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Zwei Pizzas für Solarzellen

Zwei Pizzas für  Solarzellen Zwei Pizzas für  Solarzellen

BRIEF AUS DEN USA

Vor einer Woche eilte ich zum Supermarkt, um zwei Fertigpizzas zu kaufen. Diese waren für die Mitarbeiter der Organisation namens Grid Alternative bestimmt. Der Pizza-Einkauf kostete mich etwa 15 Dollar. Genauso wenig bezahlten wir für die Installation von 12 Solarzellen auf unserem Hausdach. Hätte ich etwas mehr Vorbereitungszeit gehabt, hätte ich ein feudaleres Menü für die Mannschaft gekocht. Nach über einem Jahr Wartezeit ging alles plötzlich in Windeseile vorwärts und somit blieben mir etwa 15 Stunden, um unseren Teil des Deals einzuhalten.

Grid Alternative plant und installiert seit 20 Jahren kostenlos Solaranlagen in Kalifornien, an der Ostküste der USA und auch in Colorado. Die einzige Voraussetzung ist eine Einkommenslimite und die Bereitschaft, die Mitarbeiter zu verköstigen. Wer ein bisschen unter dem Durchschnitt verdient, erfüllt die finanziellen Voraussetzungen. Leider ist das Programm aber bisher kaum bekannt. Nebst unseren Nachbarn und deren Verwandten sind wir erst das dritte Haus in unserem Quartier, welches davon profitieren kann.

Die Non-Profit-Organisation installierte in Colorado im letzten Jahr 44 Solarsysteme. Corona hat auch in dem Bereich alles etwas verlangsamt und so mussten wir ein ganzes Jahr geduldig warten und zuerst die Dachziegel auswechseln und einen neuen Sicherungskasten installieren lassen. Aber auch dies war dank Hauseigentümerversicherung und einem Subventionsprogramm der Gemeinde kostenlos. Die Organisation arbeitet mit den Gemeinden, den Stromwerken und vor allem mit Sponsoren zusammen. Freiwillige Mitarbeiter sind ein wesentlicher Bestandteil des sympathischen Teams. Innerhalb von fünf Wochen werden Laien zu Installateuren ausgebildet. In den USA hat Grid Alternative in den letzten 15 Jahren über eine Million Tonnen Treibhausgas-Emissionen verhindert und über 20’000 Haushalte bedient. Die Solarmodule sind vor allem auf den Dächern von Eigenheimen, auf Wohnanlagen für die Unterschicht und in wenigen kommunalen Wohnanlagen installiert. Die Organisation macht sich auch in Mexiko, Nepal und Nicaragua für die Umstellung auf erneuerbare Energie stark. In Kalifornien gibt es zusätzlich ein Programm für den Umstieg auf Elektroautos.

Für uns wird sich die Investition zum Preis von zwei Pizzas lohnen. Die Solarzellen werden an den meisten Tagen unseren Strombedarf abdecken. Bei über 300 Sonnentagen ist dies in Colorado fast selbstverständlich. Falls mehr Strom produziert wird, wird der Überschuss direkt an das Stromwerk geliefert. In dem Fall werden wir eine Gutschrift zugunsten des Erdgases für die Heizung und den Wäschetrockner erhalten.

* Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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