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«Von ‹abenteuerlichen› Rettungsmanövern raten wir ab»

«Von ‹abenteuerlichen›  Rettungsmanövern raten wir ab» «Von ‹abenteuerlichen›  Rettungsmanövern raten wir ab»

Der Leiter des Mobilitätszentrums des TCS Schwyz gibt Tipps, um mit dem Auto sicher durch den Winter zu kommen.

LUKAS SCHUMACHER

Nur etwa eine Stunde nachdem der erste Schnee in unserer Region fiel, ereignete sich zwischen Biberbrugg und Einsiedeln der erste Verkehrsunfall. Ist der erste Schneefall wirklich immer der gefährlichste? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und braucht immer etwas Zeit sich anzupassen, wenn sich Bedingungen Knall auf Fall ändern. Das ist beim ersten Schnee der Fall, auch wenn wir aus den Vorjahren schon Erfahrung mit Fahren auf Schnee mitbringen. Zudem verzeihen schnee- oder eisbedeckte Strassen Fahrfehler viel weniger gut als trockene Strassen, der Bremsweg wird länger und so weiter. Und dann gibt es auch immer noch diejenigen Autofahrer, welche im Dezember noch mit Sommerreifen unterwegs sind … Wie wichtig ist die Qualität und der Zustand meiner Winterpneus?

Die Fahreigenschaften von Reifen hängen nicht nur von der Profiltiefe, sondern auch vom Alter ab. Gummimischungen härten mit der Zeit aus und werden spröde. Dadurch verschlechtern sich sämtliche Eigenschaften, die sicherheitsrelevant sind, allen voran diejenigen bei Nässe. Reifen, die vor über acht Jahren produziert worden sind (DOT-Angabe), sollten deshalb nicht mehr aufgezogen werden. Selbst dann nicht, wenn sie noch genügend Profil aufweisen. Wie sieht es mit dem Reifendruck im Winter aus? Grundsätzlich gelten auch im Winter die Reifendruckvorgaben des Herstellers. Bei sinkenden Temperaturen gilt es Folgendes zu beachten: Wenn man seine Winterreifen bei 20 Grad mit einem Luftdruck von 2 bar gefüllt hat und die Temperatur auf 0 Grad fällt, sind es nur noch 1,8 bar. Je kälter es wird, desto weiter fällt der Druck. Also: auch im Winter immer mal wieder den Reifendruck kontrollieren, vor allem bei Temperaturstürzen. Im Durchschnitt fährt man gut, wenn man den Reifendruck während der kalten Jahreszeit um 0,2 bar erhöht. Normalerweise bleibt der Druck so in der Toleranzgrenze des Herstellers.

Nur in gewissen Fällen macht es Sinn, etwas weniger Reifendruck zu haben. Zum Beispiel dann, wenn sehr viel Schnee auf den Strassen liegt. Je weniger Luft sich im Reifen befindet, desto grösser ist die Auflagefläche des Gummis, was wiederum die Traktion erhöhen kann. Allerdings sollte man mit geringem Druck im Winterreifen nicht schneller als 50 Kilometer pro Stunde fahren und diese Technik auch nicht für längere Zeit anwenden.

Wie verhalte ich mich, wenn ich in einer Kurve die Kontrolle über mein Fahrzeug verliere? Kühlen Kopf bewahren, den Fuss vom Gas nehmen, auskuppeln und bremsen: Nur so lassen sich ins Rutschen geratene Fahrzeuge auf glatter Strecke wirksam stoppen. Auch für Automatikwagen gilt: Gas wegnehmen und die Bremse treten. Von «abenteuerlichen» Rettungsfahrmanövern wie Gegensteuern oder Powersteering raten wir dringend ab. Anhand von solchen Manövern ein rutschendes Fahrzeug aufzufangen, gelingt nur absoluten Profis. Wie bremse ich richtig bei rutschigen Schneeverhältnissen? Zuallererst muss das Tempo natürlich den Strassenverhältnissen angepasst sein. Bei Schnee und Glätte ist sehr wichtig, dass man mit genügend Abstand und Voraussicht fährt. Der Bremsweg auf Schnee kann bis doppelt so lang sein wie auf trockenen Strassen. Zudem kann es bei den jetzigen Verhältnissen gut sein, dass man von einer schneegeräumten und oder gesalzenen Strasse plötzlich und überraschend mit Schnee oder Eis auf der Fahrbahn konfrontiert ist. Noch mehr als sonst ist beim Fahren bei jetzigen Verhältnissen auch Konzentration gefragt. Also nicht essen, trinken, rauchen und schon gar nicht am Handy herumtippen.

Falls notwendig, macht eine Vollbremsung auch auf glatter Fahrbahn Sinn, da heute die allermeisten Fahrzeuge über ABS verfügen. Das heisst, die Räder blockieren auf Eis nicht oder erst später und erlauben ein relativ effizientes Bremsen. Aber Vorsicht: auch die Physik hat ihre Grenzen. Kommt ein Auto beim Bremsen ins Schlittern, voll auf die Bremse drücken und auskuppeln. Lenkrad gerade halten. Bremsen bis das Fahrzeug steht. Foto: zvg

Daniel Sturm

Jahrgang: 1964 Wohnort: Illgau Beruf: Leiter Mobilitätszentrum Hobbys: Camping mit Wohnmobil E-Bike fahren

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