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«Einsiedeln bietet uns Natur und Spiritualität»

«Einsiedeln bietet uns  Natur und Spiritualität» «Einsiedeln bietet uns  Natur und Spiritualität»

Irina Bilyavska Camenzind ist Präsidentin des Kulturvereins «Dialog». Die gebürtige Ukrainerin hat 2015 den Mittel-Osteuropäischen Kulturverein in Einsiedeln gegründet. Der Verein nimmt an einer Plakatausstellung teil, die in dieser Woche anstelle des Einsiedler Völkerfests im Paracelsuspark über die Bühne geht.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie viele Plakate aus welchen Ländern hat Ihr Verein für die Ausstellung im Paracelsuspark hergestellt? Es sind drei Plakate: Russland, Moldawien und Transkarpatien (Westukraine). Unsere Vereinsmitglieder kommen aus Ländern wie der Ukraine, der Slowakei, Österreich, Russland, Weissrussland, Georgien, aber auch aus Kasachstan und natürlich aus der Schweiz. Doch unter den aktuellen Schutzkonzepten konnten wir nicht zusammen an mehreren Plakaten arbeiten. Wie sind die Sujets auf Ihren Plakaten entstanden? Wir waren frei zu entscheiden, was wir auf die Plakate bringen wollten: das Land oder die Region unserer Herkunft. Es sind Collagen und Skizzen entstanden, aber auch wahre Kunstwerke. Was ist Ihr erster Eindruck, wenn Sie selber durch den Plakatwald spazieren? Heute sind diese Plakate die Symbole für eine beinahe zehnjährige Geschichte, die einmal hinter dem Brüel-Schulhaus als kleine Gruppe begonnen hat und die letzten Jahre zu einem wahren Einsiedler Sommerfest mit kulturellen Darbietungen und Festessen im Paracelsuspark geworden ist. Die Plakate stehen auch dafür, dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten weitermachen und solidarisch sind. Der Verein «Ökumenische Gemeinschaft bewegt » hat dazu den Samen gesetzt, aus dem jetzt ein wunderschöner Park gewachsen ist.

Welchen Zweck verfolgt Ihr Verein «Dialog»? Kernziel des Kulturvereins «Dialog » ist es, die kulturelle Vielfalt von Menschen mit Migrationshintergrund zu präsentieren und eine Plattform für den Austausch zwischen Einheimischen und Zugewanderten zu fördern. So organisieren wir verschiedene Anlässe, zum Beispiel Erzählabende über eine Reise nach Mittel-Osteuropa, das Highlight im vergangenen Vereinsjahr. Wir unterstützen unsere Vereinsmitglieder mit ihren Anliegen, zum Beispiel auch, ihre neue Heimatregion besser kennenzulernen oder ihre künstlerischen Begabungen zu zeigen, zum Beispiel an einer Ausstellung im Chärnehus.

Fehlt es im Klosterdorf an einem Dialog zwischen Einheimischen und Zugewanderten? Nein. Es gibt das Projekt «mitenand », wo viele Leute sich engagieren, um Menschen aus anderen Kulturen willkommen zu heissen. Und unsere Anlässe im Verein «Dialog» werden von vielen Einheimischen besucht, letztes Mal waren achtzig Personen am Erzählabend. Wie gehen Einsiedler auf Fremde und Ausländer zu? Meine persönliche Erfahrung ist, dass es immer etwas Zeit braucht, wenn man an einen neuen Ort kommt und bis man auf der Strasse gegrüsst und zu einer Tasse Kaffee eingeladen wird. Ich kenne mittlerweile sehr viele Kollegen und Bekannte und fühle mich reich beschenkt: Sie geben mir das Gefühl von Heimat. Sie stammen aus der Ukraine. Wie sind Sie ins Klosterdorf gekommen?

Mein Mann hat bei mir in der Ukraine Russisch gelernt und wäre bereit gewesen, in eine Stadt zu ziehen. Doch wir haben uns damals für Einsiedeln entschieden, weil der Ort uns beiden viele Schätze bietet: Natur und Spiritualität sowie eine Verbundenheit mit Menschen.

Foto: Magnus Leibundgut

Irina Bilyavska Camenzind

Jahrgang: 1970 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Russischlehrerin für Erwachsene, Schlüsselperson für Integration im Kanton Schwyz, KomIn Hobbys: Wandern, Lesen, Yoga, Kreatives

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