Veröffentlicht am

Maria und Josef – im Birchlimatt

Maria und Josef – im Birchlimatt Maria und Josef – im Birchlimatt

 

Wie das Einsiedler Ehepaar Bisig mit seinen biblischen Namen lebt – und was es sich für Weihnachten wünscht.

Weihnachten steht vor der Tür: Da wollen viele die Geschichte von Maria und Josef und dem Kind in der Krippe hören. Auch für Maria und Josef Bisig aus Einsiedeln, die drei Kinder und zwei Enkel haben, ist Weihnachten immer wieder ein Tag, an dem sie sich ihrer Namen besonders bewusst sind.

WOLFGANG HOLZ

Der Nachbarsjunge war ganz schön schlau. Als vor 43 Jahren Maria Bisig ihr erstes Kind zur Welt brachte, war dem Buben nebenan schon klar, wie es heissen sollte. «Na ja, Jesus», sagte er überzeugt. «Die Mutter heisst ja Maria, der Vater Josef.» Über diese Anekdote muss das Ehepaar Bisig heute schmunzeln. Die 74-Jährige und ihr Ehemann, der ein Jahr jünger ist, sitzen gerade am Esszimmertisch in ihrem schönen Haus in der Birchlimatt, wo an diesem Wintermorgen die Sonne besonders hell den Schnee im Garten und den Sihlsee im Hintergrund zum Strahlen bringt.

Heute haben sie drei Kinder im Erwachsenenalter und zwei Enkel. Der vierjährige Samuel hört sich gerade im Nebenzimmer ganz aufmerksam eine Geschichte an. «Es ist wohl der beste Entscheid in meinem Leben, dass ich meine Frau Maria geheiratet habe», bekennt Josef Bisig – und berührt zärtlich die Schulter von seiner Maria. Sie lächelt liebevoll zurück und legt ihre Hand auf sein Knie. Auch nach 47 Jahren Ehe wirken beide sehr harmonisch.

Kennengelernt haben sie sich in ihrem Beruf als Primarschullehrer in Einsiedeln. «Dabei habe ich nach zwei Jahren als Lehrerin erst mal gekündigt», erzählt die gebürtige Zugerin – weil sie noch etwas von der Welt sehen wollte. Dabei hatte es ihr auf Anhieb sehr gut in Einsiedeln gefallen. «Doch wie das Schicksal es wollte, wurde ich als Aushilfslehrerin nochmals nach Einsiedeln zurückgerufen – und dann hats zwischen uns gefunkt», sagt sie – und lächelt ihren Josef an.

In einer religiösen Familie aufgewachsen Mit ihrem Vornamen Maria habe sie sich schnell angefreundet. «Ich finde, es ist ein schöner Name. Und da ich in einer religiösen Familie aufgewachsen bin, merkte ich schnell, wie bedeutungsvoll der Name ist – schon allein wegen der vielen Marienfeste das ganze Jahr über.» Ausserdem sei sie mit ihren Eltern und Geschwistern – «wir waren fünf Mädchen» – dann mit dem Blauring jedes Jahr bei der Wallfahrt an Auffahrt von Zug nach Einsiedeln mitmarschiert. «Die Gnadenkapelle und das Kloster haben mich schon als Kind fasziniert. » In Krippenspielen durfte sie oft die Maria darstellen.

Und wie ist es mit Josef? «Es gibt sicherlich schönere Namen », sagt Josef Bisig und lacht. Wobei er von Kindesbeinen an in der Familie sowieso immer nur Sepp genannt worden sei. «Aber der Name kam zu meinen Zeiten schon sehr häufig vor – in meiner Schulklasse gab es allein sieben Josefs und im Lehrerseminar vier.» Und auch wegen dem Josef durfte man schliesslich einen Tag zu Hause bleiben, weil der Josefstag eben ein Feiertag ist, der heute noch in den katholischen Kantonen der Zentralschweiz begangen wird. Weihnachten ganz traditionell

