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«Wir wehren uns gegen eine Schliessung des Kindergartens»

«Wir wehren uns gegen eine  Schliessung des Kindergartens» «Wir wehren uns gegen eine  Schliessung des Kindergartens»

Adelbert Inderbitzin, Gemeindepräsident in Alpthal, startet kämpferisch in das neue Jahr: «Wir setzen uns ganz für unseren Kindergarten ein.» Trotz einer schwierigen finanziellen Situation stehe die Gemeinde noch nicht vor einem Bankrott.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Adelbert Inderbitzin bittet zum Gespräch in die Gemeindeverwaltung an der Dorfstrasse in Alpthal. Diese liegt in unmittelbarer Nähe von Schule und Kirche, den beiden Zentren von Alpthal, die vollends das Leben der Gemeinde prägen und gestalten.

Mit Stolz zeigt der Gemeindepräsident den prächtigen Kindergarten von Alpthal, der sich im oberen Stockwerk des Mehrzweckgebäudes befindet. Mit Sorgen schaut Adelbert Inderbitzin in das neue Jahr: Gemäss Plänen des Kantons Schwyz soll der Kindergarten in Alpthal im Sommer geschlossen werden. Sanierung des Schiessstandes kostet über 700’000 Franken «Die Kinder müssen ab dem August nach Trachslau in den Kindergarten gehen», konstatiert der Präsident: Dagegen wehre sich Alpthal mit allen Mitteln. Obwohl der Bildungsdirektor bis anhin die Gemeinde abgewimmelt habe, suche sie weiterhin das Gespräch mit dem Kanton. Dieser will grundsätzlich alle Kindergärten aufheben, in denen weniger als zehn Kinder betreut werden.

«Erstens würde uns das mehr kosten,wenn die Kinder in Trachslau den Kindergarten besuchen müssten», moniert Inderbitzin: «Und zweitens wäre nur schon der Schulweg nach Trachslau ein Problem.» Sorgen bereitet dem 57-jährigen Bauern zudem die finanzielle Situation von Alpthal: Das Eigenkapital der Gemeinde ist bald aufgebraucht. Ein allfälliges Minus beim Eigenkapital muss in den folgenden Jahren wieder ausgeglichen werden. Deshalb müssen die Ausgaben- und die Einnahmenseite überprüft und angepasst werden.

Aus Sicht des Gemeindepräsidenten nimmt die Schule einen sehr grossen Stellenwert in Alpthal ein: «Die Schule ist so etwas wie die DNA der Gemeinde. Der Besuch der Dorfschule prägt ein Leben lang. Die Lücke, die eine Schliessung der Schule hinterlassen würde, kann kaum gefüllt werden.» Es wäre auch ein Jammer, wenn dieses prächtige Haus im spätklassizistischen Stil, ein Schmuckstück par excellence, erbaut im Jahr 1893, zukünftig leer stehen würde. Für dieses Haus sei schliesslich keine andere Verwendung vorgesehen.

Noch ist eine Schliessung der Schule in Alpthal nicht spruchreif. Allerdings wäre der Kanton nicht abgeneigt, wenn die Alpthaler Kinder in der Zukunft in Trachslau in die Schule gehen würden. «Grundsätzlich zeigen die Schulgemeinden wenig Verständnis für die aus Spargründen vom Schwyzer Regierungsrat beschlossene Anhebung der Richtzahl um zwei Schüler pro Klasse», stellt Inderbitzin fest: Im schlimmsten Falle könne man immer noch mit der Zusammenfügung der beiden Klassen zu einer Gesamtschule den Schulbetrieb aufrechterhalten. Mittelfristig rechnet der Gemeindepräsident mit keiner Änderung der Situation, weil die Schülerzahlen in Alpthal stabil bleiben würden.

