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«Die Zeit, die wir mit Gott verbringen, ist sehr wertvoll»

«Die Zeit, die wir mit Gott verbringen, ist sehr wertvoll» «Die Zeit, die wir mit Gott verbringen, ist sehr wertvoll»

Vor zehn Jahren haben zwei junge Ehepaare in der Jugendkirche in Einsiedeln mit einer eucharistischen Anbetung nach der Eucharistiefeier am Montagabend begonnen. Jean-Marie Duvoisin, einer der Initianten der Anbetung, im Gespräch.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie sind Sie im Jahr 2011 auf die Idee gekommen, eine eucharistische Anbetung im Klosterdorf zu lancieren? Während unserer Hochzeitsreise im 2010 haben meine Frau und ich Gottesdienste besucht, bei denen es im Anschluss eine eucharistische Anbetung gegeben hat. So sind wir auf die Idee gekommen, dieses Angebot auch im Klosterdorf zu lancieren. Das andere, befreundete Ehepaar, das die Anbetung mitinitiiert hat, ist im Jahr 2010 neu nach Einsiedeln gezogen und war von dieser Idee ebenfalls begeistert, da sie an ihrem ehemaligen Wohnort dort schon eine eucharistische Anbetung mitgestaltet haben.

Wie viele Leute kommen durchschnittlich zur Anbetung in die Jugendkirche? An der Messe am Montagabend nehmen in der Regel zwischen 15 und 20 Gläubige teil. Die meisten unter ihnen bleiben dann für die anschliessende Anbetung in der Jugendkirche. Naturgemäss sind die meisten Teilnehmer eher älter. Es sind aber zuweilen auch jüngere Generationen vertreten.

Wird still gebetet oder beten die Gottesdienstbesucher zuweilen den Rosenkranz? In der Regel wird still gebetet und meditiert. In einem ersten Teil gibt es Gitarrenklänge beziehungsweise Musik aus der Anlage. Infolge der Fastenzeit verzichten wir zurzeit auf Musik. Nebst Musik gibt es auch Gedanken oder Bibelverse sowie Stille für den persönlichen Austausch mit Jesus. Es ist auch schon vorgekommen, dass gemeinsam ein Rosenkranzgesätz gebetet wurde. Tauschen sich die Teilnehmer der Anbetung mitunter aus? Die Besucher kommen durchaus bisweilen untereinander ins Gespräch. Dies geschieht nach der Anbetung, zum Beispiel draussen vor der Jugendkirche. Wie würden Sie eine eucharistische Anbetung beschreiben? Für die eucharistische Anbetung, wie sie montagabends stattfindet, wird nach der heiligen Messe eine Monstranz auf den Altar gestellt. In ihr findet die Hostie Platz (siehe Bild). Gemäss katholischem Glaubensverständnis ist Jesus im verwandelten Brot, in der Hostie, gegenwärtig. Die Gläubigen sind eingeladen, sich Zeit zu nehmen, in der Gegenwart Jesu zu beten, mit ihm von Herz zu Herz zu sprechen und in der Stille auf ihn zu hören. Was spüren und fühlen Sie selber während der Anbetung? Ich bin in einem Zwiegespräch mit Gott. Ich höre, lausche, was Gott zu sagen hat. Es geht darum, dass man sich gegenseitig anschaut: Gott schaut mich an, ich schaue ihn an. Die Zeit, die wir mit Gott verbringen, ist sehr wertvoll. Wofür ist eine Anbetung gut?

In der Anbetung sind wir eingeladen, unser Ich ganz auf ein Du auszurichten – auf Gott, der in Jesus Mensch geworden ist und uns zugesagt hat, immer bei uns zu sein. Gott ist es wert, dass wir Zeit mit ihm verbringen und eine lebendige Beziehung mit ihm pflegen, wie wir es auch mit guten Freunden tun. Ihm können wir unsere Freuden und Sorgen wie auch unseren Dank mitteilen. Letztlich geht es aber auch darum, dass wir auf ihn hören und uns von ihm führen lassen, weil unser wahres Glück sein grösster Wunsch ist.

Für wen ist die Anbetung gedacht?

Eingeladen sind alle, die gerne etwas Zeit in der Kirche verbringen möchten, die Stille und das Gebet suchen oder kennenlernen möchten. Man kann während der Anbetung kommen und gehen, wie man möchte. In der Jugendkirche ist das jeweils montagabends von zirka 19.40 bis 20.45 Uhr. Es gibt andere Orte, an denen Menschen Tag und Nacht die Anbetung pflegen. Immer wieder gibt es Menschen, die «per Zufall» zu einem Ort der Anbetung kommen und berührt werden, obwohl sie mit dem Glauben nicht viel am Hut haben. Wann findet die Anbetung in der Jugendkirche statt? Jeweils am Montagabend im Anschluss an die Messe um 19 Uhr findet die Anbetung statt. Bis um 20.15 Uhr gibt es einige Impulse mit Stille und Musik. Um 20.15 Uhr wird der eucharistische Segen gespendet. Anschliessend ist bis 20.45 Uhr Anbetung in Stille. Grundsätzlich findet die Anbetung jeden Montag statt, ausser in den Sommerferien und wenn die Messe um 19 Uhr ausfällt (zum Beispiel am Ostermontag). Wenige Male im Jahr ist die ganze Zeit hindurch stille Anbetung. In der Unterkirche des Klosters Einsiedeln findet eine stille Anbetung aktuell jeweils von Montag bis Freitag, von 13.15 bis 16 Uhr, statt (Ausnahme an hohen Feiertagen). Stammt die Monstranz aus dem Kirchenschatz der Jugendkirche?

Die Monstranz hat der Schweizer Goldschmied Meinrad Burch-Korrodi gefertigt. Sie ist zirka siebzig Jahre alt und gehört seit dem Jahr 1949, als die Jugendkirche eingeweiht wurde, zum Kirchenschatz der Kirche. Nach der Messe setzt der Priester die Monstranz auf dem Alter aus. Nach der Anbetung wird die Hostie in der Monstranz zurück in den Tabernakel gestellt. In der Monstranz ist einzig der Leib Christi in Form der Hostie enthalten.

Nach der Montagabendmesse wird eine Monstranz auf den Altar in der Jugendkirche gestellt. In der Monstranz findet die Hostie Platz. Während einer Stunde wird Jesus, der im verwandelten Brot, in der Hostie ist, angebetet.

Foto: Jean-Marie Duvoisin

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