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«Zu wenig auf die Fahrer gehört»

Kritische Worte rund um den Zielschusssprung in Kitzbühel

Die Diskussionen entbrannten in Kitzbühel während Tagen rund um den sehr gefährlichen Zielsprung in Kitzbühel.

KONRAD SCHULER

Die Fahrer kamen am Freitag mit bis 149 km/h auf den Zielsprung zu. Sie wurden bis auf eine Höhe von etwa vier Metern abgehoben, flogen bis über 75 Meter weit und landeten teilweise erst im schon flacher werdenden Teil zum Ziel hin. Schon in den Trainings Kritik

Bei jedem Fahrer musste man Angst haben, ob er den Sprung stehen kann, bei jedem Fahrer war man froh, wenn er ungeschoren im Ziel ankam. Viele Fahrer zeigten sich im Ziel ebenso sehr erleichtert, diesen Zielsprung heil überstanden zu haben.

Es wurde ganz generell die Frage aufgeworfen, ob die Organisatoren da nicht mit der Gesundheit der Fahrer spielten, denn die Kritik wurde schon in den Trainings laut. Der Vorwurf lautete, dass die Sprünge zu hoch und zu weit gingen. Beim zweiten Training vom Donnerstag stürzte beim Zielsprung der Franzose Johan Clarey.

Kam also der Sturz von Urs Kryenbühl auf Ansage? Haben die Organisatoren Fehler gemacht?

Fahrer zu weit gesprungen Die Athleten jedenfalls waren sich schon nach den Trainings weitestgehend einig, dass der Sprung zu weit gehe. SRF-Skiexperte Marc Berthod führte klipp und klar aus, dass die Streif ohne diesen Zielsprung alles beinhalte. Sie sei ohne ihn genug spektakulär und verlange von den Fahrern sonst schon alles ab. «Kitzbühel braucht diesen Zielsprung nicht», führte er aus. Der Sturz von Urs Kryenbühl sei eine Kombination von mehreren Elementen gewesen. Die Frage, ob man zu wenig auf die Fahrer gehört habe, beantwortete er mit «Ja». Im zweiten Training sei schon der Kamerafahrer zu weit gesprungen.

Berthod erklärte sehr anschaulich, dass dieser Zielsprung nach einem schweren Sturz jeweils in der Vergangenheit abgebaut und dann jeweils wieder Schritt für Schritt aufgebaut worden sei. Es gebe so immer wieder Peaks. SRF-Kommentator Stefan Hofmänner hielt mit seiner Meinung ebenfalls nicht zurück: «Dort zusätzliches Spektakel herauszuholen, ist für mich nicht nachvollziehbar. » Deutliche Worte gab es auch in der Analyse auf ORF 1 am Freitagabend. Moderator Rainer Pariasek meinte zur 500. Weltcupabfahrt: «Wir hätten uns einen etwas anderen, etwas glücklicheren Verlauf gewünscht.» Selbst Hannes Trinkl, der FIS-Renndirektor, gab sich selbstkritisch: «Der Zielsprung war grenzwertig und sehr, sehr am Limit.» Beat Feuz, als Sieger und Teamkollege von Urs Kryenbühl, nahm auch kein Blatt vor den Mund. «Man hätte anders reagieren müssen. Es gab nicht viel über die Piste zu reden, aber über den Zielsprung wurde viel geredet. Eigentlich alle Athleten haben immer im Ziel gesagt, der geht immer noch zu weit.» Auf die zweite Abfahrt vom Sonntag hin wurde dann am Zielsprung stundenlang gearbeitet. Er wurde so entschärft, dass er keine ausserordentliche Gefahr mehr bedeutete.

«Der Zielsprung war grenzwertig und sehr, sehr am Limit.»

Hannes Trinkl, FIS-Renndirektor

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