Dass seine Gemeinde dereinst mit Einsiedeln fusionieren könnte, hält Inderbitzin für nicht sehr wahrscheinlich: «Die Alpthaler wollen eigenständig bleiben und würden sich mit Haut und Haar gegen eine Vereinigung mit dem Bezirk Einsiedeln wehren. » Rein historisch betrachtet sei Alpthal eher nach Schwyz ausgerichtet gewesen: «Alpthal hat sich immerzu recht deutlich von Einsiedeln abgegrenzt.» «Alpthaler sind ein ganz eigenes Volk» «Alpthal braucht unbedingt einen Treffpunkt» Was ist dem Alpthaler Gemeinderat im letzten Jahr besonders gelungen? «Wir haben die Sanierung des Schulhauses unter den budgetierten Kosten über die Bühne gebracht», schildert Inderbitzin: «Hingegen sind die Baueingaben teils harzig und mühselig vonstatten gegangen. » Das Spezielle am Politsystem in Alpthal findet sich im Umstand verborgen, dass es keine Ortsparteien gibt und dementsprechend alle Gemeinderäte parteilos sind. «Das ergibt viele Vorteile, konstatiert der Gemeindepräsident: «Die Räte sind frei in ihrem Denken und müssen keine Rücksicht auf eine Partei nehmen. » Das erleichtere die Arbeit im Gemeinderat. Allerdings habe dieses parteilose System auch einen Nachteil: Wenn Sitze frei werden im Rat, muss sich die Gemeinde selber auf die Suche nach Kandidaten machen und kann diese Arbeit nicht getrost den Parteien überlassen. Hinzu kommt, dass man die Gemeinderäte nicht einfach so politisch einordnen kann. Inderbitzin selbst sagt von sich, dass er ein Mann der politischen Mitte sei und nicht den Polparteien SP und SVP nahestehe.

Sorgen bereitet dem Präsidenten Adelbert Inderbitzin die finanzielle Situation von Alpthal: Das Eigenkapital der Gemeinde ist bald aufgebraucht.

Was dem Gemeindepräsidenten unter dem Nagel brennt: Es gibt seit der Schliessung des Restaurants Post-Kafi im März kein Lokal mehr im Dörfli. «Alpthal braucht unbedingt einen Treffpunkt, an dem sich die Leute versammeln können», meint Inderbitzin: Er hält es für wenig realistisch, dass die Gemeinde selber aktiv werden könnte und etwa einen Raum im Mehrzweckgebäude

Unverkennbar prägen sie das Ortsbild von Alpthal auf eindrückliche Art und Weise: Die Schule mit Baujahr 1893 und die markante Pfarrkirche St. Apollonia, die im Jahr 1887 geweiht wurde, sind Kennmarken eines Dorfes, das mit Vehemenz um seine Zentren ringt.

Foto: zvg für den Betrieb einer Beiz zur Verfügung stellen würde.

«Die Schule ist die DNA einer Gemeinde» Das komme bereits in der Sprache zum Ausdruck, hält der 57-jährige Landwirt fest: Der Alpthaler Dialekt unterscheide sich von der Einsiedler Mundart. Naturgemäss kämen diese Abgrenzungstendenzen bei Neuzuzügern weniger zum Ausdruck als bei den einheimischen Alpthalern, die ein ganz eigenes Volk seien.

«Die Gemeinde Alpthal arbeitet in vielen Bereichen wie Kehricht- und Abwasserentsorgung, RZ oder Schulleitung gut nachbarschaftlich mit dem Bezirk Einsiedeln zusammen und löst diese Aufgaben gemeinsam, wofür wir dankbar sind», sagt der Präsident.

«Dank des Abgangs von Georg Rabeneck, Pfarradministrator, bleibt die Kirche in Alpthal im Dorf.»

Nicht spurlos vorbeigegangen an Adelbert Inderbitzin ist der Alpthaler Kirchenstreit, der im vergangenen Jahr vollends entbrannt ist: «Das war keine schöne Sache. Ich hoffe, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt.» Nicht zuletzt dank des Abgangs des Pfarradministrators Georg Rabeneck bleibe die Kirche im Dorf.

Den Wirren und Turbulenzen im Jahr 2020 zum Trotz hofft der Gemeindepräsident auf ein erfolgreiches neues Jahr, in dem das Coronavirus eingedämmt und der Tourismus und die Hotellerie, die für Brunni eine grosse Rolle spielen, wieder zurück in die Normalität finden werden.

«Die Kinder müssen ab August nach Trachslau in den Kindergarten gehen.»

Der Kindergarten in Alpthal soll gemäss Plänen des Kantons Schwyz im Sommer aufgehoben werden. Der Gemeindepräsident Adelbert Inderbitzin wehrt sich dagegen, dass die Kinder ab August 2021 in Trachslau in den Kindergarten gehen müssen.

Fotos: Magnus Leibundgut

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