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Herdenschutz statt Wolfsabschuss

ABSTIMMUNGEN

Das revidierte Jagdgesetz schiesst weit über das Ziel hinaus. Unsere Parlamentarier haben den Schutz des Wolfes viel stärker gelockert, als der Bundesrat ursprünglich vorgeschlagen hat. Aus einem Jagdschutzgesetz wurde nun ein Abschussgesetz, das dem heute so dringlichen und unerlässlichen Arten- und Naturschutz in keiner Art und Weise gerecht wird.

Nach dem neuen Jagdgesetz dürften Wolfsrudel reguliert werden, sobald nur schon ein Schaden droht, das heisst ohne dass sie Schaden angerichtet haben und ohne dass vorgängig zumutbare Herdenschutzmassnahmen umgesetzt werden.

Gemäss Bund hat eine Untersuchung gezeigt, dass Herdenschutzmassnahmen zu einem 98-prozentigen Schutz der Tiere gegen Raubtierangriffe führen. Und genau solche wirksamen Herdenschutzmassnahmen müssen nach neuem Jagdgesetz nicht mehr umgesetzt werden. Doch ohne Herdenschutz droht logischerweise immer Schaden. Das revidierte Jagdgesetz wäre quasi ein Freipass für die Kantone, um jährlich die Hälfte der geborenen Jungtiere eines Wolfsrudels über den Regulierungspassus abschiessen zu können.

Eine solche Lockerung der Herdenschutzverpflichtung ist völlig unverständlich. Denn gerade in Rudelgebieten ist es enorm wichtig, dass wirksame Herdenschutzmassnahmen umgesetzt werden, damit die jungen Wölfe von Beginn an lernen, dass Schafe und Ziegen keine einfache Beute sind. Dass Herdenschutz funktioniert, beweisen alle Alpen, welche zum Teil schon seit Jahren sehr erfolgreich Herdenschutzmassnahmen umsetzen. Wie zum Beispiel die Alpen in der Calanda-Region, wo das ansässige Wolfsrudel praktisch keine Nutztierschäden mehr verursacht. Was beim Calanda-Rudel funktioniert, funktioniert auch bei anderen Rudeln, sofern die Massnahmen lückenlos umgesetzt werden. Herdenschutz ist jedoch eine Willensund Einstellungssache und beginnt im Kopf! Dazu sind leider viele noch nicht bereit.

Jährlich werden rund 400 Schafe vom Wolf gerissen. Es sterben aber viel mehr Schafe während des Alpsommers durch Krankheiten, Abstürze, Stein- oder Blitzschlag …. Früher starben bis 10’000 Schafe auf den Schweizer Alpen. Seit wieder vermehrt Herdenschutz betrieben wird, sank die Zahl der sogenannten «natürlichen Abgänge» auf zirka 4000 Schafe. Durch die Behirtung können viele Unfälle und Abstürze verhindert und Krankheiten frühzeitig behandelt werden und somit überleben dank Herdenschutz generell mehr Schafe den Sommer auf der Alp.

Um Schäden zu vermeiden, braucht es wirksamen Herdenschutz und keine Wolfsabschüsse! Nur so funktioniert ein langfristiges Nebeneinander von Mensch, Wolf und Nutztieren!

Christina Steiner, Präsidentin Verein CHWolf (Einsiedeln)

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