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Wird wieder auf Marmor getrimmt

Wird wieder auf Marmor getrimmt Wird wieder auf Marmor getrimmt

Einsiedler Klima hinterlässt seine Spuren: Die Säulen des Marienbrunnens sollen im Frühjahr nachgeölt werden

Das harte Einsiedler Klima setzt selbst Steinen zu. Das ist am Marienbrunnen auf dem Klosterplatz zu sehen. Nun wird reagiert. Wieder einmal.

WOLFGANG HOLZ

Sie sehen ganz bleich aus. Genauer gesagt, ausgebleicht. Die Rede ist von den Säulen um die goldene Marienstatue des Marienbrunnens auf dem Klosterplatz. Wieder einmal hat die widrige Witterung Einsiedelns deutliche Spuren hinterlassen, und die Säulen aus Pyrenäenkalk verblassen angesichts des güldenen Glanzes der Marienstatue.

Nun sollen die bleichen Säulen im Mai wieder nachgeölt werden – wie von Heino von Prondzynski, Präsident der Freunde des Klosters Einsiedeln, zu erfahren ist. «Mittels Farbpigmenten und speziellem Steinöl werden die Säulen wieder auf Marmor getrimmt», erklärt von Prondzynski. Der Stein dunkle auf diese Weise wieder nach. Die Kosten für diese Massnahme sollen etwa 10’000 Franken betragen. Der Betrag kann mit dafür speziell vorgesehenen Spenden beglichen werden.

Marmor «friert» hier Dass sogar Marmor grundsätzlich in Einsiedelns Breitengraden «friert», sprich: erheblich in Mitleidenschaft gezogen wird, ist nichts Neues. Gerade der Marien- beziehungsweise Liebfrauenbrunnen auf dem Klosterplatz ist vom kalten, eisigen und windigen Wetter schon öfters widrig gebürstet worden. Was dazu geführt hat, dass der Marienbrunnen in seiner Geschichte schon mehrere Male abgerissen und neu aufgebaut wurde. Grund: Die Marmorsäulen waren morsch und zerfressen, so dass Einsturzgefahr bestand. Gelblich italienischer Marmor

Der geweihte Wasserspender Einsiedelns, dessen erste Abbildung übrigens 1466 im Blockbuch zu finden ist, wurde bereits 1686 restauriert. Mit edlem schwarzem und graugeädertem Marmor aus der Region statt mit Sandstein. 1753 muss der Brunnen wieder komplett neu gebaut werden. Dabei kommt die heutige Madonnenstatue von Pozzi aus Mailand auf dem Brunnensockel zu stehen. Doch auch diesem Brunnen setzt das harte Einsiedler Klima zu. 1803, 1861 und 1888 wird jeweils der Brunnen repariert. 1893 ist es dann wieder so weit. Der Marmor hat den Kampf gegen Wind und Wetter erneut verloren. Der Brunnen wird bis zum Fundament abgerissen und in den bisherigen Formen mit einem gelblichen italienischen Marmor neu aufgebaut (EA 95/05).

«Schönster Barockbrunnen der Schweiz» Das letzte Mal ist der Marienbrunnen im Klosterdorf 1955 «runderneuert » worden – dabei wurde damals aus Kostengründen auf Marmor verzichtet und besagter Pyrenäenkalk als Säulenmaterial verwendet, wie von Prondzynski sagt. So präsentiert sich der Brunnen – der anlässlich der Neueinweihung am 8. Dezember 1955 im «Einsiedler Anzeiger » als «schönster Barockbrunnen der Schweiz» betitelt wurde (EA 97/1955) – bis heute. Wobei der «14-mündige» Einsiedler Wasserspender 2013 sein letztes «Facelifting» erhalten hat.

Goldener Glanz kontra bleiche Blässe: Die Pyrenäenkalksäulen des Marienbrunnens sollen im Mai nachgeölt werden, um wieder nachzudunkeln.

Foto: Wolfgang Holz

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