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«Der Unfall hatte für uns Priorität»

«Der Unfall hatte für uns Priorität» «Der Unfall hatte für uns Priorität»

Nach dem Lawinenniedergang stellen sich Fragen: Hat der Freerider fahrlässig gehandelt, wurden die Covid-19-Vorschriften eingehalten?

ANDREAS SEEHOLZER

Am Samstag kam es auf dem Stoos zu einem tragischen Unfall mit tödlichem Ausgang (siehe Text unten). «Wir sind alle sehr betroffen», sagt Bruno Lifart, Verwaltungsrat der Stoosbahnen AG. Auch Martin Langenegger, Geschäftsleiter der Stoosbahnen AG, äusserte sich am Samstag betroffen.

Die Schneeverhältnisse waren am Wochenende schwierig, und Freeriden ist bei Lawinenstufe 4 sehr gefährlich: Unten liegt Altschnee, darauf Pulverschnee, der noch nicht gebunden ist. Der Schnee löst schon auf Hängen mit einer Hanglage von 25 bis 30 Grad Lawinen aus. Lawinen sind vorprogrammiert.

Martin Langenegger wich auf die Frage, ob der Verschüttete fahrlässig gehandelt habe, aus: «Abseits der Pisten ist es wichtig, dass die Lawinengefahr jederzeit beachtet wird, weil die Risiken sehr hoch sind.» Weiter verwies Langenegger darauf, dass die Risiken am Wochenende allgemein bekannt gewesen seien; das Institut für Schnee- und Lawinenforschung, die Medien und auch der Kanton Schwyz hätten mehrfach auf die schwierigen Verhältnisse hingewiesen.

Der Unfall wurde prioritär behandelt Weiter war die Situation am Wochenende durch die geltenden Covid-19-Massnahmen, gepaart mit den hervorragenden Schneesportverhältnissen, aussergewöhnlich. Laut Langenegger herrschte vor allem am Samstagmorgen ein sehr grosser Andrang an Gästen. In Zahlen ausgedrückt heisst dies, dass am Samstag 3800 Gäste auf den Stoos fuhren, laut Langenegger für dieses Jahr «ein Rekord».

Verglichen mit einem Spitzentag aus vergangenen Jahren relativiert sich diese Zahl aber wieder: Der allgemeine Rekord liegt für die Stoosbahnen bei 6700 Personen. Dies bedeutet auch, dass die verordnete Kapazitätsbeschränkung auf zwei Drittel der letzten 3-Jahres-Spitzentage gut eingehalten wurde. Der Lawinenniedergang führte schliesslich dazu, dass «die Covid-19-Massnahmen kurzzeitig und auf einer Anlage nicht eingehalten werden konnten», so Langenegger.

Konkret: Nachdem die Lawine niedergegangen war, wurden alle im Einsatz stehenden Mitarbeiter für die Bewältigung des Ereignisses eingesetzt, also jene des Pistenrettungsdienstes sowie jene, die eigens für die Einhaltung der Covid-19-Massnahmen zuständig sind. «In diesem Moment wurden alle Einsatzkräfte abdelegiert, um die Rega zu unterstützen», so Langenegger.

«Covid-19-Massnahmen sind eingehalten worden» Oder wie Verwaltungsrat Bruno Lifart es ausdrückt: «Der Unfall hatte für uns Priorität.» Klar sei aber auch, dass ansonsten die Covid-19-Massnahmen «gemäss unserem aktuellen Wissensstand» eingehalten worden seien: In der Bahn werden immer nur 80 Personen anstatt der möglichen 136 transportiert, was elektronisch überwacht wird. Zu den auf den sozialen Medien am Wochenende aufgetauchten Bildern mit langen Warteschlangen sagt Langenegger: «Wir lassen immer nur eine bestimmte Menge an Personen in die Talstation, um die Vorgaben einzuhalten.» Dies führe in der Konsequenz dazu, dass es in Stosszeiten vor dem Gebäude zu einer Schlange kommen könne. «Solche Vorkommnisse bleiben für uns eine Herausforderung. Wir sind aber bemüht, diese im Sinne der Vorschriften stets anzupassen.»

Am Samstagmorgen kam es auf dem Stoos, im Gebiet Rot Turm, zu einem Lawinenniedergang abseits der Skipisten. Foto: Kapo SZ

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