Veröffentlicht am

Jagdhunde sind keine Streuner

Jagdhunde sind keine Streuner Jagdhunde sind keine Streuner

Im Kanton Schwyz sorgen Ahnungslose immer wieder für Kopfschütteln in der Jagdszene.

ANJA SCHELBERT

Kurioser gehts kaum. Bruno Schuler aus Rothenthurm, der seit 42 Jahren der Jagd frönt, machte sich kürzlich auf die Pirsch. An seiner Seite: der Schwyzer Laufhund Prinz. Der eineinhalbjährige Rüde weiss seinen Job auszuführen – und danach auch zurückzukommen. Eigentlich. Doch an diesem Tag ergab sich für die zwei Jagdfreunde eine Jagd der ganz anderen Art.

«Ich war im Katzenstrickgebiet unterwegs. Prinz kennt das Gebiet. Doch er kehrte einfach nicht zurück», sagt Schuler. Später habe er ihn dann gefunden. Ahnungslose Passanten hatten ihn als herrenlosen Streuner eingestuft und deshalb festgebunden. Schuler kann darüber nur den Kopf schütteln.

Jagdhunde weder festbinden noch festhalten Markus Raschle, der für diese Region zuständige Wildhüter, hört nicht zum ersten Mal von einem Fall wie diesem. Dort, wo der Tagestourismus spürbar sei – als Beispiel nennt er etwa die Ibergeregg, Sattelegg oder das Rigi-Gebiet –, komme es «hie und da» zu vermissten Jagdhunden, weil sie entweder mitgenommen, festgebunden oder zur Polizei gebracht würden. «Dabei müssen Jagdhunde ein gut erkennbares Leuchthalsband mit der Telefonnummer ihres Führers tragen.»

«Die Leute wissen zu wenig von der Jagd»

In böser Absicht verschwinden die Vierbeiner aber selten. Eher fühlen sich Personen mit fehlender Jagdkenntnis verantwortlich – und nehmen den vermeintlichen Streuner aus Sorge mit. Für den Wildhüter liegt auf der Hand, dass gerade jetzt, wo Corona besonders viele in die Natur zieht, Missverständnisse vorprogrammiert sind. «Die Leute wissen zu wenig von der Jagd», nennt er als Grund. Also was tun, wenn ein vermeintlich herrenloser Hund auftaucht? «Eifach sii laa», rät Raschle. Das Tier finde selbstständig zurück zu seinem Führer.

Allerhöchstens könne die auf dem Halsband eingravierte Telefonnummer gewählt oder der zuständige Wildhüter informiert werden. Auf keinen Fall dürfe das Tier angebunden oder mitgenommen werden. «Sonst kann es sein, dass der Hund gar nicht mehr aufgefunden wird.» Auf Wanderungen oder in der Nähe von Jagdgebieten soll also am besten gar nicht in das Treiben der Jagd eingegriffen werden. So ist den Hunden und den Jägern geholfen. Und Letztere müssen so auch nicht dem eigenen Hund nachjagen, sondern können sich getrost wieder dem Wild als Beute zuwenden.

Markus Raschles ehemalige Jagdbegleiterin: Jura Laufhündin Fynn von Runggaletsch. Die Signalhalsung und der GPS-Tracker sind gut sichtbar.

Foto: zvg

Share
LATEST NEWS