Veröffentlicht am

Ein waschechter Einsiedler fehlt

Heute Dienstag, 2. Februar, ist Tag des geweihten Lebens

Am 2. Februar feiert die Kirche das Fest Darstellung des Herrn, auch bekannt unter dem volkstümlichen Namen «Maria Lichtmess». Früher endete an diesem Tag die Weihnachtszeit. Ein kleines Jubiläum macht den Tag heuer zu etwas Besonderem.

PPS. Im Kloster werden am Dienstag, 2. Februar 2021, die Gottesdienste nach der Werktagsordnung gefeiert. Zusätzlich finden um 16.30 Uhr eine feierliche Vesper und um 19 Uhr ein feierliches Pontifikalamt mit Abt Urban statt, der auch die Predigt halten wird. Für das Pontifikalamt am Abend kann man sich am 2. Februar von 9 bis 12 Uhr via www.gottesdienst.kloster-einsiedeln. ch oder 055/418’61’11 anmelden. Für die übrigen Gottesdienste am 2. Februar existiert keine Anmeldemöglichkeit.

Leider wird der Festgottesdienst am Abend coronabedingt etwas einfacher ausfallen als üblich, so müssen wir auf die Lichterprozession durch die Klosterkirche und die musikalische Mitgestaltung durch den Stiftschor schweren Herzens verzichten. Über den Livestream www.kloster- einsiedeln.ch/live kann man den Gottesdienst auch von zu Hause aus mitfeiern.

Tag des geweihten Lebens

Im Festgeheimnis des 2. Februars – nachzulesen im 2. Kapitel des Lukasevangeliums, Verse 22–40 – spielen der greise Simeon und die Prophetin Hanna eine bedeutende Rolle. Diese beiden betagten Menschen erkennen in dem von Maria und Josef in den Tempel gebrachten Kind den verheissenen Messias. Diese biblischen Personen haben Papst Johannes Paul II. dazu bewogen, den Fokus an diesem Tag besonders auch auf die Ordensleute und andere gottgeweihte Personen zu lenken, die ihr Leben ja auch im «Gotteshaus » zubringen und Zeugnis ablegen für den in Jesus Christus menschgewordenen Gott. Vor genau 25 Jahren erklärte Papst Johannes Paul II. den 2. Februar zum Tag des geweihten Lebens. Dieser wurde im darauffolgenden Jahr erstmals als solcher begangen. Seither feiert der Papst jeweils im Petersdom einen festlichen Gottesdienst mit Ordensleuten aus aller Welt. Geweihtes Leben in Einsiedeln

Der Tag des geweihten Lebens ist eine Einladung, der Präsenz dieser besonderen Form der Christusnachfolge in Einsiedeln nachzugehen. Denn im Klosterdorf Einsiedeln gibt es weit mehr gottgeweihte Personen als nur die 42 Benediktiner im Kloster Einsiedeln!

Im Mittelalter lebten in der Gegend um Einsiedeln sogenannte «Waldschwestern», die sich auf drei Häuser im Tal der Alp sammelten. Eines dieser Häuser besteht bis heute und seit dem 17. Jahrhundert leben die dortigen Schwestern nach der Benediktsregel. Heute gehören 11 Schwestern zum Benediktinerinnenkloster Au, wo die Ewige Anbetung besonders gepflegt wird. Die Einheimischen nennen das Kloster Au liebevoll «s’Chlöschterli».

Gegenüber dem Kloster befindet sich am Klosterplatz das «Marienheim ». Dieses markante Gebäude ist das Zuhause von 17 Menzinger Schwestern, die hier ihren Ruhestand verbringen. Die 1844 gegründeten Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz zu Menzingen prägten früher unseren Wallfahrtsort durch ihre Tätigkeit in der Dorfschule, heute ist es ihre betende Präsenz, die für uns wertvoll ist.

Seit vielen Jahrzehnten bewohnen die Kleinen Schwestern Jesu ein einfaches Haus im «Birchli». Dieses liegt zwischen Friedhof und Sihlsee und dient auch als Feriendomizil für Kleine Schwestern von auswärts, die nach dem Beispiel des seligen Charles de Foucauld (1858– 1916) ein Leben in Einfachheit und Verborgenheit führen. Aktuell leben sechs Kleine Schwestern im Bezirk Einsiedeln.

Mitglieder zweier Säkularinstitute haben ihren Wohnsitz in Einsiedeln: die «Gemeinschaft Unserer Lieben Frau», welche von einem Mitbruder geistlich begleitet wird, und die Frauen der «Servi della Sofferenza». Die fünf «Servi» gehen zivilen Berufen nach, sind aber im Wallfahrtsort präsent, indem sie den abendlichen Rosenkranz vorbeten und sich auch sonst in verschiedenen liturgischen Diensten engagieren.

Mit einer «geweihten Jungfrau» ist in Einsiedeln auch eine Form des geweihten Lebens vertreten, die in den letzten Jahrzehnten neu entdeckt wurde, deren Wurzeln jedoch bis in die Alte Kirche zurückreichen. Die geweihten Jungfrauen legen vor dem Bischof ein öffentliches Gelübde ab und pflegen ein intensives Gebetsleben in Verbundenheit mit der Ortskirche bei gleichzeitiger Ausübung eines Zivilberufs.

Auch erinnern wir an die 19 Benediktinerinnen im Kloster Fahr. Diese Mitschwestern leben zwar nicht im Bezirk Einsiedeln, doch ihr Priorat an der Limmat bildet seit dem Jahr 1130 ein Doppelkloster mit der Benediktinerabtei. Deshalb wäre diese Auflistung unvollständig, würden hier die Schwestern im Fahr nicht erwähnt.

Das geweihte Leben in der Kirche ist ausserordentlich reich und vielfältig. Einen kleinen Teil davon bildet sich in unserem Klosterdorf Einsiedeln ab: Es gibt hier Vertreterinnen und Vertreter der monastischen Orden, der Kongregationen, der Säkularinstitute und des «Ordo virginum». Was uns in Einsiedeln aber fehlt, ist ein waschechter Einsiedler! Denn die Eremitinnen und Eremiten gehören ebenfalls zum geweihten Leben in der Kirche.

Trotz seiner immer noch beeindruckenden Präsenz in unserer Gegend: Das geweihte Leben ist in den vergangenen Jahrzehnten hierzulande älter und zerbrechlicher geworden. Doch auch älter werdende Menschen und Gemeinschaften können Zeugnis für den gekreuzigten und auferstandenen Herrn ablegen! Und so sind wir dankbar für alle Schwestern, die neben den Mönchen Einsiedeln zu einem Ort des Gebets machen und so zum Sauerteig unter den Menschen werden. Denn eigentlich sind alle Christinnen und Christen durch ihre Taufe dem Herrn geweiht. Die Taufe macht uns zu Söhnen und Töchtern Gottes – eine höhere Weihe gibt es nicht.

Share
LATEST NEWS