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Fast niemand trägt hier eine Maske

Fast niemand trägt hier eine Maske Fast niemand trägt hier eine Maske

Die Restaurant- und Café-Terrassen sind wieder offen: Der Andrang ist entsprechend gross – und dicht

Seit letztem Wochenende lacht die Frühlingssonne so richtig vom Himmel. Ideales Wetter, um auf Restaurant- oder Café-Terrassen etwas zu essen und zu trinken. Das ist seit Mitte April ja wieder offiziell erlaubt. Trotz Corona-Pandemie. Doch ein Problem bleibt.

WOLFGANG HOLZ

Der Kaffee kommt. Die weisshaarige ältere Dame auf der Restaurant- Terrasse beweist durchaus mondänes Stilbewusstsein – und Humor: Sie klappt ihre Maske keck-kokett, ja fast verwegen, über ihre Stirn, als sie den ersten Schluck nimmt. Andere lassen eine Hälfte ihrer Maske während des Nippens an der Tasse lässig im lauen Frühlingslüftchen baumeln.

Was für ein Lebensgefühl: endlich wieder draussen vor einem Restaurant oder einem Café zu sitzen, und gleichzeitig wohlig in die Sonne zu blinzeln. Nach wochenlangem Gastro-Tabu ist dies für viele ein echter Lebensgenuss – und für viele Wirte ein echter Segen. Auch in Einsiedeln.

Wer am Montag und Dienstag einen kleinen Rundgang durchs Klosterdorf macht, erspäht viele Gäste auf zahlreichen Terrassen. Das öffentliche Leben scheint wie verwandelt und neu belebt. Der «Corona-Blues» wirkt wie vergessen. Schön.

Maske ab nur zum Essen und Trinken Allerdings: Die meisten Gäste tragen draussen keine Maske und verstossen damit gegen eine der zentralen Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für die Terrassenöffnungen seit 19. April. Diese ist eindeutig: Masken sollen auch draussen getragen werden und dürfen eigentlich nur während des Essens oder Trinkens abgelegt werden.

Eine Regel, die in der Praxis also so gut wie niemand beachtet – obwohl noch recht häufig von allen Seiten gehustet wird, wie man bei einem Aufenthalt im Café feststellen kann. Klar: Viele sind wegen des kalten Aprilwetters einfach erkältet. Klar ist aber auch: Die Corona-Pandemie ist längst noch nicht vorbei. Auch wenn die Sonne warm vom Himmel scheint.

In der Regel trägt nur das Servicepersonal einen Mund- und Nasenschutz. «Natürlich kommt es einem manchmal etwas seltsam vor, wenn nur wir eine Maske tragen müssen», räumt eine gut gelaunte Einsiedler Serviertochter ein. Man weise die Gäste schon ab und zu darauf hin, doch bitte auch eine Maske zu tragen. «Die einen schauen einen dann etwas komisch an, die anderen nicken, ohne die Maske aufzusetzen», sagt sie. «Hauptsache ist aber, dass wir unser Restaurant wieder öffnen können. » Sagts und eilt schon zur nächsten Bestellung.

Auf einem Schild vor der Restaurantterrasse am Klosterplatz wird übrigens zusätzlich noch an die Gäste appelliert: «Wir möchten Sie bitten, auch draussen Ihre Maske zu tragen. Herzlichen Dank.» An dem maskenlosen Dasein der Gäste ändert es nicht viel. Lediglich einige wenige Senioren halten sich an die Maskenpflicht auf der Terrasse.

Doch – wie gefährlich ist es eigentlich, auf der Terrasse ohne Maske zu sitzen angesichts des inzwischen in immer mehr Mutanten grassierenden Coronavirus? Der Kanton Schwyz spricht durchaus Klartext. «Die Ansteckungsgefahr draussen ist grundsätzlich geringer als in geschlossenen Räumen, aber trotzdem nicht ausgeschlossen. Wer also den Abstand nicht einhält und die weiteren Hygienevorschriften missachtet, riskiert auch draussen eine Ansteckung », sagt Hubert Helbling, Vorsteher vom kantonalen Amt für Arbeit.

Schliessungen und Ordnungsbussen sind möglich

Die BAG-Vorschriften bezwecken laut Helbling alleine die Bekämpfung der Pandemie. «Es geht also darum, die Ansteckungen mit dem Virus zu unterbinden. Halten wir uns nicht daran, dauert die Pandemie mit allen Konsequenzen entsprechend länger. » Deshalb werden die Massnahmen auch kontrolliert, und wo Mängel festgestellt werden, wird korrigierend eingegriffen. «Hält sich ein Betrieb trotzdem nicht daran oder verhält sich bewusst fahrlässig, kann dies bis zur Schliessung des Betriebes führen, was ganz vereinzelt auch schon vorgekommen ist. Fehlbaren Passanten kann eine Ordnungsbusse auferlegt werden. » Und was sagen die Wirte zu dieser «Maskenmisere» auf ihren Terrrassen, für die sie, wie gesagt, letztlich veranwortlich gemacht werden können – wobei schon so mancher Einsiedler Wirt draussen – und drinnen(!) – beim Take-away schon ohne Maske gesichtet wurde? Gastro-Präsident: «BAG-Massnahmen sind willkürlich» «Es gibt eben sehr viele Corona- Müde», sagt Marco Heinzer, Präsident von Gastro-Schwyz und selbst Wirt in Gross. Registration der Gäste und Maskenpflicht seien eine grössere Herausforderung, als einen Kaffee oder einen Apéro zu servieren. «Darum muss man sich fragen, ob man einen Servicemitarbeiter anstellt oder einen Polizisten. Es macht gar keinen Spass, mit solchen Auflagen und Massnahmen zu arbeiten.» Die Massnahmen des BAG sind laut Heinzer willkürlich und praktisch sehr schwierig umzusetzen. «Schon darum haben viele Gäste keinen Spass, auf die Terrasse zu gehen. » Marco Heinzer klagt: «Wir Wirte werden immer noch zu sehr eingeschränkt und wir müssen jetzt aufpassen und Geduld haben, dass wir in die nächste Phase kommen, um dann endlich die Innenräume öffnen zu können – in der Hoffnung, dass weitere Auflagen und Massnahmen wegfallen.» Doch bis dahin wird es wohl noch eine Weile dauern. Genauer gesagt, sicher noch einige Wochen. Das sieht auch Hubert Helbling so. «Je nach Pandemieverlauf entscheidet der Bundesrat, wann die Gastronomie auch wieder in den Innenräumen Gäste bedienen kann. Hierzu hat ja der Bundesrat mit seinem Drei-Phasen- Modell seine Vorstellungen präsentiert. Gemäss diesem Modell könnte es demnach noch ein paar Wochen dauern, bis die Restaurants ihre Betriebe wieder ganz öffnen können. Aber man weiss ja nie.»

«Die Ansteckungsgefahr draussen ist grundsätzlich geringer als in geschlossenen Räumen, aber trotzdem nicht ausgeschlossen.»

Hubert Helbling kantonales Amt für Arbeit

Auch dieses gut gemeinte Schild nützt nicht viel in Sachen Maskentragen auf der Restaurantterrasse.

Foto: Wolfgang Holz

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