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Flagge zeigen

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ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Die chinesische Mondsonde «Chang’e 5» brachte vor einigen Wochen etwa zwei Kilo Mondgestein zur Erde. Jetzt hat unsere Menschheit noch einmal etwas zum Untersuchen.Vielleicht ergeben sich daraus neue Erkenntnisse, welche die Menschheit weiterbringen. Wirklich sicher ist das zwar nicht.

Dafür ganz sicher ist, dass ab jetzt eine chinesische Nationalflagge auf dem Mond steht. Sie ist zwei Meter lang, 90 Zentimeter breit, und weht vom ausgeklappten Arm der Landeeinheit, welche nicht mehr nach China zurückreisen durfte. Wobei «wehen » eher nicht zutrifft, da praktisch sämtliche Winde inklusive Bise und Föhn auf dem Mond nicht vorkommen.

Für die Flagge muss das also ziemlich frustrierend sein. Sie ist doch ihrem ganzen Wesen nach auf Flattern ausgelegt, was dort oben definitiv nie stattfinden kann. Auch als sichtbares Zeichen, dass zum Beispiel das «Kraterstübli heute offen» hat, kann die Fahne nicht dienen. Dazu fehlt vorläufig das «Kraterstübli» und der zum gemütlichen Beisammensein nötige Sauerstoff. Ganz zu schweigen von der noch nicht gegründeten «SAC-Sektion Mond», welche zudem zuerst einen Chinesisch-Kurs absolvieren müsste, um dort ein ordentliches Bier zu bestellen.

Klärli meint, die Chinesen hätten doch bloss das machen wollen, was die Amerikaner und Russen zuvor auch schon getan hätten. Die hätten dort oben beide je eine Fahne aufgestellt. Jedenfalls weiss der Mond jetzt auch, dass Fahnen bei uns ganz wichtig sind. Egal, in welchem Wind sie nicht flattern.

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Ernst Friedli, 64, seit Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und gönnt jeder Fahne einen flotten Wind.

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