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Im Geschichtsarchiv erfolgreich geforscht

Im Geschichtsarchiv erfolgreich geforscht Im Geschichtsarchiv erfolgreich geforscht

Maturaarbeitsprämierungsfeier der Stiftsschule Einsiedeln

Am Montag, 26.Oktober, fand an der Stiftsschule Einsiedeln, klein, aber fein, nach Verschieben, Zu- und Absagen die Prämierung der besten Maturaarbeiten statt.

Mitg. Die vier Gewinnerinnen und Gewinner haben sich durch eigenständiges Forschen und Arbeiten, durch viel Kreativität und Ausdauer den Preis mehr als verdient. Musikalisch umrahmt wurde der Anlass von zwei Schülerinnen aus dem 3. Gymnasium.

Nach langer Planung, vielen Ideen und Abwägungen, wie die Feier für die angehenden Maturandinnen und Maturanden am spannendsten sein könnte, fand nun endlich die Prämierung der besten Maturaarbeiten im Kürzest- und Kleinstrahmen statt. Die knapp dreissig Schülerinnen und Schüler, die es zu schätzen schienen, dass ihren Arbeiten, in welche sie viel Zeit und Herzblut investiert hatten, doch noch die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, wurden von Rektor Johannes Eichrodt begrüsst und von der Französischlehrerin und dem Alumnivorstandsmitglied Madame «Doro» durch den Anlass geführt. Breites inhaltliches Spektrum

Wie Harro von Senger, ein Mitglied der Jury, in seiner vorbereiteten aber wegen der besonderen Umstände nicht gehaltenen Rede verdeutlichte, war das Spektrum der Arbeiten wieder enorm breit: «Die 29 im April 2020 zur Prämierung eingereichten Maturaarbeiten decken ein dermassen breites Themenfeld ab, dass man ein Genie vom Format eines mit dem Weltwissensstand des Jahres 2020 ausgestatteten Leonardo da Vincis hätte sein müssen, um all die Manuskripte sachkompetent, eigenständig beurteilen zu können. » Daher schätze er besonders die wertvolle Zusammenarbeit von in verschiedenen Gebieten sachkompetenten Persönlichkeiten im Rahmen der Jury.

Geschichtsträchtig

Der Jury fiel es sicher nicht einfach, die besten Arbeiten festzulegen. Die Beurteilung lief unabhängig davon, wie die Arbeit von der Lehrperson, die den Arbeitsprozess begleitet hat, benotet worden ist. Drei der wichtigsten Kriterien sind, neben vielen anderen, ob die Arbeit eine Eigenleistung mit einer selbstständig entwickelten Fragestellung ist, ob sie einen Erkenntnisgewinn vermittelt und wie sauber recherchiert worden ist.

«Bürgermeister in schwerer Zeit» Besonders überzeugend war Megan Wang mit ihrer Arbeit über Otto Ehinger mit dem Titel: «Bürgermeister in schwerer Zeit». Otto Ehinger war nicht nur Bürgermeister von Meersburg in der unmittelbaren Nachkriegszeit von 1946 bis 1948, sondern auch der Urgrossonkel der Autorin. In überzeugender Weise schaffte es Megan Wang, die Herkunft und den Werdegang dieses aussergewöhnlichen Mannes und sein Geschick im Umgang mit Militär- und Zivilverwaltung in der französischen Besatzungszone darzustellen.

Auch Christine Johner, unter anderem Stadtarchivarin in Meersburg, ist in ihrer hervorragenden Laudatio (youtu.be/_ Vqf_EbKE8Y) begeistert. Sie lobt die Eigenständigkeit und den Mut Megans, den Weg in die Archive zu machen, was sie selber erst in höheren Semestern ihres Geschichtsstudiums gewagt habe. Es sei kein einfaches Thema und keine einfache Epoche, die sie sich ausgewählt habe. Die Aktenlage der Nachkriegszeit sei nicht immer vollständig, was es oft schwierig mache, ein neutrales Bild zu zeigen. Megan scheue sich nicht, Stellung zu beziehen und ihre persönliche Schlussfolgerung am Ende zu ziehen und das sei es, was eine gute Forscherin ausmache. Megan erhält neben einem kleinen Preisgeld einen Sachpreis, der sie zurück nach Meersburg führt, wo sie vom Bürgermeister empfangen wird. Sie wird die Möglichkeit haben, durch sonst verschlossene Akten zu stöbern und sie wird die Unterwelt der Stadt kennenlernen.

Zügig Als ebenfalls hervorragend stufte die Jury die Arbeit von Riccardo Khoyi mit dem Titel: «Zugfahrplan im Kanton Tessin. Ein Blick in die Geschichte mit einer zügigen Perspektive» ein. In dieser dreiteiligen Arbeit geht es um Zugfahrten im südlichen Teil der Schweiz. Der erste Teil behandelt die Vergangenheit mit einer Abhandlung über die Geschichte des Gotthardtunnels, dann beschreibt er die Gegenwart mit der Inbetriebnahme der Bahn 2000 und im dritten Teil erschafft er einen eigenen Vorschlag zum Fahrplan 2021.

Medizinisch Aline Meyer ist die Autorin einer weiteren gekürten Arbeit. Mit dem schon sehr anspruchsvollen Titel: «Hypoplastisches Linksherzsyndrom. Ein vollkommenes Leben mit einem halben Herzen – eine ‹Laune der Natur› anders erklärt» verfasste Aline einen fast hundertseitigen medizinischen Text und eine gestützt auf den Text erstellte bebilderte Broschüre, in der sie Eltern, Geschwistern und Angehörigen das Verständnis eines bestimmten gesundheitlichen Defekts eines Kleinkindes verständlich erklärt.

Besonders originell

Die Jury verteilt jedes Jahr einen Sonderpreis für eine besonders originelle Arbeit. Matteo Erny holte sich diese Ehre mit der Arbeit: «Die Wirkung von Musik auf das Gehirn untersucht für einen neuen Klang der Schulglocke der Stiftsschule Einsiedeln». Er beschäftigte sich mit der schrillen Pausenglocke der Stiftsschule, die seit Jahrzehnten die gleiche zu sein scheint und allenfalls bei den Hörerinnen und Hörern noch immer die gleiche Reihe von Gefühlen auszulösen vermag, je nachdem, wann sie gehört wird. Es werden konkrete Vorschläge für einen neuen Klangkörper erarbeitet auf der Grundlage technischer Erläuterungen über den Einfluss von Musik auf das Gehirn.

Musikalisch Die beiden Schülerinnen aus der dritten Klasse, an der Geige Anne-Sophie Künzi und am Klavier Sarah Pellegrini überzeugten durch ihr musikalisches Können und gaben dem kurzen Anlass den feierlichen Rahmen.

Anstelle des normalerweise gemütlichen Apéros, der zum Austausch und Zusammensein animiert, gab es ein kleines Giveaway in Form der Einsiedler Raben in Schokoladeform. Nächstes Jahr wird es hoffentlich wieder anders. Den Schülerinnen und Schülern wünschen wir trotz der Umstände ein gutes Schuljahr und eine erfolgreiche Matura im nächsten Sommer.

Die Gewinnerinnen und Gewinner: von unten links: Aline Meyer, Matteo Erny, Riccardo Khoyi und Megan Wang.

Foto: zvg

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