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Händedesinfektion statt Handshake

Händedesinfektion statt Handshake Händedesinfektion statt Handshake

Juniorentrainer Martin Rothlin sagt, wie anders, aber auch wie wichtig es ist, trotz Corona Handball zu trainieren

Sport in Zeiten der Pandemie ist nicht immer einfach. Das Training für Jugendliche des Handballclubs Einsiedeln findet statt. Martin Rothlin, Trainer der U-13-Mannschaft, erzählt, wie es ihm und seinen Jugendlichen dabei geht.

WOLFGANG HOLZ

Herr Rothlin, Sie trainieren die U-13-Juniorenmannschaft des HC Einsiedeln. Wie ist das in Zeiten von Corona? Für Rebekka Rothlin, meine Tochter und ihrerseits Lizenztrainerin, und mich ist das schon sehr speziell und auch anstrengend. Die Junioren machen das aber super. Sie kommen motiviert in die Halle und haben Freude, trotz der ausgefallenen Meisterschaft. Das Ziel, im Handball besser zu werden, bleibt natürlich bestehen. Allerdings fällt dies schon viel leichter, wenn wir uns regelmässig mit anderen Teams messen können. Hat sich am Training etwas geändert?

Das Mittwochtraining haben wir vorläufig eingestellt, aber am Freitag ist alles fast normal. Die U13 und die U15 trainieren gleichzeitig, aber jedes Team in seiner Hallenhälfte und wir durchmischen sie nicht. Wir versuchen auch, das Training etwas weniger kontaktbetont zu gestalten, doch am Schluss wird dann schon immer noch Handball gespielt. Es gibt ganz wenige Junioren, die sich keinem Risiko aussetzen wollen und zurzeit nicht ins Training kommen. Das akzeptieren wir Trainer voll und ganz. Und schliesslich ist die Galerie in der Halle immer so leer. Es hat immer Eltern gegeben, welche die Kinder abgeholt haben und etwas vor Trainingsende in die Halle gekommen sind, um dem Spiel zuzuschauen. Das geht zurzeit natürlich nicht. Und für alle nachfolgenden Teams ist der Trainingsbetrieb eingestellt. Tragen Sie und Ihre Junioren eine Maske beim Training – oder nur Sie allein? Es tragen nur die Trainer Masken, und ich versuche auch, immer Abstand zu halten, spiele nicht mehr mit und übernehme auch nicht die Rolle als Passgeber. Die 12-Jährigen und die Älteren tragen Masken in den Gängen vor und nach dem Training, aber nicht während des Trainings. Die Bälle gehören den Spielern persönlich und sie werden nicht von uns während des Trainings desinfiziert. Wir desinfizieren aber die Geräte, die wir hervornehmen. Und am Schluss wird anstelle des «Handshakes» eine Händedesinfektion gemacht. Wie viele Juniorinnen und Junioren sind denn in Ihrer Mannschaft?

Bei den U13 sind es zurzeit drei Mädchen und 14 Knaben. In der U15 spielen neun Knaben. Viele der U13 werden auf nächste Saison zur U15 wechseln, und das Bild dreht sich. Dann gibt es noch die U9/U11, wo etwa zwölf Mädchen und Knaben trainieren. Auch sie treffen sich weiterhin einmal die Woche in der Halle zum Training. Sind Sie froh, dass Sie überhaupt trainieren können, schliesslich ist ja das Training für die Älteren ab 16 Jahren und für die Aktiven wegen Corona derzeit tabu? Ja, denn ich finde, es ist sehr wichtig, dass die Kinder sich bewegen und Sport treiben können. Computer-Games und Handy sollen nicht die einzige Abwechslung zur Schule sein.

Ist es eigentlich schwierig, Nachwuchs fürs Handball als Indoorsport zu bekommen, zieht es doch die meisten Jugendlichen eher auf den Fussballplatz? Und Handball ist ja auch ein relativ harter Sport mit viel Körperkontakt. Normalerweise kommen immer nach dem Schülerturnier, das der HC Einsiedeln organisiert, neue Handballbegeisterte. Insbesondere die U9/U11 hat dann enorm Zulauf. Dieser Anlass konnte nicht durchgeführt werden, und auch weitere Aktionen um den Sport den Kindern näher zu bringen, können nicht stattfinden. Natürlich verstehe ich alle Eltern, die gerade jetzt Bedenken hätten, ihre Kinder ins Handball zu schicken. Das könnte ein Problem werden für die nächste Saison.

