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«Das Rappenmöösli wird brennen!»

«Das Rappenmöösli wird brennen!» «Das Rappenmöösli wird brennen!»

Interview mit Michael Kälin, dem Willerzeller Trainer des FC Freienbach, vor dem Derby gegen den FC Einsiedeln

Morgen kommt es zum Lokalderby zwischen dem FC Einsiedeln und dem FC Freienbach. Während die Höfner letzte Saison oben mitspielten, stemmte sich der FCE gegen den Abstieg. Nun begegnen sich beide Teams plötzlich auf Augenhöhe – im Tabellenkeller. Ein pikantes Duell.

WOLFGANG HOLZ

Schon nervös vor dem Gang in die Höhle des Löwen beim FC Einsiedeln? Wenn Sie mich darauf ansprechen – werde ich langsam tatsächlich nervös. Es ist natürlich ein spezielles Spiel. Der FC Einsiedeln ist mein Heimatverein. Ich habe dort schöne Zeiten erlebt. Und ich weiss, dass der Match sehr umkämpft sein wird: Das Rappenmöösli wird brennen, denn für den FC Einsiedeln wird es der Match des Jahres sein. Wir vom FC Freienbach können nur verlieren. Könnte man salopp sagen: Geld trifft auf den «starche Gäischt»? Man kann den FC Freienbach nicht immer nur aufs Geld reduzieren. Es gibt bei uns auch Spieler, die kein Geld erhalten. Auch beim FC Einsiedeln werden kleinere Prämien oder Entschädigungen an einzelne Spieler entrichtet, da mache ich mir nichts vor. Sicherlich haben wir beim FC Freienbach einen gewissen finanziellen Spielraum, aber ich finde die Geldfrage langsam etwas überstrapaziert. Sie sind seit Juli 2019 neuer Trainer des FC Freienbach. Den Verein, der ja – sorry, um es nochmals zu sagen –, gut alimentiert ist, treiben immer noch Aufstiegsambitionen um. Im Moment sieht es eher nach Abstiegskampf aus. Woran liegts? Das ist eine vielschichtige Frage. Man muss klar sagen, dass diese hochfliegenden Pläne und Aufstiegsambitionen immer nur von aussen an die Mannschaft herangetragen werden. Ich selbst habe den Aufstieg noch nie als Saisonziel öffentlich kommuniziert, und auch seitens des Vorstands ist diese Vorgabe noch nicht gemacht worden. Klar, ich bin ein ehrgeiziger Typ und will immer gewinnen. Und mit diesem Saisonstart sitzt mir das Messer am Hals. Das Problem unserer Mannschaft ist, dass wir unsere Gegner oftmals unterschätzen. Diese Einstellung thematisiere und kritisiere ich immer wieder. Den FC Einsiedeln werden wir morgen aber sicher nicht unterschätzen. Sie waren vorher ja zwei Jahre lang erfolgreicher Trainer des FC Einsiedeln. Bereuen Sie es inzwischen, gewechselt zu haben?

Nein, ich habe, wie gesagt, eine gute Zeit beim FC Einsiedeln gehabt. Aber längerfristig hätte ich beim FCE nicht weiterarbeiten können, ohne dass grundlegende Strukturen geändert worden wären. Dabei geht es nicht nur ums Geld. Ich spreche zum Beispiel von Trainingsbedingungen, die mit einem zusätzlichen Training in der Beachhalle schon massiv aufgewertet worden wären. Man kann auch nicht nur mit einheimischen Spielern antreten und jedes Jahr als Saisonziel verkünden, dass der FCE halt wieder gegen den Abstieg spielt. Mit solchen Strukturen wird sich der FC Einsiedeln dauerhaft nicht in der Zweiten Liga interregional halten können. Wie, glauben Sie, werden Sie von den Fans im Rappenmöösli empfangen? Ich habe immer versucht, mich anständig zu verhalten und habe mir nichts zu schulden kommen lassen. Ich denke, die Fans werden mich deshalb fair empfangen. Und, egal, wie das Spiel am Ende ausgeht: Nach dem Match werde ich im Clubhaus eins ziehen gehen. Welche Kulisse und Atmosphäre erwarten Sie? Die Tribüne ist das zentrale Stimmungselement im Rappenmöösli- Stadion. Aufgrund der Covid-19-Schutzmassnahmen wird die Tribüne aber nicht gefüllt sein können. Die Atmosphäre wird deshalb zwar gut sein, weil es ja eine Menge Platz für die Zuschauer rund um den Platz gibt – aber sie wird sicher nicht so sein, wie in den Zeiten, als es Corona noch nicht gegeben hat.

zu kommen.

