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Die Mystik des Souvenirs

Die Mystik des Souvenirs Die Mystik des Souvenirs

Wo kommen eigentlich die vielen Nachbildungen der Schwarzen Madonna her?

Die «Schwarze Madonna» zieht Tausende Pilger pro Jahr an. Vor dem Gnadenbild des Klosters Einsiedeln beten viele Gläubige und vertrauen der Marienfigur ihre Sorgen an. Wenn sie das Kloster verlassen, kauft sich so mancher als Souvenir eine der vielen Madonnen in der Ladenzeile am Klosterplatz. Wo kommen diese her?

WOLFGANG HOLZ

Die Schwarze Madonna ist einzigartig. Die Herkunft der wunderschönen und für Gläubige so viel Seelenfrieden stiftenden Schwarzen Madonna in der Gnadenkapelle des Klosters Einsiedeln ist allerdings nicht hundertprozentig rekonstruierbar.

Aus Lindenholz

Doch wird bei dem 117 Zentimeter grossen Einsiedler Gnadenbild der Mutter Gottes davon ausgegangen, dass es im spätgotischen weichen Stil aus Lindenholz geschnitzt und zwischen 1440 und 1465 im süddeutschen Raum geschaffen wurde. So kann man es auf der Homepage des Klosters Einsiedeln nachlesen. «Es wird dem Umkreis von Hans Multscher oder dem frühen Werkstattbereich Multschers im Umkreis von Hans Striegel dem Älteren zugeschrieben. » Die stehende Madonna mit dem Kind auf dem linken Arm sei im Sommer 1466 in die Heilige Kapelle gekommen, heisst es weiter. Der Klosterbrand vom 21. April 1465, der in der Heiligen Kapelle ausgebrochen war, hatte das ältere Madonnenbild zerstört. Ob das Bild als neues Gnadenbild in Auftrag gegeben worden ist oder ob man eine im Kloster vorhandene Statue dafür verwendete, ist ungewiss.

Aus Modellbauharz

Gar nicht ungewiss sind im Gegensatz zu dem geheiligten Gnadenbild der Schwarzen Madonna deren mannigfaltigen Nachbildungen aus Plastik – die in den Souvenirläden am Klosterplatz verkauft werden. Im Prinzip. Denn fragt man Verkäufer, erhält man keine eindeutigen Antworten. Und auf den Figuren selbst ist nirgendwo ein eingraviertes «Made in…» zu erspähen. Lediglich ein Hersteller der Schwarzen Madonnen aus Kunststoff hat ein kryptisches «EVR» eingeritzt. Die Herkunft bleibt trotzdem unklar.

Dem «Einsiedler Anzeiger» ist es jetzt gelungen, eine Firma in Weiden, in der bayerischen Oberpfalz, ausfindig zu machen und mit dem Geschäftsinhaber Sandro Scheuerer ein kurzes Gespräch über die Schwarzen Madonnen als Souvenirartikel in allen Grössen zu führen.

Unbeantwortete Fragen

Wobei das Minimal-Interview so viel Geheimniskrämerei offenbart, dass selbst diesem Massenprodukt eine Art mystischer Aurazuteilwird.HierdasInterview mit Sandro Scheuerer – in Form schriftlich gestellter Fragen – im Wortlaut: Herr Scheuerer, Ist es richtig, dass Ihre Firma die «Schwarze Madonna» als Souvenirfigur in ihrem Programm hat? Früher hatten wir eine Grösse in zwei Farben im Programm. Seit geraumer Zeit liefern wir exklusiv an einen Händler in Einsiedeln.

In welchen Materialien und Grössen bieten Sie diese an? Das Material ist Polyresin, das ist ein Zwei-Komponenten-Modellbauharz.

Wie gross ist die Nachfrage nach Ihrer Schwarzen Madonna?

Dies kann ich Ihnen leider pauschal nicht beantworten. Stellen Sie diese Madonnen auch selbst her oder vertreiben Sie diese Figuren nur? Wir übernehmen die gesamte Entwicklung von Modellieren und Bemusterung sowie die Produktion.

Wo werden die Schwarzen Madonnen hergestellt – in China?

China.

In welchen Stückzahlen werden diese pro Jahr produziert?

Das kann ich Ihnen leider aus Datenschutzgründen nicht mitteilen.

Welche anderen Heiligenfiguren haben Sie noch im Programm?

Dafür bitte ich Sie, sich unseren Katalog auf unserer Webseite anzuschauen. Des Weiteren stellen wir auch exklusiv für Kunden Figuren her.

Waren Sie schon einmal in Einsiedeln und haben die originale Schwarze Madonna gesehen?

Ja.

So weit das Auge reicht: Schwarze Madonnen als Souvenirfiguren in verschiedenen Grössen und Farben. Foto: Wolfgang Holz

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