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«Es wird keine grosse Beule geben»

«Es wird keine grosse Beule geben» «Es wird keine grosse Beule geben»

Unteribergs Gemeindepräsident Edy Marty blickt gelassen auf ein turbulentes Jahr zurück

Unteriberg hat ein bewegtes Jahr hinter sich – nicht zuletzt in Sachen Corona. Auch sonst hat sich viel getan. Nicht zu vergessen die Sportgrössen im Dorf.

WOLFGANG HOLZ

Sie befindet sich jetzt wirklich in bester Gesellschaft: Unteribergs Skistar Wendy Holdener. Wer sich dem verschneiten Dorfzentrum der 2500-Seelen- Gemeinde auf der Schmalzgrubenstrasse nähert, dem fällt nicht nur auf, dass die 27-Jährige seit kurzer Zeit von zwei attraktiven jungen Herren auf einem grossen Schild am Ortseingang in die Mitte genommen wird: von Abfahrts-Ass Urs Kryenbühl und Langläufer Roman Schaad. Wobei gerade der Dritte im Bunde wieder jüngst den ganz langen Atem in der Loipe beweist. Rechtzeitig zur alpinen Weltcup-Saison sind auch noch zusätzliche Banner von Urs und Wendy entlang der Unteriberger «Highstreet» gehisst worden.

Fotobücher von Wendy

«Letzteres hat die Gemeinde initiiert », verrät Gemeindepräsident Edy Marty – der stolz ist auf seine Ski-Athleten. Fotobücher von Wendy Holdener liegen übrigens handsigniert von ihr zur Ansicht im Gemeindehaus auf – neben der neuen Informationsbroschüre Unteribergs. Deren Titelblatt ziert ebenfalls das Konterfei der Rennfahrerin, die den Betrachter, bestückt mit reichlich Edelmetall, anlächelt. «Ich glaube, Wendy wird auch nach ihrer Karriere weiter in Unteriberg wohnen, wo sie sich ja gerne mit Freundinnen aus ihrer Schulzeit trifft», so der 68-Jährige. «Ich würde mich auch freuen, wenn es Urs noch gelänge, in dieser Saison ein Abfahrtsrennen zu gewinnen – denn die Herrenabfahrt ist schon so etwas wie die Königsdisziplin im Skisport.» Doch nicht alles glänzte in Unteriberg im vergangenen Jahr, das weltweit von der Corona-Pandemie diktiert wurde. Zum einen steckte sich Edy Marty selbst mit dem Virus Ende Oktober an – und ist froh, nun wieder gesund zu sein. Wobei er den Lockdown im Frühjahr noch als sehr erholsame Zeit empfunden hatte – ohne Terminstress und mit viel Zeit für die landwirtschaftliche Arbeit auf dem Hof seines Sohnes.

Zum anderen rückte das Ybriger Dorf in Sachen Corona wegen einer illegalen Party, an der Mitte Dezember rund 80 Personen teilnahmen, welche die Covid-19-Schutzmassnahmen sträflich ignorierten, selbst in den Skandal-Fokus nationaler Medien. «Diese Party war sicherlich nicht sehr förderlich für unser Image», räumt Marty heute nachträglich ein. Die Gemeinde sei in die Aufarbeitung der Sache aber nicht mehr involviert. «Das Bussenmanagement sowie die strafrechtliche Verfolgung jener, die bei der Auflösung der Veranstaltung auch noch handgreiflich wurden, obliegen einzig der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft », erklärt Marty. Allerdings zeigt er sich auch selbstkritisch: «Ich habe das Gefühl, dass viele nach der langen Pandemie und dem Lockdown eben nicht mehr die gleiche Disziplin aufbringen wie im Frühjahr.» «Firmenkonkurse nicht bekannt» Was die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie angeht, ist der Unteriberger Gemeindepräsident indes überzeugt, dass die 2500-Einwohner-Gemeinde die Auswirkungen von Covid-19 relativ gut verkraften wird. «Von konkreten Firmenkonkursen ist mir nichts bekannt», sagt er. Zwar rechne man aufgrund der Pandemie mit weniger Steuereinnahmen, und es könne auch sein, dass mehr Sozialhilfe beantragt werde. «Aber das heimische Gewerbe ist relativ gut durch die Krise gekommen – es wird keine grosse Beule geben», ist er überzeugt. Natürlich sei ihm bewusst, «dass die Restaurants und die Gastronomie momentan schwer zu beissen haben». «Neuer Besen putzt anders»

