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Nur die besten Schwinger können wieder trainieren

Nur die besten Schwinger können wieder trainieren Nur die besten Schwinger können wieder trainieren

Jetzt gibt es im Schwingen eine Zweiklassengesellschaft

Nun dürfen die «Bösesten» also doch ins Sägemehl zurückkehren und wieder trainieren. Noch Ende Februar wollten die Verbandsverantwortlichen keine Trennung in Amateure und Profis haben. Das wirft Fragen auf.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Vor zwei Wochen ist eine stufenweise Öffnung des Trainingsbetriebes bei den Aktiven über 20 Jahre verworfen worden. Schwingen soll ein Breitensport bleiben und es muss weiterhin «alle oder keiner» gelten. Während in vielen Sportarten die Profis trotz Corona trainieren durften, mussten sich die Schwinger weiter in Geduld üben.

Auf dem Papier Amateurstatus

Seit dem Bundesratsbeschluss vom vergangenen November waren Sportarten mit Körperkontakt ausschliesslich Professionals vorbehalten. Selbst Spitzenschwinger, die wie Profis trainieren, haben auf dem Papier nach wie vor den Amateurstatus und durften deshalb nicht ins Sägemehl. Die Verbandsverantwortlichen des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV) wollten an diesem Statuts nicht rütteln. Schwingen sei eben ein Spitzen- und Breitensport, wurde erklärt.

Vom Profitum distanzierten sie sich klar und wollten keine Zweiklassengesellschaft schaffen. Es machte für sie keinen Sinn, wenn nur die besten 100 Schwinger kämpfen können, während die anderen rund 2900 nicht schwingen dürfen. Gibt es im Schwingen nun doch einen Profistatus?

Dazu Stefan Strebel, Technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes: «Wir nehmen dieses Wort nicht in den Mund, sondern sprechen von Spitzensport.» Eine Aussage, die man verschieden auslegen kann. Man hat sich klar dafür ausgesprochen,dass Schwingen weiterhin dem Breitensport angehört und auch künftig solidarisch gelebt wird.

Nur 120 Schwinger

Nun hat der Verband eine nicht erwartete Kehrtwende vollzogen und dem Druck von Spitzenschwingern und wohl nicht zuletzt von Medien nachgegeben. Nachdem Schwinger bis 20 Jahre bereits trainieren dürfen, hat der Verband zusammen mit dem Bundesamt für Sport und Swiss Olympic eine zusätzliche Lockerung beschlossen. Nun kann landesweit eine Gruppe von 120 Schwingern, die noch definiert wird, das Training im Sägemehl wieder aufnehmen.

Das Konzept umfasst zuerst die 58 Eidgenossen. Ergänzt wird es mit Kranzgewinnern von Berg- und Teilverbandsfesten. Vom Schwingklub Einsiedeln kommen dafür die beiden Eidgenossen Christian und Alex Schuler in Frage. Weiter erfüllen Roland Kälin, Adrian Steinauer und Philipp Schuler diese Bedingung. Kranzer wie Remo Kälin, Daniel Inderbitzin, Markus Effinger, Daniel Schuler und Martin Grab sowie zahlreiche talentierte Nachwuchsschwinger, die altershalber zu den Aktiven wechselten, bleiben auf der Strecke.

Das stösst vielen Schwingerfans sauer auf

Obschon spezielle Zeiten spezielle Massnahmen erfordern, ist mit diesem Entscheid die nicht gewollte Zweiklassengesellschaft entstanden, die eigentlich keiner wollte und vielen Schwingerfreunden sauer aufstossen dürfte. Der Verband hofft allerdings, dass weitere Lockerungsmassnahmen bald folgen werden und wieder alle Schwinger trainieren dürfen. Schön wäre es. Weiter wird gehofft, dass mit der Impfung die Pandemie eingedämmt werden kann, damit bald wieder wettkampfmässig geschwungen werden kann.

Die beiden Eidgenossen des Schwingklubs Einsiedeln Christian und Alex Schuler dürfen wieder im Sägemehl trainieren.

Foto: zvg

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