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Die Glocken beider Kirchen läuteten für die Einheit

Immer am 4. Sonntag im Januar feiern Christen verschiedener Konfessionen in aller Welt den Gottesdienst zur «Gebetswoche für die Einheit der Christen», gern ökumenisch und gemeinsam.

Mitg. Leider war in diesem Januar die Gottesdienstgemeinschaft der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Gemeinde nicht möglich, die Schutzkonzepte wären nicht einzuhalten gewesen.

So läuteten an diesem Sonntag, 24. Januar, die Glocken zweier Kirchen in Einsiedeln, um die Gläubigen zur Einheit in Christus zu rufen. Nur eine Grussbotschaft der Seelsorger an die jeweils andere Gemeinschaft konnte als Zeichen der Ökumene verlesen werden.

Der Gottesdienst in der reformierten Kirche stand unter dem Wort aus dem Johannesevangelium: «Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen!» Wie es der Intention dieses Tages entspricht, wird die Liturgie jedes Jahr von einer anderen Gruppe von Christen vorbereitet, die unterschiedlichsten Sprachen, Kulturen, Lebensverhältnisse und Glaubensvorstellungen kommen zum Zuge.

In diesem Jahr war die Kommunität von Grandchamp (NE) verantwortlich, eine Ordensgemeinschaft von Frauen, die schon durch ihre Zusammensetzung aus unterschiedlichen Kirchen, Ländern und Kulturen das Anliegen der Gebetswoche für die Einheit der Christen verkörpert. Der Ablauf des Gottesdienstes ist ihrer liturgischen Tradition entnommen. Immer wieder, in den ausgesuchten Bibelstellen, in den vorgeschlagenen Liedern und in den Gebeten wurde der Wunsch der Schwestern deutlich, durch die Liebe Gottes Trennung zu überwinden, den anderen ohne Vorurteil anzunehmen, Misstrauen abzulegen und Brücken zu bauen.

In seiner Predigt diagnostizierte Pfarrer Urs Jäger einen Vertrauensverlust bei der Bevölkerung, der sich schliesslich in Kirchenaustritten manifestiert. Dies trifft beide grossen Kirchen – gleichermassen auch durch Fehlverhalten in den eigenen Reihen mitverursacht.

Aber er rief dazu auf, nicht nur auf Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen zu schauen, weder selbstgerecht noch selbstanklagend.

«Frucht» zu bringen bedeute, sich zum Wohl aller, auch der «anderen» zu engagieren, und über kulturelle, soziale, konfessionelle Grenzen hinweg die Gemeinschaft, das Verbindende zu suchen, sich als eine Traube unter vielen anderen am gleichen Weinstock der Liebe Gottes zu begreifen. Oder, wie es die Frauen von Grandchamp ausdrücken: «Spiritualität und Solidarität sind untrennbar verbunden.» Wie in der reformierten Kirche schon seit der Verschärfung der Schutzmassnahmen üblich, sang Frau Doris Grossenbacher stellvertretend für die Gemeinde die von der Schwesternschaft ausgesuchten Lieder, schwungvoll begleitet von Stefan Meyer am Klavier.

Der sonst übliche Friedensgruss mit Körperkontakt wurde ersetzt durch ein fröhliches und freundliches Winken über die Distanz der Kirchenbänke hinweg.

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