Weihnachten fand statt – wenn auch etwas anders als gewohnt
Das Weihnachtsfest 2020 war für viele Menschen und insbesondere auch für die Kirche eine grosse Herausforderung. Die Mönche im Kloster Einsiedeln nutzten den Livestream, um die Botschaft von Weihnachten zu den Menschen zu bringen.
PATER PHILIPP STEINER
Kein Fest im Jahr ist derart mit Emotionen und Erwartungen beladen wie Weihnachten. Das Coronavirus hat dafür gesorgt, dass heuer viele lieb gewordene Traditionen und Begegnungen nicht möglich waren. Wie sah die Situation im Kloster Einsiedeln aus? Ein Rückblick.
Gottesdienste vor Ort als Ausnahme Zwar sind die Gottesdienste vom aktuell geltenden Veranstaltungsverbot ausgenommen, doch können sich zu den verschiedenen Gottesdiensten aktuell maximal 50 Personen versammeln. Diese Beschränkung prägte auch die einzelnen Weihnachtsgottesdienste in der grossen Einsiedler Klosterkirche. Weil im Kanton Schwyz auch alle im Gottesdienst mitwirkenden Personen wie Sakristane und Musiker mitgezählt werden müssen, konnten die beiden Hauptgottesdienste in der Heiligen Nacht und am Weihnachtstag leider nicht öffentlich zur Mitfeier ausgeschrieben werden und wurden hinter verschlossenen Kirchentüren gefeiert. Für die übrigen Eucharistiefeiern vom 24. bis 27. Dezember gab es eine Anmeldemöglichkeit. Livestream als grossartiger Multiplikator Doch bei allen geltenden Einschränkungen bot sich durch die moderne Technik auch eine Erweiterung der weihnächtlichen Gottesdienstgemeinde. Der Livestream www.kloster-einsiedeln. ch/live war eine grossartige Gelegenheit, die Weihnachtsbotschaft zu wesentlich mehr Menschen zu bringen, als die grosse Einsiedler Klosterkirche fassen könnte. 3000 respektive 4000 Aufrufe konnten die beiden Hauptgottesdienste zwei Tage danach verzeichnen. Wenn man bedenkt, dass sich manchmal auch ganze Familien um den Bildschirm versammelten, konnten sich die Mönche über eine sehr grosse Gottesdienstgemeinde freuen.
Gottesdienste, die emotional ansprechen Abt Urban Federer und die Mönche des Klosters Einsiedeln schenkten der musikalischen Gestaltung der Weihnachtsgottesdienste grosse Aufmerksamkeit, denn die Botschaft sollte lauten: «Weihnachten findet statt». Dies sollte natürlich auch musikalisch gelten. Dieser hohe Anspruch war eine besondere Herausforderung, denn der gemeinsame Gesang in Gottesdiensten ist aktuell verboten und deshalb konnte auch der Stiftschor nicht singen. Ausnahmen sind zurzeit nur bei professionellen Sängern und im Familienkreis erlaubt. Hier kamen das Organisationstalent von Stiftskapellmeister Lukas Meister und das Selbstverständnis der Mönche als «Klosterfamilie» zu Hilfe.
So konnten in der Mitternachtsmesse und im festlichen Pontifikalamt am Weihnachtstag dennoch die traditionellen Gesänge erklingen: die «Lebküchlimesse » von Karl Kempter (1819 bis 1871) und der ernst-feierliche Gregorianische Choral. Auch wenn die Stimmen der Berufssängerinnen und Berufssänger den Kirchenraum und viele Privatwohnungen mit feierlichen Klängen erfüllten: Wohl alle freuen sich auf das Weihnachtsfest 2021, wenn wieder der Stiftschor und das Orchester in Vollbesetzung die Gottesdienste mitgestalten werden.
Weihnachten fand statt In seiner Predigt in der Heiligen Nacht brachte Abt Urban die Botschaft des diesjährigen Weihnachtsfestes auf den Punkt: «Weihnachten findet statt, jetzt. Und Bethlehem ist unser eigenes Herz, in dem Gott Mensch werden möchte, um uns und durch uns andere zu retten von Pessimismus und dem Teufelskreis von Unzufriedenheit, Jammern und Zynismus.» Mögen jene, welche die Weihnachtsgottesdienste in der Klosterkirche oder via Livestream mitgefeiert haben, diese Botschaft der Hoffnung zu den Menschen tragen. Wer bisher noch nicht in der Klosterkirche war, kann dort bis zum 10. Januar die grosse Weihnachtskrippe bestaunen und die festlich geschmückte Kirche auf sich wirken lassen. Denn Weihnachten fand und findet statt – Corona zum Trotz.
Nur wenige Gläubige durften Weihnachten im Kloster Einsiedeln feiern. Foto: Franz Kälin