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Zweimal knapp am Podest vorbei

Zweimal knapp am Podest vorbei Zweimal knapp am Podest vorbei

Wendy Holdener fährt bei den zwei Ski-Weltcup-Slaloms im finnischen Levi jeweils auf den vierten Platz

Mit zwei vierten Plätzen in den beiden Weltcup-Slaloms in Levi ist Wendy Holdener solide in den wohl geschichtsträchtigen Weltcupwinter gestartet.

KONRAD SCHULER

Es könnte tatsächlich ein geschichtsträchtiger Weltcupwinter werden. Zum einen ist da nämlich die Slalomhierarchie bei den Frauen. Mittlerweile hiess die Siegerin in den letzten 28 Weltcupslaloms über vier Weltcupwinter hinweg immer entweder Mikaela Shiffrin oder Petra Vlhova.

Zum andern ist es Wendys Erfolgskarriere in dieser Disziplin ohne einen einzigen Weltcupsieg in einem Spezialslalom. 24 Mal stand sie schon auf dem Podest. 13 mal wurde sie Zweite und elfmal Dritte. Zudem holte sie je eine Silbermedaille an Weltmeisterschaften und olympischen Spielen. Im Winter 2012/2013 stand sie mit dem zweiten Platz in Ofterschwang erstmals auf dem Slalompodest. Spätestens seit der Saison 2015/2016 jagt sie in der Weltspitze mitfahrend dem ersten Slalomsieg nach. Im damaligen Winter gewann sie den Parallelslalom in Stockholm.

Und dann gibt es noch eine dritte Statistik, die schon fast nicht zu glauben ist. Seit 2002 hat nie mehr eine Schweizerin einen Weltcupslalom gewonnen.

Wendy nicht mehr einzige Jägerin Als Schweizer Skifan hat man wohl nichts dagegen einzuwenden, wenn alle drei Serien noch in diesem Winter ihr Ende finden würden. Nach den beiden Slaloms in Levi besteht Hoffnung dazu.

Die Schweizer Frauen sorgten an beiden Tagen für ein sehr starkes Teamergebnis. Wendy Holdener fuhr zweimal auf den vierten Rang, ihre Kollegin und Karrierebegleiterin seit den Jugendjahren im Grand Prix Migros, Michelle Gisin, holte die Ränge fünf und zwei. Die Engelbergerin konnte am Sonntag gar erstmals als Leaderin nach dem ersten Lauf als Letzte den zweiten Durchgang bestreiten. Strenge Corona-Vorschriften

Geschichtsträchtig dürfte die neue Saison aber noch aus anderen Gründen werden. Strenge Vorschriften begleiten die Aktiven und den ganzen Staff wohl über die ganze Saison hin. Zuschauer dürfte es an vielen Orten keine geben. Die TV-Leute blieben während den Rennen in Levi grösstenteils zu Hause in den Fernsehstationen. Wegen einem Coronafall eines Trainers wurde in Finnland die ganze schwedische Equipe von einem Start ausgeschlossen.

Und wie sagte es Sascha Rufer als Moderator im Studio von SRF: «Es gibt auch keinen Jubel, keinen Trubel und keine Heiterkeit vor Ort.» Der Skitross bewegt sich aktuell gerade in einer geschlossenen Gesellschaft, in einer Blase sozusagen. Dass praktisch alle Nationen sich in Kloten besammelt hatten vor den Rennen und mit einem gecharterten Flugzeug gemeinsam nach Finnland und zurück flogen, zeigt symbolisch die aktuelle Coronalage in aller Deutlichkeit auf.

Vier unterschiedlich gelungene Läufe Doch zurück zu den beiden Slalloms. Im ersten Lauf vom Samstag fuhr Wendy Holdener mit der Startnummer drei auf den fünften Platz und verlor 1,16 Sekunden auf Petra Vlhova. Im zweiten Lauf war die Unteribergerin wiederum Fünftschnellste, verlor aber nur noch 19 Hundertstel auf die wiederum zeitschnellste Slowakin. Im Ziel war ihr Kommentar: «Schon ein wenig besser. » SRF-Kommentator Didier Plaschy war der Meinung, dass Wendy Holdener im ersten Lauf oben auf dem Flachen zu viel Zeit verloren habe und dass sie im Steilhang fast über die eigenen Beine gestolpert sei. Er fragte sich auch, ob Übereifer da gewesen sei und Wendy Holdener es zu gut machen wollte. Im zweiten Lauf sei viel mehr Ruhe dringewesen.«Ab erstem Drittel im Steilhang war es super », so Plaschy. Im Endergebnis wurde Wendy Holdener Vierte. Wendy Holdener analysierte selber: «Ich habe beide Male im Steilhang Zeit verloren. Ich bin zufrieden, wie ich den zweiten Lauf angegangen bin. Ich konnte mich ein wenig steigern. Sonst wäre aber sicher noch mehr dringelegen. Mit dem soliden Start bin ich aber insgesamt zufrieden.» Interne Konkurrenz angenommen Moderator Olivier Borer verkündete am Sonntagmorgen: «Wendy Holdener nimmt interne Konkurrenz an, sie weiss auch genau, was sie heute besser machen kann.» Mit der Startnummer zwei verlor sie 0,23 Sekunden auf die mit Startnummer eins ins Rennen gegangene Vortagessiegerin Petra Vlhova. Es sollte sich zeigen, dass nur noch ihre Teamkollegin Michelle Gisin mit der Nummer fünf schneller als sie sein sollte. Michelle Gisin fuhr die gleiche Zeit wie Petra Vlhova.

Es war der mit Abstand beste Lauf von Wendy Holdener an diesem Wochenende. «Ich habe meinen Plan gut umsetzen können und wollte oben gut pushen und nach vorne in den Steilhang hinein. Ich probiere es jetzt gleich nochmals», sagte sie vor dem zweiten Lauf.

Dieser aber gelang ihr bescheidener. Mit einer Zeit von 55,29 Sekunden fuhr sie exakt die gleiche Zeit wie Mikaela Shiffrin und wurde mit ihr zusammen gemeinsam Neunte. Sie beide verloren auf Katharina Liensberger aus Österreich 63 Hundertstel. Dies bedeutete, dass Wendy Holdener noch vom Stockerl gestossen wurde.

Didier Plaschy kommentierte während des ersten Laufes: «Wendy Holdener ist viel ruhiger dran, sie kommt langsam in die Saison rein, das ist super.» Zum zweiten Lauf führte er aus: «Beim Ausgang des Steilhangs konnte sie zu wenig Tempo mitnehmen. Der Rest war ganz stark.» Den beiden erfolgreichen Schweizerinnen attestierte er ein «Bravo » und fügte bei: «Die Saison ist voll lanciert.» Liensberger zweimal Dritte Wendy Holdener selber kommentierte ihren zweiten Lauf am Ziel mit «Ja, schade.» Petra Vlhova hat beide Slaloms gewonnen, Katharina Liensberger wurde zweimal Dritte, Wendy Holdener zweimal Vierte. Mikaela Shiffrin und Michelle Gisin belegten je einmal den zweiten und einmal den fünften Rang. Nicht zugegen war die Schwedin Anna Swenn-Larsson. Die Slalomhierarchie bei den Frauen dürfte damit mehr oder weniger gegeben sein. Erfreulicherweise mit der Perspektive eben, dass die drei Statistiken in diesem Winter von zwei Jägerinnen aus dem Team von Swiss-Ski gejagt werden.

«Ja, schade.»

Wendy Holdener

Rasant zwischen den Slalomtoren: Wendy Holdener. Foto: zvg

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