Aber vielleicht hilft uns die Handball-WM, und der Erfolg des Schweizer Teams könnte einen Impuls auslösen. Selbstverständlich nehmen wir jederzeit neue Junioren auf, in allen Teams. Handball im Juniorenalter wird nicht so hart gespielt wie im Fernsehen gezeigt. Schnelle Beine und Übersicht sind viel wichtiger als Härte und Masse. Was macht den Jugendlichen am meisten Spass? Vielen macht schon die Meisterschaft viel Freude. Man fährt zusammen an ein Auswärtsspiel oder empfängt ein anderes Team. Beide Mannschaften versuchen, ihr bestes Handball zu spielen. Und wenn das beiden gelingt, ist es für beide Teams und für alle Zuschauer ein tolles Erlebnis. Vor Weihnachten habe ich die Junioren gefragt, was ihnen im letzten Jahr eigentlich am meisten gefallen hat. Nebst der Meisterschaft war bei vielen die Antwort: einfach alles im Training. Die Augen leuchten aber schon besonders beim direkten Duell zwischen Spieler und Goalie. Das Torewerfen bleibt die Paradedisziplin im Handball, wenn man so sagen kann. Und für den Goalie ist das natürlich die Gelegenheit, zu beweisen, was er kann. Was trainieren Sie mit den Jugendlichen: Würfe, Spielsituationen oder lassen Sie einfach viele Matches machen? Eigentlich alles, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Geschicklichkeit, Technik für Angriff und Abwehr. Auch viel Zusammenspiel, Taktik und Raumgefühl, denn in der U13 spielen sie zum ersten Mal auf dem grossen Feld. Und natürlich wird auch viel gespielt, Handball und andere Ballspiele. Nur die Eins-zu-Eins-Abwehr trainieren wir vorläufig nicht. Haben Sie auch ausserhalb des Trainings noch Kontakt zu den Jugendlichen via Chat oder sogar persönlich? Keinen organisierten Kontakt, aber ab und zu eine E-Mail mit den letzten News. Während dem Lockdown im letzten Frühling, als auch keine Trainings für Junioren erlaubt waren, haben wir per Mail für jeden Freitag ein kurzes Trainingsprogramm versandt. Die paar Übungen konnten dann alle zu Hause absolvieren. Wie gesagt, es ist wichtig, dass Kinder sich bewegen, und diese Trainings waren im Wesentlichen da zum Ansporn, sich zu bewegen, und nicht um Fortschritte im Handball zu erzielen. Was vermissen Sie pandemiebedingt derzeit am meisten? Andere Leute spontan zu treffen. Zum Beispiel bei einem Handballspiel in der Sporthalle. Sei dies bei einem unserer Spiele der U13, bei denen viele Eltern zuschauen kommen, oder bei Spielen der anderen Teams, wo ich Kollegen und Junioren treffe. Wär schon toll, wieder mal ein Heimspieltag von 12 Uhr bis 20 Uhr in der Halle zu verbringen, ein Spiel nach dem anderen schauen, mitzufiebern – und zwischendurch gibts ein Stück Kuchen und Kaffee als Stärkung. Wann, glauben Sie, geht es weiter im Handball-Spielbetrieb? Nachdem die Vorrunde im Herbst nicht fertig gespielt werden konnte, wurde vom Schweizer Handballverband kurz vor Weihnachten der neue Spielplan für die Rückrunde herausgegeben, welche im Februar hätte beginnen sollen. Das ist aber bereits offiziell abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben, die Gruppen und der Spielplan bleiben vorerst bestehen. Persönlich glaube ich nicht, dass die Meisterschaft diese Saison noch so durchgeführt werden kann. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn dann die Covid-19 Situation doch noch das eine oder andere Spiel erlaubt.

«Nur die Eins-zu-Eins-Abwehr trainieren wir vorläufig nicht.»

Martin Rothlin, U13-Handballtrainer

Martin Rothlin und Rebekka Rothlin (ganz rechts) trainieren die U13-Junioren. Foto: zvg

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