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Nicht zu viel verlangt

LESERBRIEFE

Antwort auf Inserat von Oswald Rohner im EA vom 27. Oktober

Lieber Oswald. Auf Facebook habe ich Dein Inserat aus dem Einsiedler Anzeiger gegen die Corona-Massnahmen gelesen. Dieser wühlte mich auf, da die Aussagen teils falsch oder in ein falsches Licht gestellt sind.

Gerade wegen der Massnahmen konnte die Zahl der Coronatoten tiefer als die der Grippe gehalten werden. Diese Zahlen sprechen für die Massnahmen und nicht dagegen. In den USA, wo die Massnahmen weniger drastisch sind, sind fast eine Viertelmillion an Covid verstorben. Pro Einwohner ist dort die Zahl der Todesfälle mehr als doppelt so hoch als bei uns.

Die Zahl der Grippetoten nimmt man nicht einfach so zur Kenntnis. Der Aufwand, diese Zahl auf dem Niveau zu halten mit Impfungen und Hygienemassnahmen in Spitälern, ist enorm. Während der Grippewelle 2017/2018 arbeitete ich auf dem Notfall im Spital Solothurn. Die Ambulanzen brachten nacheinander schwerkranke Grippepatienten, die um ihr Leben kämpften. Das Spital stiess dort schon an seine Grenzen. Eine zusätzliche Pandemie hätte kaum gemeistert werden können.

Wir müssen verhindern, dass diese Spitalkapazitäten nicht überschritten werden. Wenn das passiert, können auch die herkömmlichen Patienten nicht mehr behandelt werden, wie Herzinfarkte, Blinddarmentzündungen oder Autounfälle.

Am Anfang der Pandemie herrschte Maskenknappheit und der Nutzen bezüglich Übertragung von Corona war noch nicht genau erforscht. Inzwischen ist der Nutzen von Masken in der Allgemeinbevölkerung belegt. Auf der BAG-Seite gibt es mehrere Studien dazu. Die Aussage des Berichts im K-Tipp ist, dass man Masken häufig wechseln soll und nicht, dass man daran krank wird.

Dein Satz «Schöne Lebensaussichten für all die Gesunden! » macht mich traurig. Jeder hat Anrecht auf eine funktionierende Gesundheitsversorgung. Und wenn wir so gesund sind, dass wir diese momentan nicht brauchen, dann kennen wir bestimmt eine nahestehende Person, die diese Versorgung braucht. Dafür eine Maske anzuziehen und die Hände zu waschen ist nicht zu viel verlangt.

Martin Küchler (Bern)

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