Weihnachten haben Maria und Josef Bisig in ihrer Kindheit in ihren Familien stets sehr traditionell gefeiert. «An Heiligabend haben wir nie unsere Geschenke erhalten, immer erst am 25. Dezember», erinnert sich Maria Bisig, die später ihren Lehrerberuf wegen der Kinder aufgegeben hat und eine Ausbildung zur Logopädin machte. Der Heiligabend sei einzig dem Gedenken an Christi Geburt gewidmet gewesen – in Form von Weihnachtsliedern, Krippenspiel, Musizieren. «Und um 23 Uhr sind wir dann alle in die Mitternachtsmesse gegangen.» Für Josef gabs als Kind dagegen schon an Heiligabend Geschenke – «doch die Stube mit dem Christbaum drin war für uns Kinder abgeschlossen, bis das Glöcklein läutete.» Romantisch.

Josef und Maria aus Porzellan Heutzutage schenken sich Maria und Sepp Bisig, die beide sehr sportlich das ganze Jahr über mit Tennis, Skifahren und Velofahren unterwegs sind, nichts mehr zu Weihnachten. «Wir haben ja alles.» Sagts und räumt ein, dass sie und ihr Josef sich schon bewusst seien, «dass wir es viel privilegierter haben als Maria und Josef in der biblischen Geschichte.» Sie stellen auch keinen Christbaum mehr in ihrer Wohnung auf. «Dafür ist einer natürlich unten bei den Kindern », sagt Maria Bisig. Nur eine moderne Krippe mit zwei Schäfchen und zwei stilisierten Porzellanfiguren von Maria und Josef zieren das Wohnzimmer. Josefs Mantel ist dabei wie ein halbrunder Kokon geformt, Maria trägt das Kind schützend auf ihren Armen – wie in einer Wiege. Vater sieht seine Kinder zuerst

«Ich finde, Josef spielt eine gute Rolle in der biblischen Geschichte », sagt Sepp Bisig. Er trete nämlich als Beschützer Marias auf. Er organisiere die beschwerliche Reise mit seiner hochschwangeren Frau von Nazareth nach Bethlehem und später die plötzliche Flucht der heiligen Familie mit dem Esel nach Ägypten.

Wie wichtig die Namen Maria und Josef sind beziehungsweise welche grosse Bedeutung sie in anderen Ländern dieser Welt grundsätzlich haben, erlebten Maria und Josef Bisig auf Reisen durch Südamerika – als sie ihre Söhne in Bolivien, Patagonien und Costa Rica besuchten.

«Es ist wohl der beste Entscheid meines Lebens, dass ich meine Frau Maria geheiratet habe.»

Sepp Bisig «Wenn wir dort Einheimischen als Maria und José vorgestellt wurden, spürten wir sofort eine grosse Sympathie, die uns entgegengebracht wurde.» In Südamerika lebten die Leute ja viel vordergründiger mit der Religion in ihrem Alltag. Eine Erfahrung, die auch Maria Bisig in Ecuador machte, wo sie einen mehrwöchigen Spanischkurs besuchte. «In Südamerika hat es uns auch wegen der schönen Landschaften, der Kultur und der gastfreundlichen Menschen immer sehr gut gefallen.» Und was wünschen sich Maria und Josef an Weihnachten? «Vor allem Frieden im Kleinen sowie Frieden in der Welt – und dass wir trotz Corona bald wieder normaler leben können», sagt Maria Bisig. «Uns geht es gut, aber viele Menschen sind wegen der Pandemie zusehends vereinsamt, leiden und trauern oder haben existenzielle Probleme. Möge uns diese besondere Zeit etwas bewusster, sozialer und achtsamer leben lassen.»

«Wenn wir den Leuten dort als Maria und José vorgestellt wurden, spürten wir sofort eine grosse Sympathie.»

Maria Bisig

Josef und Maria Bisig: Die ältere Tonkrippe mit Josef und Maria haben sie zusammen mit ihren Kindern gebastelt. Fotos Wolfgang Holz

Die moderne Porzellankrippe mit Josef und Maria und zwei Schäfchen steht im Wohnzimmer.

Share
LATEST NEWS