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Chilbibahnen sollen sich wieder drehen können

Chilbibahnen sollen sich wieder drehen können Chilbibahnen sollen sich wieder drehen können

Die Schweizer Schausteller und Markthändler fordern eine konkrete Öffnungsperspektive für das Gewerbe.

IRENE LUSTENBERGER

«Unser Gewerbe steht seit 15 Monaten still, und etliche haben den Lockdown nicht überlebt », bringt es Peter Howald, Präsident des Schausteller-Verbandes Schweiz, auf den Punkt. Da sie vor einem weiteren Krisenjahr stünden, hat er namens der Berufsverbände der Schausteller und Markthändler eine Medienmitteilung verfasst und fordert eine konkrete Öffnungsperspektive.

Wie Howald auf Anfrage sagt, hätte der Verband im vergangenen Jahr diverse Dörfer und Städte um die Bewilligung eines Luna Parks Light angefragt. Viele hätten abgelehnt. Nicht so die Gemeinde Schübelbach, die an zwei Wochenenden im Oktober einen Luna Park Light anstelle des Siebner Märts bewilligte (wir berichteten). «Für uns waren diese Luna Parks Light kein finanzieller Erfolg, doch haben wir die Chance genutzt, unsere Hygienemassnahmen und Schutzkonzepte zu überprüfen und anzupassen», erklären die Schausteller. Für das Publikum sei das eine willkommene Abwechslung gewesen, «ein wenig Spass, Freude und Ablenkung in dieser tristen Corona- Zeit».

Obergrenze der Besucherzahlen Nun nehmen die Schausteller einen neuen Anlauf. «Obwohl die vom Bundesrat verabschiedete und per 1.Dezember in Kraft gesetzte Härtefallhilfe langsam ins Rollen kommt und einzelne Kantone auch schon Auszahlungen vorgenommen haben, reicht es natürlich bei Weitem nicht, die anfallenden Fixkosten zu decken», heisst es in der Medienmitteilung. Es sei schwer zu verstehen, dass die Schausteller und Markthändler monatelang keine Jahrmärkte, Chilbenen und Märkte durchführen dürfen, obwohl praktikable Hygienemassnahmen und Sicherheitskonzepte bestehen. «Die Massnahmen der Politik zum Schutz der Bevölkerung waren richtig und konsequent. Jetzt aber müssen wir nach vorne schauen. Wir brauchen Planungssicherheit für unsere Unternehmen. Wir brauchen eine verlässliche Perspektive, um Insolvenzen und Existenzverluste zu verhindern.» Seit dem 1. März sind Warenund Jahrmärkte zwar wieder zugelassen, «aber mit zehn Quadratmetern pro Person», wie Howald erklärt. «Das ist unrealistisch, weil es dazu einen riesigen Platz braucht», fügt er an. Deshalb fordert der Verband alle Städte und Gemeinden auf, den Schaustellern und Markthändlern eine faire Chance zu geben und Chilbenen, Jahrmärkte und Stadtfeste zu bewilligen. «Nur so kann das jahrhundertealte Kulturgut erhalten bleiben.» Denkbar seien Öffnungen unter noch strengeren Vorgaben für die maximale Kundenzahl oder verschärfte Hygieneregeln. Deshalb verlangen die Schausteller und Markthändler eine verbindliche Obergrenze der Besucherzahlen von 5000 Besuchern pro Tag für Dörfer und von 7000 Besuchern pro Tag für Städte. «Wir gehen davon aus, dass seit den Ladenöffnungen Anfang März in jeder Stadt deutlich mehr Besucher unterwegs sind», so die Schausteller. Ausserdem soll ein verbindlicher Termin für den Start von Chilbenen, Jahrmärkten und kleineren Volksfesten festgelegt werden. «Im Mai, Juni sollte es losgehen können, damit wenigstens die kleineren Anlässe stattfinden können», führt Peter Howald aus.

Keine Platzmieten Zudem fordern sie finanzielle Hilfe des Bundes bei der Planung und Durchführung der Anlässe. Denn diese hätten eine nicht zu unterschätzende gesellschaftspolitisch wichtige Funktion für den Zusammenhalt der Bevölkerung. Des Weiteren schlagen sie den Gemeinden und Städten vor, auf Standund Platzmieten zu verzichten, «damit sich die Branche langsam aber sicher von der katastrophalen finanziellen Situation erholen kann». Denn: «Die Einkünfte aus Platzgeldern der Schausteller und Markthändler sind für die Kommunen von untergeordneter Bedeutung, für jene jedoch existenzrelevant.» Es sei auch zu beachten, dass auch die Dienstleister und Zulieferer der Schausteller einen markanten Umsatzrückgang verzeichnen, wenn keine Veranstaltungen stattfinden.

Die gesellschaftliche Funktion dürfe auch nicht unterschätzt werden. «Die Menschen sehnen sich nach einer Zeit der Verunsicherung und Isolation danach, wieder einmal unbeschwert und zuversichtlich sein zu können. Uns allen fehlt der Duft von Bratwurst, Pommes und gebrannten Mandeln, aber auch die ganze Chilbi-Atmosphäre – und dies alles an der frischen Luft», schliessen die Schweizer Schausteller und Markthändler.

Die Einsiedler Chilbi fiel im vergangenen Jahr ins Wasser. Nun fordern die Schweizer Schausteller die Festsetzung eines verbindlichen Termins für den Start von Chilbenen, Jahrmärkten und kleineren Volksfesten.

Foto: Lukas Schumacher

«Wir brauchen eine verlässliche Perspektive, um Insolvenzen und Existenzverluste zu verhindern.»

Schausteller-Verband Schweiz

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