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KONTRA

KONTRA KONTRA

Falls es einen tieferen Sinn geben soll, die Kerzen des Adventskranzes schön der Reihe nach abzubrennen, dann hat er sich mir bisher noch nicht erschlossen. Ich sehe nicht ein, weshalb Kerze Nummer 1 zwingend dem ersten Adventssonntag, respektive der ersten Adventswoche zugeordnet sein soll. Das Licht ist doch entscheidend! Ob nun diese Kerze brennt oder die daneben, ist doch einerlei. Hauptsache es leuchtet ein-, zwei-, drei- und am Schluss vierfach.

Wenn ich die Kerzen aber stur von links nach rechts oder einfach in strikter Reihenfolge anzünde, passiert doch überall auf der Welt dasselbe: Während Kerze Nummer 1 sich nach wenigen Tagen gefährlich dem meist schon trockenen Tannenchris nähert, steht Nummer 4 noch unbeteiligt auf dem Kranz. Die Ästhetik der «Treppenkerzen» hört bei mir spätestens dann auf, wenn Nummer 1 aus feuerpolizeilichen Gründen ersetzt werden muss – und der eiligst zu beschaffende Ersatz aufgrund eines normalerweise beschränkten Haushaltvorrates natürlich nicht so schön rot aussieht, sondern gelb oder im schlimmsten Fall gar milchweiss.

Entzünde ich aber Tag für Tag immer wieder eine andere Kerze, beschenke ich mich zusätzlich mit der Denksportaufgabe für das grosse Finale vom 24.Dezember: Alle Kerzen sind am Ende gleich weit abgebrannt, da alle gleichwertig sind und die Umstehenden gleich oft entzücken.

Dies auszurechnen ist wesentlich freudvoller, als eine neue Kerze in mühsamer Kleinstarbeit auf dem Adventskranz montieren zu müssen. Staubsaugen inbegriffen.

Victor Kälin

Chefredaktor Einsiedler Anzeiger

«Falls es einen tieferen Sinn geben soll, dann hat er sich mir bisher noch nicht erschlossen.»

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