Veröffentlicht am

Sind die bunten Lämpchen an den Häusern ein Segen?

Eigentlich war ich noch nie ein grosser Freund vom traditionellen Weihnachten. Diesen Besinnlichkeitswahn finde ich sehr bemüht. Der Essensvorbereitungs- und Geschenkestress geht mir auf den Keks. Ganz zu schweigen vom zwischenmenschlichen Heiligabend-Knatsch, der an Weihnachten oft wegen kleinster Kleinigkeiten ausbricht – nur weil niemand, aber auch wirklich niemand, diesem permanenten Harmoniezwang standzuhalten vermag.

Dabei ist Weihnachten doch so simpel und schön, weil der Welt ein Kind geschenkt wird – Jesus, das göttliche Baby in der Krippe. Deshalb darf auch die Freude über dieses Fest kindlich geprägt sein. Mit bunten Farben, Lametta und brennenden Kerzen am Christbaum.

Aber nicht nur am Christbaum darf es glitzernd und glänzend zugehen. Auch draussen vor der Tür soll es strahlen, blinken, funkeln und leuchten. Dabei kann es ruhig ins Kitschige abdriften – als Ausdruck überschäumender Weihnachtsfreude. Marzipan fürs Auge quasi. Auch «Stille Nacht» ist nur so stimmungsvoll, weil es so herrlich schmalzig tönt.

Ausserdem ist der Dezember ein furchtbar dunkler Monat. Da freue ich mich umso mehr, wenn abends auf dem Nachhauseweg mein Gemüt von bunten Lichtersymphonien an den Häusern erhellt wird. Mein Favorit ist derzeit eine Deko-Reklame in Schindellegi, wo ein Rentier an der Fassade, den Schlitten mit dem Weihnachtsmann hinter sich herziehend, endlos die Hufe schwingt – illustriert durch aufleuchtende Lämpchen. Ach ja, und sollten Sie mal an unserem Haus in Baar vorbeikommen – dort grüsst Sie ein leuchtender, süsser, kleiner Eisbär vom Balkon!

Oh du knatschige Adventszeit: Die Zeit der Stille und Einkehr verkommt zunehmend zum Schlachtfeld, auf dem Nachbarn einen erbitterten Kampf aufführen, der unterdessen bereits das Schweizerische Bundesgericht beschäftigt. Stein des Anstosses und Zankapfel ist die private Weihnachtsbeleuchtung, die vollends überhandnimmt in diesen Zeiten und für grossen Ärger sorgt.

Ja, es weihnachtet sehr: Da werden Vorgärten und Balkone üppigst mit Leuchtgirlanden und elektrisch beleuchteten weihnachtlichen Sujets dekoriert, dass Gott erbarm. Es blinkt und flackert, blitzt und leuchtet, strahlt und flimmert stroboskopmässig, als wären wir in einer Disco oder an einer illegalen Party im Ybrig.

An Schlaf ist da nicht zu denken: Die Lichtorgeln und Beleuchtungsgeräte sind ja die ganze Nacht über in Betrieb und blenden in die Stuben und Schlafgemächer hinein, als wäre ein Alarm ausgerufen worden und der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.

Eine schöne Bescherung, die uns da die Beleuchtungsund Verstrahlungsindustrie eingebrockt hat.Hinzu kommt, dass diese Apparaturen und Maschinen des Öftern noch mit diesem unsäglichen USA-Coca-Cola-Weihnachtsmann, der naturgemäss mit vollbeleuchtetem Schlitten und Elch unterwegs ist und bisweilen gar Hauswände hochklettert, ergänzt werden.

So wird Weihnachten definitiv zum Rummelfest und Marktgetöse: Höchste Zeit, dass man dieses Gebaren unterbindet und diesem Leuchtangriff aus Vorgärten einen Riegel schiebt: Ab sofort sind derlei Schreckensbeleuchtungen vom Bezirk zu verbieten.

Share
LATEST NEWS