. Deshalb waren wohl auch die früheren Speed-Queens Lindsey Vonn und Anna Veith so happy mit Head. Wendy fuhr früher mehr Speed

Was Wendy Holdener betrifft, ist die Allrounderin in früheren Jahren tatsächlich viel mehr Speedrennen gefahren – und zwar erfolgreich. In den letzten Jahren scheut sie den Speed aber zusehends zugunsten von Riesenslalom und Slalom und fährt kaum noch Abfahrt und Super-G.

Dabei hat im Riesenslalom der grosse Durchbruch bei Holdener noch nicht nachhaltig stattgefunden. Und im Slalom- Weltcup, ja, da fährt sie in den letzten Jahren in insgesamt 27 Rennen aufs Podest, wird 13mal Zweite und 14-mal Dritte. Unglaublich. Doch für den Sieg will es bis jetzt einfach nicht reichen. Vielleicht liegt es ja auch am Ski, und ein Wechsel wäre dringend angesagt.

Indes – in der nächsten Saison 2021/22, in der ja auch die Winter-Olympiade in Peking steigt, wird Wendy Holdener auf alle Fälle wieder mit ihren weissen Rennern an den Start gehen. «Ihr Vertrag mit Head läuft noch», erklärt Manager Kevin Holdener.

Wendy Holdener und ihre «weissen Renner.» Foto: Instagram

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