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Mietzinsreduktion für die Ilgenstände

Mietzinsreduktion für die Ilgenstände Mietzinsreduktion für die Ilgenstände

50. Generalversammlung der «Vereinigten Ilgenstände» in Willerzell

Am letzten Montagabend wurde im Restaurant Grüene Aff der Jahresrückblick aus bekannten Gründen etwas verspätet durchgeführt. Gastgeberin war diesmal die Genossame Willerzell.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Das würde von Aussenstehenden nicht unbedingt erwartet: Sechs Einsiedler Genossamen betreiben seit 50 Jahren die Ilgenstände am Rande des Klosterplatzes. Für viele sind die Korporationen noch heute ein Buch mit sieben Siegeln. Doch reichen ihre Wurzeln bis ins frühe Mittelalter zurück – als Trägerin von gemeinsam genutzten Weiden, Wäldern und Alpen. Nach der Trennung von Staats- und Gemeindegut gingen die politischen Aufgaben an den Staat über.

Die Macht der Genossamen liegt meist im Verborgenen. Obschon sie teilweise ein breites Tätigkeitsfeld abdecken, treten sie öffentlich eher wenig in Erscheinung. Dennoch spielen sie auch in Einsiedeln eine nicht zu unterschätzende Rolle. In ihrem Besitz sind Wälder, Land und Immobilien. Weiter hat die Unterstützung kultureller, sportlicher und gemeinnütziger Immobilien eine lange Tradition, denen auch heute noch stark nachgelebt wird. Die Genossamen entlasten mit ihrem Wirken in vielen Bereichen das politische Gemeindewesen. So bilden die 1849 gegründeten Einsiedler Genossamen, die aus der Einsiedler Genossenschaft hervorgegangen sind, ein unentbehrliches Glied in der gemeindlichen Organisation des Kantons Schwyz und werden wohl auch in Zukunft ihren festen Platz haben.

Die Genossamen basieren auf einem genossenschaftlichen Gedanken: Sie leben vom Engagement ihrer Mitglieder und leisten so einen Beitrag zum Wohl der Allgemeinheit. Dieser Gedanke liegt in der heutigen Zeit wieder vermehrt im Trend. In unserer globalisierten Welt suchen viele Leute wieder vermehrt Halt im Lokalen. Während es in anderen Kantonen zu Auflösungen von Genossamen gekommen ist, sind sie besonders im Kanton Schwyz fester denn je verwurzelt.

Besondere Geschichte

Eine Geschichte, wie die Entstehung der Ilgenstände, muss man immer wieder weiter erzählen und schreiben, damit sie nachkommenden Generationen in Erinnerung bleibt. Schon bei der Gründung der Genossame Dorf-Binzen und der sechs Viertelskorporationen war die Verteilung der damals noch 37 Kramladen geregelt. Nach dem Brand der Pfauenstände 1939 – vielen Einsiedlern noch als «Malakoff» bekannt – änderten sich die Besitzverhältnisse, weil diese nicht mehr aufgebaut worden sind. Der Abbruch der «Sonnen- Kramladen» erfolgte 1949, sodass heute noch 13 Ilgenstände (Dorf-Binzen 6 Stände, Egg 2, Euthal 2, Gross 1, Trachslau 1, Willerzell 1) stehen. Nach dem Wiederaufbau der 1963 abgebrannten llgenstände wurde 1970 die erste Generalversammlung der «Vereinigten Ilgenstände» abgehalten.

Sonderfall Bennau

Von den total sieben Einsiedler Genossamen ist einzig Bennau nicht an den Ilgenständen beteiligt. Sie verzichtete auf eine Beteiligung und musste so den jährlich «geschuldeten» Bezirksbeitrag nicht mehr bezahlen. Gemäss eines Vertrags aus dem Jahre 1837 musste die damalige Genossenschaft Einsiedeln dem Bezirk jährlich 10’000 Pfund (etwa 8000 Franken) bezahlen. Erst 1985 konnten sich die Genossamen durch ein Bundesgerichtsurteil von diesem Betrag endgültig auskaufen.

Die Generalversammlung Die von Präsident Wilfrid Schönbächler speditiv geleitete Versammlung gab zu keinen Fragen Anlass, sodass die Geschäfte rasch erledigt waren. Das Protokoll wurde von Aktuar Urs Schönbächler wie immer nach alter Sitte verlesen. Obwohl die von Stefan Schönbächler geführte Kasse mit Mehrausgaben abschloss, dürfen die Finanzen als solide bezeichnet werden. Wegen des Lockdowns kam man den Pächtern der Ilgenstände mit einer Mietzinsreduktion entgegen. Wilfrid Schönbächler (Präsident), Urs Schönbächler (Aktuar) und Stefan Schönbächler (Kassier) wurden für ein weiteres Jahr in ihren Chargen bestätigt.

In einer Schweigeminute gedachte man der Verstorbenen Karl Schnidrig und Tobias Schönbächler.

Nach dem offiziellen Teil wurde bei Speis und Trank weiter über genossamespezifische und lokale Themen diskutiert.

Sechs Einsiedler Genossamen betreiben seit 50 Jahren die Ilgenstände am Rande des Klosterplatzes.

Foto: Wolfgang Holz

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