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«Wo passt die Frauenklinik besser hin!»

«Wo passt die Frauenklinik besser hin!» «Wo passt die Frauenklinik besser hin!»

Der Einsiedler Ameos-Direktor Michael Mehner äussert sich zu den Hintergründen der Übernahme der Richterswiler Geburtsklinik

VICTOR KÄLIN

Einsiedeln übernimmt nicht nur die Frauenklinik des Paracelsus-Spitals Richterswil, sondern auch «den grössten Teil des Teams». Wie viele neue Mitarbeitende werden es für das Ameos Spital sein? Es kommt nahezu eine komplette Abteilung nach Einsiedeln mit Fachärzten, Hebammen, Malund Eurythmie-Therapeutinnen sowie weiterem medizinischen Fachpersonal. Wir befinden uns derzeit mitten in der Rekrutierung. Ich gehe davon aus, dass es letztlich etwa neue 15 Mitarbeitende sein werden – allerdings nicht zu verwechseln mit 15 Vollzeitstellen. Wie viele Geburten gibt es in den beiden Spitälern? Im Ameos Spital in Einsiedeln kommen im Jahresschnitt 270 bis 300 Babys zur Welt; in Richterswil waren es bis Mitte November bereits 400.

Eine neue Klinik integriert man nicht von heute auf morgen. Hat das Spital überhaupt räumliche und logistische Kapazitäten? Das Ameos Spital Einsiedeln hat flexibel und unkompliziert die benötigten Kapazitäten geschaffen. Die räumliche Integration wird kein Problem darstellen. Die Integration der neuen Abteilung hat keine negative Auswirkung auf die anderen Angebote an unserem Spital. Die Integration der Frauenklinik erfolgt also nicht zulasten anderer Disziplinen, welche in Einsiedeln angeboten werden? Definitiv nicht. In Einsiedeln bieten wir auch in Zukunft unverändert sämtliche bisherigen Dienstleistungen an. Einfach mit dem Unterschied, dass unsere Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe vergrössert und um die aus Richterswil kommende anthroposophische Komponente erweitert wird. Wer hat wen umworben: Richterswil Einsiedeln – oder umgekehrt?

Lassen Sie es mich allgemein formulieren: «Dinge kommen zusammen, welche zusammengehören. » Seit 2019 besteht zwischen den beiden Spitälern Einsiedeln und Richterswil eine enge und partnerschaftliche Beziehung auf Ebene Direktion und Ärzteschaft. Da spricht man nicht nur über das Tagesgeschäft, sondern über alle möglichen Themen. So kann man auch nicht sagen, dass der eine Partner den anderen umworben hat: Es kam, wie es kommen musste. Gab es andere Interessenten? Was ist mit dem Spital Lachen, das ja – wie Einsiedeln – schon Mitte November angekündigt hat, einen Teil der Patientinnen der Frauenklinik zu übernehmen?

Darauf kann ich nur antworten: Da müssen Sie in Lachen selbst nachfragen. Wer hat definitiv entschieden, dass die Frauenklinik nach Einsiedeln zügelt?

Am Ende war es eine beidseitig getragene Entscheidung in Richterswil und in Einsiedeln.

Gratis war die Frauenklinik nicht zu haben. Wie teuer kommen das Ameos Spital Einsiedeln die Übernahme und Integration zu stehen? Die Frauenklinik hatte kein Preisschild wie etwa ein Fahrzeug, das man in einer Garage kauft. Es ging zur Hauptsache darum, diese kompetente medizinische und äusserst erfolgreiche Dienstleistung, welche im Paracelsus- Spital Richterswil keine Zukunft mehr hatte, nach Einsiedeln zu holen.

Ein Spital, das schliessen muss, ist grundsätzlich dankbar, wenn für die Mitarbeitenden ein neuer Arbeitsort gefunden werden kann. Das Ameos Spital in Einsiedeln trägt in Zukunft die Personalkosten und entlastet dadurch den bisherigen Träger. Letztlich war die Übernahme ein Gentleman-Agreement. Die entscheidende Frage wird sein, ob die Kundinnen des Paracelsus- Spitals in Zukunft nun Einsiedeln die Treue halten werden. Glauben Sie, dass diese Kundinnen den Weg nach Einsiedeln suchen? Ich bin sehr zuversichtlich, dass die angehenden Eltern aus der Region Richterswil und darüber hinaus nach Einsiedeln kommen. Die Frauenklinik Richterswil hat den Ruf, Schulmedizin und anthroposophische Medizin anzubieten. Wo passt diese Klinik besser hin als an den Kraftort Einsiedeln, den Geburtsort Paracelsus’!

Michael Mehner (links), Direktor des Ameos Spitals Einsiedeln, und Eberhard Arnold, Facharzt für Gynäkologie und ab dem 1. Dezember 2020 Chefarzt der Frauenklinik in Einsiedeln.

Foto: zvg

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