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Weihnachtsdekoration für einen Dollar

Weihnachtsdekoration für einen Dollar Weihnachtsdekoration für einen Dollar

BRIEF AUS DEN USA

Dass in Amerika fast alles möglich ist, ist der ganzen Welt bekannt.

Zwei Paar Socken für einen Dollar? Kein Problem. Ein Hunde- Knochen für einen Dollar? Auch kein Problem. Ein Putzeimer für einen Dollar? Natürlich ist das auch kein Problem. Ein Heliumballon für einen Dollar? Selbstverständlich!

All dies und vieles mehr ist in der Ladenkette namens Dollar Tree (Dollar Baum) zu finden. Im Dollar Tree kostet jeder Artikel nur einen Dollar. Seit fast siebzig Jahren haben sich die Preise nicht verändert. Während andere Läden schliessen, öffnet diese Firma regelmässig neue Filialen. In Thornton gibt es im Umkreis von 15 Minuten neuerdings vier Dollar- Läden. In den ganzen USA gibt es mehr als 15’000 Dollar Trees und mehr als 190’000 Leute finden dort einen Arbeitsplatz. Obwohl viele Mitarbeiter zum Mindestlohn von 10 Dollar pro Stunde angestellt sind, scheint diese Ladenkette ein robustes und kurliges Arbeitsvolk anzuziehen. Die Filialleiterin mit der grossen Zahnlücke und regelmässig wechselnder Haarfarbe begrüsst jeden Kunden in unserem Dollar-Laden mit viel Elan. Es scheint sie auch nicht zu stören, dass manchmal die Familienangehörigen einer Mitarbeiterin im Auto warten bis die Schicht vorbei ist. Bei diesem mickrigen Lohn liegt kaum ein zweites Auto für den Haushalt drin.

Der Dollar Tree ist das Mekka für jede Mutter, welche eine Kindergeburtstagsparty plant. Hier gibt es nicht nur Plastik-Becher, Gabeln, Tischtücher und Girlanden für einen Dollar, sondern auch ein ganzes Sortiment an kleinen Spielsachen für die kleinen Gäste. Auch vor jedem Feiertag wird der Laden von einer bunten Kundschaft überrannt. Wenn das Kind nach einer neuen Weihnachtskugel quengelt, hilft eine kurze Fahrt in den nächsten Dollar Tree. Braucht jemand eine Bastelidee vor Ostern? Der Dollar-Laden hat bestimmt einen hölzernen Osterhasen zum Bemalen. Die Farbe und das Pinselset stehen gleich nebenan und eine Plastikschürze gibts hier auch. Für vier Dollar ist der Nachwuchs etwa 20 Minuten lang unterhalten.

Das Sortiment ändert sich dauernd. Was hier vor einem halben Monat zu finden war, gibt es heute vielleicht nicht mehr. Mit etwas Glück findet man im Dollar- Baum sogar einen Riegel Lindt-Schokolade. Und da es nicht garantiert ist, dass diese in einer Woche noch im Sortiment sind, kann man mit gutem Gewissen zehn Lindt-Schokoladen kaufen.

Für einige Kunden ist der Dollar- Tree eine regelrechte Einkaufs- Therapie. Wer nach den Schnäppchen süchtig ist, wird Dollar-Queen genannt. Nicht selten stapeln sich in der Küche einer Dollar-Königin Becher, Servietten und Tupperwaren im Übermass.

* Die Einsiedlerin Regula Grenier-Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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