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Nein zu Leistungsklassen

ABSTIMMUNGEN

Abstimmung: Teilrevision kantonales Volksschulgesetz

Unsere Gesellschaft ist leistungsorientiert. Viele Menschen fühlen sich den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen und brennen aus. Und nun steht der Anspruch auf das Führen von Leistungsklassen in den Bezirken.

Die Möglichkeit, solche Klassen zu führen, würde durch die ungleiche Finanzstärke der Bezirke die Chancengleichheit der Schülerinnen und Schüler (SuS) kantonal verändern. Die Zweisprachigkeit im Unterricht wird hervorgehoben. Diese ist jedoch bereits mit geltendem Gesetz möglich. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass das neue Angebot progymnasiale Züge aufweist. Ein Angebot, das den Privatgymnasien seit 2006 vorbehalten ist. Die Evaluation des Probeversuchs zeigte klar, dass nach zwei Jahren ein Grossteil der SuS ins Gymnasium abgingen. Um den Abgang für das dritte Jahr zu kompensieren, kamen dann die (noch) besten SuS der «normalen» Sek in die Leistungsklasse. Als Folge, eine logische Schwächung der bis anhin erfolgreichen Sekundarschule. Das Versprechen, mit dem neuen Leistungsangebot mehr Handwerker zu generieren, ist meines Erachtens reines Wunschdenken. Für viele Eltern ist eine akademische Laufbahn immer noch der einzig richtige Weg. Die Ersterfahrungen bestärken diese Aussage.

Was mich jedoch persönlich am meisten besorgt ist der zusätzliche Druck, der mit Sicherheit entstehen wird. Auf alle Beteiligten. Auf Eltern, die immer nur das Beste für ihr Kind (oder sich selber?) wollen. Auf die Lehrpersonen der 5./6. Klasse, die bereits heute betreff schulischen Übertrittes unter spezieller Belastung stehen. Fordernde Eltern aufgrund ungenügender Promotionsnote ihres Kindes sind nicht selten. Für mich aber absolut prioritär, dass als Folge der Druck auf die Kinder zunehmen wird. Kinder wollen grundsätzlich elterlichen Ansprüchen gerecht werden; auch unausgesprochenen und unbewussten. Da kann höherer Leistungsdruck zu Leidensdruck führen.

Ich wünsche mir, dass sich die öffentliche Volksschule mit ihrem aktuellen Angebot stark und selbstbewusst zeigt. Auch gegenüber Privatschulen. Denn das ist sie. Der Regierung zustimmend lege ich überzeugt ein Nein in die Urne.

Hildegard Berli-Kälin (Einsiedeln)

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