Auch nicht coronabedingt hat sich einiges getan in Unteriberg. Stichwort: Hallenbad Ybrig. Seit Jahren geht es ja bekannterweise darum, wer alles von öffentlicher Seite für die rund 1,7 Millionen Franken an dringlichen Sanierungskosten des reichlich gealterten Bades mitaufkommt. Nun ist aufgrund des Personalwechsels an der Spitze der Hallenbad- Genossenschaft aus der Sicht von Edy Marty einiges in Bewegung geraten. «Ein neuer Besen putzt anders», stellt er fest und ist sich sogar sicher, dass ein «Licht am Ende des langen Tunnels zu erkennen ist».

Grund dafür ist seiner Meinung nach nicht nur die neue Strategie abendslängererÖffnungszeiten– auch wenn diese nun nur kurz wegen der erneuten Coronaschliessungen von Freizeitanlagen gegolten haben. «Die Tatsache, dass man nun beabsichtigt, die fix jedes Jahr im Haushalt des Bezirks Schwyz für die Hallenbad- Sanierung bereitgestellten 250’000 Franken zunächst nur für die Instandsetzung der Bodenheizung zu verwenden, ist möglicherweise ein Lösungsschritt in die richtige Richtung», so Marty. Dabei würden auch alternative und günstigere Sanierungsmethoden geprüft. «Denn die Reparatur der Bodenheizung ist zentral – wenn die ausfällt, geht gar nichts mehr.»

Rohbau abgeschlossen

Weitere positive Nachrichten gibt es vom Neubau der Alterswohnungen zu berichten. «Der Rohbau ist abgeschlossen und der Innenausbau im Gang», sagt Marty. Er rechnet damit, dass die Wohnungen im Herbst nächsten Jahres bezogen werden können. Bekanntlich trägt ja die Genossame Yberg die Finanzierung für den Anbau ans bestehende Alters- und Pflegeheim, die Gemeinden Ober- und Unteriberg mieten sich danach ein.

Auch in der geplanten Begegnungszone in der Dorfmitte auf einer grünen Wiese tut sich was: Bis 2022 will die Gemeinde dort eine öffentliche Toilettenanlage installieren. Was den Spielplatz und Treffpunkt dort angeht, um den sich der Verein Begegnungszone

Ybrig kümmert, sei für eine Realisierung bis jetzt noch nicht genügend Geld vorhanden, so Marty.

Im Gemeinderat rumort es

Besorgt zeigt sich Edy Marty allerdings, der schon seit acht Jahren Gemeinderat ist und nun in seiner letzten Amtszeit operiert, dass es im politischen Gremium der Gemeinde jüngst rumorte. Stichwort: der Rücktritt von Säckelmeister Thomas Marty, dem einzigen Parteilosen im Gemeinderat neben dem Gemeindepräsidenten.

«Er hat in seiner Funktion hervorragende Arbeit geleistet, und ich werde ihn als Ratskollege vermissen», lobt Edy Marty – und lässt durchblicken, dass die gesundheitlichen Gründe für den Rücktritt Martys nur die eine Seite des Problems verkörperten. «Es herrscht momentan de facto etwas dicke Luft im Gemeinderat. » Mehr will Marty zu diesem heiklen Thema nicht sagen.

Fakt ist, dass die restlichen fünf der insgesamt sieben Gemeinderäte der SVP angehören. «Die FDP und die CVP im Ybrig sind eben noch kleine Parteiorganisationen. Generell ist es einfach immer schwieriger, Freiwillige für den Gemeinderat zu finden – denn Lorbeeren gibts keine für den Dienst am Bürger.»

«Diese Party war sicherlich nicht sehr förderlich für unser Image.»

Edy Marty, Gemeindepräsident Unteriberg

«Es herrscht momentan de facto etwas dicke Luft im Gemeinderat.»

Gemeindepräsident Edy Marty neben der von Oberiberg zum Trennungsjubiläum geschenkten Standuhr.

Im Gemeindehaus kann man Wendys bewegtes Skileben durchblättern. Die 27-Jährige ziert auch das Titelblatt der Gemeindebroschüre.

Auf dem «Fan-Corso» schimmert ein neues Gesicht: Urs Kryenbühl.

Fertiggestellt: Der Rohbau der neuen Altenwohnungen jenseits der Minster.

Fotos: Wolfgang Holz

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