Wie, denken Sie, wird Einsiedeln versuchen zu gewinnen? Die Mannschaft wird probieren, aus einer gesicherten Abwehr durch schnelle Konter zum Erfolg Und wie werden Sie dies verhindern beziehungsweise – was für einen Matchplan haben Sie? Einen Matchplan habe ich natürlich, aber den kann ich vor dem Spiel natürlich nicht verraten. Wir werden sicherlich versuchen, die Fehler und Schwächen des Gegners auszunutzen. Wenn es unserer Mannschaft läuft, kommen wir schnell in einen Spielrausch und sind nicht mehr zu stoppen. … so wie beim 5:1-Sieg Ihrer Mannschaft am Mittwochabend gegen den FC Ägeri? Der Sieg war eine Erleichterung, klar. Aber es gab auch Dinge, die mich masslos geärgert haben: Dass wir beim Stand von 1:0 etwa einen Penalty derart leichtfertig vergeben, darf nicht passieren. Wir haben gegen den FC Ägeri so hoch gewonnen, weil die Mannschaft nach dem 0:2 einfach auseindergebrochen ist. Das wird dem FC Einsiedeln sicher nicht passieren. Der FC Einsiedeln bricht nicht auseinander.

Der FC Freienbach hat den FC Einsiedeln im Rappenmöösli aber beim letzten Aufeinandertreffen klar mit 5:1 in die Schranken verwiesen. Hoffen Sie also wieder auf ein ähnliches Resultat?

Ich hoffe es. Ich wäre aber auch schon mit einem 1:0-Sieg zufrieden. Geht das Spiel unentschieden aus, können wir dagegen mit dem Ergebnis sicher nicht zufrieden sein.

Sie haben noch einen Vertrag bis 2021. Werden Sie verlängern beziehungsweise gehen Sie davon aus, dass Ihr Vertrag verlängert wird? Ich habe ja eigentlich einen Vertrag bis 2031 ( grinst). Nein,Spass beiseite. Der Vorstand des FC Freienbach hat signalisiert, dass er etwas Langfristiges aufbauen will. Das ist eine Einstellung, die mir grundsätzlich sehr zusagt und gefällt. Ich will auf jeden Fall mit der Mannschaft noch einen Schritt nach vorne machen. Dafür dürfen wir aber künftig eben einfach unsere Gegner nicht mehr unterschätzen. Es ist aber grundsätzlich auch nicht ausgeschlossen, dass ich nach 2021 etwas anderes mache. Würden Sie als Willerzeller ohne weiteres wieder nach Einsiedeln zurückkehren – sollte Ihre Mannschaft morgen verlieren? Wenn der FC Einsiedeln den Sieg verdient, mag ich den Einsiedlern den Erfolg gönnen. Ich bin generell nicht der Typ, der sich eine Woche lang versteckt, nur weil er verloren hat. Letzte Frage: Über dem Fussball national und international hängt wegen Corona das Damoklesschwert, wie es mit den Zuschauern weitergeht. Kann der Fussball auf Dauer ohne Zuschauer auskommen – in der Zweiten Liga Inter sind diese ja bereits erlaubt? Nein, Fussball ohne Zuschauer geht auf Dauer nicht. Ich habe mir in den letzten Wochen viele Fussballspiele im Fernsehen angeschaut und mich gefreut, dass es jetzt weitergeht. Als ich aber das Championsleague-Final ohne Zuschauer verfolgt habe, musste ich schon sagen: Das ist kein Zustand.

Gelassen-nervös: Michael Kälin, Trainer des FC Freienbach. Morgen trifft der 43-Jährige mit seiner Mannschaft auf seinen früheren Verein, den FC Einsiedeln.

Foto: Wolfgang Holz

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