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Die Raiffeisen-GV findet 2021 noch nicht auf dem Mars statt!

Die Raiffeisen-GV findet 2021 noch nicht   auf dem Mars statt! Die Raiffeisen-GV findet 2021 noch nicht   auf dem Mars statt!

Gemäss dem Motto «Die Katze lässt das Mausen nicht» referierte der in Arth wohnhafte Bruno Stanek zum Thema «Aktuelles zum Weltraum ». Unter Einbezug der Corona-Schutzmassnahmen konnte der Anlass im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben reibungslos durchgeführt werden.

WERNER BÖSCH

Jährlich lädt die Einsiedler Raiffeisenbank einen interessanten Referenten ins Klosterdorf ein, um ihren treuen Kunden auf dieses Weise etwas zurückgeben zu können. Marcel Birchler, Vorsitzender der Bankleitung, durfte dem Publikum, welches sich auf gut 50 Vierer-Tische verteilt hatte, den ETH-Mathematiker Dr. Bruno Stanek vorstellen. Viele ältere Personen erinnern sich, wie Stanek 1969 die Fernsehübertragung der ersten Mondlandung kommentierte und dabei ein verblüffendes Wissen an den Tag legte. Bis 1972 haben in gesamthaft sechs Missionen 12 Menschen ihren Fuss auf den Mond gesetzt. Dann ist es auf dem einzigen Trabanten der Erde zunehmend ruhig geworden.

An ihm kommt man nicht vorbei: Elon Musk Mit der folgenden Frage spielte Birchler dem Referenten den Ball zu: «Wann kann die Raiffeisenbank ihre erste GV auf dem Mars durchführen?» Fürs Erste meinte Stanek, diese Frage müsse er Elon Musk stellen. Damit war das Hauptstichwort des Abends gefallen. Zwar meinte der 77-jährige Stanek, es gebe in der Raumfahrt wohl viele Player – China, Arabische Emirate, Indien, Japan beispielsweise – doch ein Privater habe alle eingeholt: Der 49-jährige gebürtige Südafrikaner Elon Musk, den viele für genial, andere für verrückt halten, der oft ausgelacht wurde, hat mit seinem Unternehmen Zip2 und PayPal ab 1994 ein riesiges Vermögen verdient, welches er nunmehr (ab 2002) in die Firma SpaceX zu investieren begann.

Mit dem Starlink-Projekt, bei dem SpaceX Tausende Satelliten ins All schickt, könnte gar das Internet noch einmal völlig revolutioniert werden. Eine Falcon 9-Rakete, deren Aufbau und Leistungsvermögen Stanek mit eindrücklichen Bildern illustrierte, kann bis zu 60 Satelliten transportieren. Doch SpaceX mit CEO Musk haben das Ziel, den Planeten Mars, rund 228 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, zu einer dauerhaften und autarken Kolonie der Menschheit zu machen. Diesem Ziel ist alles andere – wohl selbst die Tesla-Produktion – untergeordnet.

Noch gut fünf Jahre: Wer glaubt daran?

Bruno Stanek zeigte in seinem Referat viele Skizzen mit technischen Details unter anderem der Trägerrakete Starship (mit Super Heavy Booster). Diese grösste Rakete hat eine Höhe von 122 Metern, verfügt über drei Triebwerke, hat einen Durchmesser von neun Metern und eine Masse von 5000 Tonnen. Frühestens 2021 soll sie mit Nutzlasten starten. Bis zu 100 Personen sollen bequem einsteigen können. Stanek: «Die Rakete landet wie ein Fallschirmspringer und ist vollständig wieder verwendbar.» Doch bis der erste Flug mit Passagieren stattfindet, will man 100 Starts hinter sich bringen. Während man nach einem Flug zum Mond in rund 10 Tagen wieder zurück sein kann (Kosten pro Passagier zirka eine halbe Million Franken), dauert das beim Mars-Flug doch immerhin etwa 500 Tage, bis die Konstellation zwischen Erde und Mars so stimmt, dass man die Erde trifft. Und Elon Musk ist ambitiös: Er geht davon aus, dass der erste Mensch am 31.12.2025 (!) seinen Fuss auf dem Mars aufsetzen wird. Im Klartext: Vor 2025 wird kaum eine Raiffeisen- GV «dort oben» stattfinden. Bruno Stanek, der Musks Ziele als realistisch betrachtet, meinte, dass sich internationale Architekten bereits Gedanken machen, was auf dem Mars baulich alles möglich sein könnte.

Man spürte, dass im Publikum nicht jedermann Elon Musks Ambitionen teilen wollte. Da tauchten beim Heimgehen wohl Fragen auf wie: Was wäre das für eine Lebensqualität auf dem Mars? Möchte und könnte ich mir eine monatelange Reise zum Mars wirklich leisten? Sollten wir nicht besser unserer Erde mehr Sorge tragen, bevor wir auf den Mars fliegen?

Bruno Stanek hat mit seinem Referat und den aktuellsten Bildern jedenfalls sehr interessante Inputs geliefert. Marcel Birchler überreichte ihm zum Schluss einen grossen Korb mit Einsiedler Spezialitäten, versehen mit dem passenden Kommentar: «Wenn Sie auf dem Mars 500 Tage auf den Rückflug warten müssen, sind Sie bestimmt froh um etwas Rosoli, Käse … und was sonst noch da drin steckt!» Dem offiziellen Teil folgte – auch mit dem gebührenden Corona- Abstand – ein feiner Apéro mit Bedienung am Tisch.

Bruno Stanek (Mitte), umgeben von den Gastgebern, vom Vorsitzenden der Bankleitung, Marcel Birchler (links), sowie Christian Schilliger als Organisator des Abends.

Foto: Werner Bösch

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