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Den Boden nach 38 Jahren gesäubert

Den Boden nach 38 Jahren gesäubert Den Boden nach 38 Jahren gesäubert

Sanierung des Kugelfangs Bisigshalden in Willerzell erfolgreich abgeschlossen

Teurer als geplant kam die Beteiligten die Sanierung des Kugelfangs Bisigshalden zu stehen. Doch das Ziel ist erreicht: Tiere dürfen dort wieder weiden.

BEZIRK EINSIEDELN

Die Voruntersuchungen der Fachexperten machten die Notwendigkeit einer Sanierung des Kugelfanges in Willerzell deutlich: Durch die fast hundertjährige Nutzung des Schiessstandes wurden rund 5 Tonnen Blei und über 100 Kilogramm Antimon im Boden vermutet. Beide Metalle gefährden die Umwelt stark. Das Gelände im Zielbereich rund um den ehemaligen Scheibenstand galt somit als hoch belastet.

Diese hohen Belastungen machten aufwendige und sorgfältige Massnahmen zur Sanierung des Kugelfanges der Schiessanlage unerlässlich. Diese Arbeiten konnten im September 2019 planmässig durchgeführt werden. Die letzten Reste des alten Kugelfanges und viele Kubikmeter belasteter Boden sind entfernt worden. Mit den abschliessenden Kontrollen und der Schlussabnahme im Sommer 2020 wurde die Sanierung beendet. Die Erde unter der frischen, grünen Wiese darf heute wieder als gesund betrachtet werden.

Über eine halbe Million Schüsse abgegeben Eröffnet wurde die 300-Meter-Schiessanlage bereits im Jahr 1898. Sie liegt nördlich ausserhalb des Dorfes Willerzell, in starker Hanglage im Gebiet Bisigshalden. Die Anlage wurde vom Militärschützenverein Willerzell über einen Zeitraum von 85 Jahren betrieben. Obligatorische Schiessen wurden hier durchgeführt, aber auch Sportschützen nutzten die Anlage intensiv.

Als Kugelfang diente der natürlich gewachsene Boden des steilen Geländes: Über eine halbe Million Schüsse wurden in Willerzell abgegeben, Projektile und Geschossfragmente drangen tief in den Boden ein. Die Anlage wurde 1982 geschlossen, die Parzelle des Schützenhauses anschliessend als Bauland eingezont und überbaut. Im Bereich des Scheibenstandes wurde das Terrain eingeebnet und mit Humus überdeckt. Der mit Blei belastete Boden aber blieb vor Ort zurück.

Vorgehen der Sanierungsarbeiten Im ganzen Einschussbereich wurde das Erdreich, Schicht um Schicht und mit grösster Sorgfalt, abgetragen. Die höchsten Konzentrationen an Blei lagen jeweils rund um die acht ehemaligen Scheiben vor. Gleich zu Beginn der Sanierungsarbeiten wurden diese sogenannten «Hotspots» ausgehoben und in die Bodenwaschanlage in Regensdorf transportiert. Dort filterte man die zersplitterten Projektilteile heraus, Kies und Sand wurden ebenfalls herausgewaschen. Der Wäscheschlamm, welcher mit feinem Bleistaub belastet war, kam anschliessend auf die Deponie. Schwermetalle mit Messgerät aufgespürt Der Bleigehalt des Aushubmaterials und des noch verbleibenden Materials im Untergrund wurde mit einem speziellen Messgerät laufend bestimmt. Mit fein dosierter Strahlung werden die Atome der Schwermetalle im Boden angeregt. Diese geben dabei Energie ab, welche das Messgerät wiederum analysieren kann. Jedes Metallatom reagiert etwas anders auf diese Anregung, weshalb das Element und die Konzentration genau bestimmt werden können. Letztlich musste eine Fläche von insgesamt 20 Aren abgetragen werden. Das Aushub-Material wurde dem Bodenrecycling oder einer Deponie zugeführt.

Unliebsame Überraschung Während der Sanierungsarbeiten stiess man überraschend auf sechs zusätzliche Einschussbereiche. Diese lagen im westlichen Bereich, direkt anschliessend an die acht bekannten Scheiben. Aufgrund der sehr konzentrierten lokalen Anhäufung von Tausenden von Projektilen und Geschossfragmenten ist davon auszugehen, dass auch auf diese Scheiben regelmässig geschossen wurde. Die sehr hohe Anzahl an Projektilen deutet zudem darauf hin, dass die Anlage auch für militärische Übungen genutzt wurde, historische Dokumente dazu finden sich allerdings keine.

Bei den Sanierungsarbeiten kamen auch die mit Erde überlagerten Betonmauern des ehemaligen Scheibenstandes zum Vorschein. Da sich unterhalb der Bodenplatte ebenfalls belastetes Material angesammelt hatte, musste das gesamte Mauerwerk abgebrochen und rückgebaut werden.

Grösserer Sanierungsbedarf als ursprünglich angenommen

Bei den Sanierungsarbeiten musste rund 40 Prozent mehr Material entsorgt werden als ursprünglich angenommen, da man nicht damit gerechnet hatte, dass in den Achtzigerjahren solch grosse Mengen an belastetem Boden verschoben worden waren. Mit diesen Umschichtungen wurde wohl auch zuvor unbelasteter Boden kontaminiert. Hinzu kam auch das belastete Material aus dem Bereich der zusätzlichen Einschusslöcher im Westen.

Ziel erreicht

Die im Boden verbleibende Bleibelastung liegt jetzt unter 1 Gramm pro Kilogramm Erde und entspricht dem zuvor angestrebten Ziel. Laboranalysen haben diesen Wert mittlerweile bestätigt. Das Gebiet um den ehemaligen Scheibenstand konnte daher mit sauberem Aushub wieder aufgefüllt werden und ist jetzt, mit geringen Nutzungseinschränkungen, wieder als Futterbaugebiet für Tiere freigegeben. Heute deutet nichts mehr auf die einstige Betriebsamkeit an Ort und Stelle hin. Kommende Generationen sind froh, die Gefährdung der Umwelt durch diese Altlast beseitigt zu wissen.

Höhere Kosten Aufgrund der historischen Untersuchung 2008 und des Sanierungsprojekts von 2015 wurde von Sanierungskosten im Bereich von 330’000 bis 350’000 Franken ausgegangen. Der grössere Sanierungsbedarf führte zu höheren Sanierungskosten. Diese belaufen sich nun auf 483’188 Franken. Von diesen Kosten übernimmt der Kanton 30 Prozent und der Bund bezahlt 8000 Franken pro anerkannte Scheibe. Aktuell ist aber noch unklar, ob der Bund 8 oder 14 Scheiben anerkennen wird. Auch der Militärschützenverein Willerzell hat sich mit 10 Prozent an den ursprünglich angenommenen Restkosten des Bezirks beteiligt.

Eine Fläche von insgesamt 20 Aren musste abgetragen und dem Bodenrecycling oder einer Deponie zugeführt werden. Fotos: Bezirk Einsiedeln

Die «Hotspots»: Um die acht Scheibenstandorte herum war die Bleikonzentration am höchsten.

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