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Der Auerhahn kann während der Balz aggressiv werden

Der Auerhahn kann während  der Balz aggressiv werden Der Auerhahn kann während  der Balz aggressiv werden

Im Wägital wurden grössere Flächen zum Schutz des Auerhahns ausgeschieden. Die Forstwirtschaft arbeitet in diesen Sonderwaldreservaten für die Stabilisierung und Schaffung von Lebensraum für die wehrhaften Vögel.

URS ATTINGER

Der Auerhahn ist ein relativ grosser und wehrhafter Vogel, der momentan in der Balzzeit ist. Er und sein weiblicher Gegenpart, die Auerhenne, kommen in Höhenlagen von etwa 1200 Metern und darüber vor. Sie sind im Wägital heimisch, aber beispielsweise auch auf der Ibergeregg oder im Muotatal. Der Auerhahn erreicht ein stattliches Gewicht von 3 bis 5,5 Kilogramm, eine Henne ist zwischen 1,5 und 2,5 Kilogramm schwer. Während das Männchen hauptsächlich schwarz ist, mit dem charakteristischen roten Fleck am Kopf und etwas weiss an der Flügelpartie, hält sich das Weibchen in tarnfarbigen Brauntönen.

Die Balzzeit begann Mitte März, wenn in diesen Höhenlagen noch Schnee liegt und dauert je nachdem bis Ende April oder Anfang Mai. Danach folgen das Brüten und die Aufzucht der Jungen. Der Speiseplan des Auerwilds ist hauptsächlich vegetarisch. Es frisst Heidelbeeren, Blätter, Grassamen, Knospen und im Winter vor allem Föhrenund Weisstannennadeln. Für die Aufzucht der Jungen müssen auch Insekten herhalten, zum Beispiel Ameisen. Diese sind proteinreicher als die pflanzliche Nahrung und ergänzen diese, wenn immer möglich.

Sonderwaldreservate geschaffen Weltweit ist das Auerhuhn nicht gefährdet, kommt es doch in weiten Teilen von Europa und bis nach Sibirien vor. In der Schweiz war der Bestand jedoch von 1970 bis 2003 um über 55 Prozent rückläufig. Seither hat sich der Bestand auf kritisch tiefem Niveau stabilisiert. Besonders im Jura ging die Zahl des Auerwildes markant zurück. Im Vergleich mit den anderen Alpenländern hat die Schweiz mit zirka 450 bis 500 balzenden Hähnen den kleinsten Bestand.

Der Kanton Schwyz beklagt in den letzten Jahren keine Abnahme der Auerhähne mehr. Dazu beigetragen haben dürften die Schaffung von sogenannten Sonderwaldreservaten an verschiedenen Stellen im Kanton. «In diesen Sonderwaldreservaten nutzen wir den Wald explizit so, wie es fürs Auerwild am günstigsten ist», sagt Revierförster Peter Schilliger.

Da der Auerhahn ein relativ grosser und schwerer Vogel ist, braucht er lichte Wälder als Lebensraum und offene Flächen zwischen den Bäumen als Startund Landebahn. Er findet diese Voraussetzung in moorigen Lichtungen oder von Menschenhand geschaffenen, unterbrochenen Waldstücken. «Nachts ziehen sich die Vögel gerne auf einen Baum zurück. Dadurch, dass sich die Krallen im Schlaf zusammenziehen, können sie nicht herunterfallen», erklärt Schilliger. Tagsüber seien sie aber oft am Boden anzutreffen. Sie brauchen möglichst üppigen Bodenbewuchs als Deckung. Da es für sie anstrengend ist, zu fliegen, legen sie grössere Distanzen am Boden zurück.

Der Wald wird also in den Sonderwaldreservaten ausgelichtet. Tote Bäume werden, wo möglich als Schlafplatz stehen gelassen. Beispielsweise die Korporation Lachen hat einen grösseren Anteil an Wald (136 ha) in den Sonderwaldreservaten. Es sei ihnen eine Ehre, ihre dafür geeigneten Wälder für diese Förderungsprojekte zur Verfügung zu stellen, sagt ihr Präsident Thomas Benz. Zusammen mit dem Auerhuhn kommen auch weitere Tier- und Pflanzenarten wie Hirsche oder Orchideen in den Genuss der Massnahmen. Das Anzeichnen eines Holzschlags erfolgt meist im Team von Revierund Kreisförster. Vor etwa 15 bis 20 Jahren wurden auch ausgewiesene Experten zum Thema Auerwild wie Pierre Mollet oder Ruedi Hess beigezogen. Diese vermittelten den regionalen Fachleuten viel Wissen.

Ältestes Auerhuhn weltweit

Einer von ihnen, Pierre Mollet, arbeitet für die schweizerische Vogelwarte. Er erzählt von einem Monitoring bezüglich das Auerwild: «Seit 2009 führen wir ein Monitoring mit derselben Methode durch. Wir sammeln Kot von Auerhühnern und extrahieren daraus im Labor die Erbsubstanz DNS. So wird ein genetischer Fingerabdruck erzeugt von denjenigen Vögeln, die den Kot hinterlassen haben.» Mit den richtigen statistischen Massnahmen könne man aufgrund der einzelnen Vögel den tatsächlichen Bestand schätzen. «Auch im Wägital, wo einer der wichtigsten Auerhuhn- Lebensräume des Kantons Schwyz zu finden ist, scheint der Bestand nicht abgenommen zu haben», so Mollet. 2019 wurde der Kot eines Tieres gefunden, das schon 2009 in die Datenbank aufgenommen worden war. «Das Tier wurde also mindestens 11 Jahre alt, was ein Weltrekord für das älteste, freilebende Auerhuhn bedeutet», berichtet Mollet. Überraschende Begegnungen

Wie eingangs erwähnt, sind die Auerhähne, besonders während der Balzzeit, wehrhafte und manchmal überhaupt nicht scheue Vögel. Schilliger berichtet von einem Erlebnis auf einem Rundgang durch den Wald von Berufs wegen: «Ich stapfte durch den lichten Wald, als in meiner unmittelbaren Nähe ein Auerhahn mit lautem Flügelschlagen aufflog. Ich bin fest erschrocken, weil alles sehr schnell ging und ich im Moment nicht genau wusste, was es war.» Eine andere Geschichte, die erzählt wird, ist die, dass ein Auerhahn einem Mopedfahrer auf den Rücken gesprungen sein soll und dieser von der Strasse abkam und verunfallte. Auch Skitourengänger berichten, dass sie einen Auerhahn gesehen hätten, der nur wenige Meter neben der Aufstiegsspur auf und ab stolzierte und nicht flüchtete.

Wenn also im Frühling die Balzzeit der Auerhähne und bis im Hochsommer die Aufzucht der Jungvögel ist, sollte man im Gebiet des Rinderweidhorns bei der Sattelegg (seit 2012 Schutzgebiet, 421 Hektaren Grösse) und des Gross Allmeindwaldes auf der linken Seite des Wägitalersees (seit 2004, 338 ha) die Wege nicht verlassen, um das Auerwild nicht zu stören.

Der Auerhahn ist ein stolzer Vogel. Foto: Thomas Griesohn-Pflieger Diese Auerhenne wurde Ende März in unserer Region entdeckt. Foto: Erich Egli

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