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Viel Schnee – viel Freude?

Schnee ist schee! So könnte man die Magie der weissen Pracht auf den Punkt bringen. Vor allem, wenn so viel Schnee wie bei uns im Augenblick liegt. Denn Schnee verändert die Welt.

Als ich gestern Morgen mein Auto in Einsiedeln parkieren wollte, überraschte mich ein gigantischer Schneeberg auf dem Parkplatz. Irre – was aus einer millionenfachen Menge derart kleiner Flocken entstehen kann.

Dabei müssen es nicht nur spektakuläre Schneeberge sein, die einen in Staunen versetzen. Dadurch, dass die Schneeflocken alles, was sie bedecken, um ein Vielfaches erhöhen, entsteht ein genialer ästhetischer Effekt, der mal komisch, mal sinnlich wirkt.

Wenn etwa der gelbe Briefkasten plötzlich eine riesige weisse Zipfelmütze trägt, sieht das einfach lustig aus. Wenn Häuser, Gärten, Zäune, Bäume plötzlich wie mit Schlagsahne übergossen sind, fühlt man sich kuschelig-geborgen – wobei der Schnee die Konturen der Dinge stets auch auf ihr Wesentliches reduziert.Wie ein abstrakter Künstler. Und wenn man bei rieselndem Schnee durch die dick verschneiten Strassen stapft, spürt man wie viel Ruhe und Helle einem der viele Schnee schenkt. Schnee macht echt glücklich!

Klar, Schnee ist auch kalt. Schnee ist rutschig und Schnee kann gefährlich sein. Vor allem sorgt Schnee für eine Menge Arbeit. Aber Schnee will uns ja in einen aktiveren, wacheren Lebensmodus versetzen. Wer die vielen Schneepflüge in den vergangenen Tagen durch Einsiedeln hin- und herfahren sah, hat gespürt, wie viel Spass Schneeräumen machen muss. Selbst bei so manchem mit der Schaufel in der Hand zaubert der Schnee ein Lächeln ins Gesicht.

Nein, nein und nochmals nein. Der Winter ist definitiv nicht meine Jahreszeit. Das Beste daran ist mit Abstand die Fasnacht. Dass diese heuer ausfällt, macht mir den Winter noch unwirtlicher und fremder.

Im Winter gibt’s Lawinen, dauernd kalte Füsse und auf den Strassen viele nervöse Zürcher. Die Nase tropft, die Tage sind kurz und irgendwann kommt der Moment, an dem der Nachbar seinen Schnee todsicher in meine Garagenausfahrt schaufelt.

Irgendwie steckt die Abneigung tief in mir drin. Schon als kleiner «Gouf», als alle meine Freunde sich längst als Birchlioder Friherrenberg-Skifahrer definierten, blieb ich zu Hause und trampelte auf der Wiese in der Nachbarschaft unzählige «Fangis-Wege» in den Schnee, immer in der Hoffnung, dass die Zehen nicht einfrieren. Natürlich taten sie es trotzdem. In späteren Jahren verreisten meine Gymi-Kollegen ins Hoch-Ybrig zum Skitag, während ich meinen Holzschlitten auf die Eselweid schleppte. Immerhin kriegte ich ’mal eine Auszeichnung als drittbester Schlittler des Dorfes.

Die Decke des Winters ist unschuldig weiss, aber sie lastet auf meinem Gemüt, als wäre sie schwarz. Einsiedeln wäre doch so toll. Nur dumm, dass das Dorf 500 Meter zu hoch oben liegt. Das kann man nicht ändern. Also liegt es an mir. Und da zügeln nicht in Frage kommt, mache ich aus der Not eine Tugend.

Ich habe beschlossen, mich ab sofort an all den vielen Kindern zu freuen, die draussen fröhlich rumtollen, schlitteln, Schneemänner bauen und mich mit der Welt versöhnen. Gerade im tiefsten Winter. Und ich bin unendlich froh, dass diese kleinen Knirpse und Knirpsinnen keine «Gfrörfüdli» sind wie ich.

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